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9. Tag: So, 03.03.2002
- Bangkok - Klang Dong - Korat - Phimai - Khon Kaen -

Bereits vor 6.30 Uhr haben wir gefrühstückt, und eine halbe Stunde später sind wir bereit zur Abreise. Im Foyer des Hotels warten auch schon andere Teilnehmer der "Großen-Rundreise", die uns in den nächsten Tagen nach Zentral- und Nordthailand führen wird. Der vor dem Hotel wartende Reisebus füllt sich langsam und wir steigen auch ein. Unsere Reisegruppe zählt ca. 30 Personen. Der Reiseleiter Chinnarong (Chinna) Neorakul begrüßt uns herzlich, und um 7.15 Uhr fahren wir los. Vor uns liegen ca. 2300 km Strecke mit vielen kulturellen und natürlichen Höhepunkten, auf die wir sehr gespannt sind. Kloster Wat Theppitak bei Klang Dong - weiß gekalkte Buddha-Statue am Berghang
Wir verlassen die Hauptstadt in nördlicher Richtung und nach etwa 100 km, bei Saraburi, zweigen wir auf eine andere Hauptstraße (Highway Nr. 2) ab, die nach Nakhon Ratchasima (Korat) führt. Diese Straße wurde Ende der 50er Jahre von den USA als Geschenk des Landes bis hin zur laotischen Grenze bei Vientiane ausgebaut. Sie trägt auch den Namen Friendship Highway. Heute und Morgen werden auch wir auf dieser Straße bis zur Grenze nach Laos reisen. Entlang der Straße sind später US-Militärbasen entstanden und die Straße selbst wurde während des Vietnam-Krieges intensiv von den US-Militärs benutzt. Diese amerikanische Präsenz bescherte der lokalen Bevölkerung auch einen Bauboom und eine Verbesserung des Lebensstandards. Während des kalten Krieges wurde Thailand von den USA stark politisch und wirtschaftlich unterstützt, erzählt uns der Reiseleiter. Es war ein wichtiger Verbündeter der USA in der Region, wo es sonst nur kommunistische Regime gab (Vietnam, Kambodscha, Laos).
Wir fahren durch die gleichförmige Landschaft einer ausgedehnten, kargen Hochebene. Der Himmel ist heute bewölkt und die Luft ist etwas trüb. Etwa 40-50 km von der Auffahrt auf die Hauptstraße Nr. 2 entfernt, machen wir unseren ersten kurzen Abstecher von dem Highway. Wir fahren jetzt zum Tempel Wat Theppitak Poonnaram, der in einer leicht hügeligen und bergigen Umgebung liegt. Von weitem schon sehen wir eine 45 m große weißgekalkte Buddha-Statue auf 27 m breitem Sockel, die auf etwa halber Höhe eines bewaldeten Berghanges über die Gegend thront. Sie soll etwa 3000 Tonnen wiegen. Wir steigen schon früher aus dem Bus aus und spazieren langsam in Richtung des Tempels, der sich unterhalb des Berges befindet. Die Buddha-Statue, die zum Wahrzeichen der Gegend geworden ist, erreicht man über eine lange Treppe, die 112 m hoch führt. Wir verzichten auf den Aufstieg zur Statue, zumal die Sichtverhältnisse zurzeit nicht so gut sind, um die Aussicht von oben richtig zu genießen.
Stattdessen hören wir unserem Reiseleiter zu, der uns über den Tempelaufbau, über den Buddha selbst und über die buddhistische Religion erzählt. Und so erfahren wir u.a. daß die Buddhisten daran glauben, daß die "Wirkung" eines Buddhas und der Einfluß seiner Religion ca. 5000 Jahre dauert. Danach muß ein neuer Buddha folgen. Der heute verehrte Buddha lebte vor ca. 2500 Jahren und ist der 4. bekannte Buddha. Alle Darstellungen Buddhas in Thailand zeigen nur ihn. Der in China sehr bekannte und verehrte dickbäuchige lachende Buddha (Milefo) ist in Thailand nur aufgrund der chinesischen Einflüsse manchmal zu sehen. Er wird hier aber nicht verehrt, denn er ist noch nicht erleuchtet. Er ist der künftige Buddha nach Ablauf der jetzigen 500-Jahre-Periode. Man stellt sich ihn in China als einen glücklichen und satten Buddha. Er symbolisiert die Vorstellung, daß in Zukunft alle glücklich und gleich sind, keiner Hunger leidet und allen es gut geht.
Bei den Darstellungen Buddhas gibt es 4 Grundpositionen, erklärt uns Chinnarong: eine sitzende, eine liegende, eine stehende und eine gehende. Viele Darstellungen zeigen den Buddha in verschiedenen Situationen, die er erlebt hat. Und so sehen wir gerade hier zwischen den Bäumen am Fuße des Berges Skulpturen, die den Buddha bei seiner Predigt zu einem Elefanten und zu Affen zeigen. Nach der Führung durch unseren Reiseleiter bekommen wir noch 20 Minuten Freizeit. Wir spazieren durch das parkähnliche Gelände des Tempels und sehen noch einige weitere Buddha-Figuren um und in einem filigranen Pavillon. Das Hauptgebäude des Tempels ist ein weißer Bot mit einem dreifach gestaffelten roten Dach. Hinter ihm befindet sich ein goldener Chedi. Kloster Wat Theppitak bei Klang Dong - der Bot und goldener Chedi
Wie gesagt, ist die Luft heute ziemlich dunstig, obwohl man hinter dem Schleier einen blauen Himmel erkennen kann, und die Sonne kommt ab und zu leicht zum Vorschein. Grund dafür ist, daß wir uns jetzt am Ende der trocken-warmen Jahreszeit befinden und so langsam die feucht-heiße Zeit beginnt. Dabei trifft die trockene kühlere Luft vom Norden auf die feuchtere und wärmere Südluft und kondensiert dabei.
Kurz nach 10 Uhr steigen wir wieder in den Bus ein aber bereits nach wenigen Minuten machen wir den nächsten Stop. Wir besuchen kurz den Obstmarkt Klang Dong mit einer Vielfalt exotischer Früchte, der direkt an dem Highway gelegen ist. Der Reiseleiter erklärt uns dabei die verschiedensten, zum Teil uns unbekannten Früchte und kauft auch einige zum Probieren ein. Und so genießen wir gleich im Bus während der Weiterfahrt kleine Stückchen von Mango und Jackfruit.
Der Highway verläuft jetzt über eine Hochebene, am Horizont sehen wir aber Bergzüge. Immer mehr Obst- und Gemüsefarmen sowie Rinderzuchtstationen liegen entlang der Straße. Hinter der Provinzstadt Pak Chong sehen wir linkerhand einen großen Stausee - Lam Takhong, der zu einem Freizeitzentrum ausgebaut wurde. Um ca. 11.45 Uhr erreichen wir die Stadt Nakhon Ratchasima, umgangssprachlich Korat genannt, Hauptstadt der großen gleichnamigen Provinz. Mit ihren ca. 200.000 Einwohnern ist sie eine der größten Städte Thailands und ein großes Wirtschaftszentrum. Sie liegt etwa 200 km von Bangkok entfernt. Die Ursprünge von Korat reichen bis ins 8. Jh., aber sie hat heute kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten. So machen wir hier nur unsere einstündige Mittagspause und bekommen im Hotel Grand Palace ein leckeres Mittagsessen serviert.
Um 12.45 Uhr geht es weiter nach Nordosten durch den Isaan, wie die Thais diesen großen Teil des Landes nennen. Nach 43 km auf dem Highway biegen wir nach rechts auf eine Nebenstraße ab und nach weiteren ca. 10 km erreichen wir um 13.30 Uhr eine bedeutende Khmer-Ruinenstätte in Phimai. Diese Tempelanlage aus der Zeit der Khmer-Herrschaft (8.-13. Jh., erbaut im 11. Jh.) ist der größte Sandsteinbau in Thailand. Genannt wird sie auch das kleine Angkor von Thailand in Anspielung auf das Angkor Wat in Kambodscha. Chinnarong erzählt uns einiges über die Geschichte und Bedeutung des Heiligtums und führt durch die Anlage vom Haupteingangstor bis zum inneren Hof. Hier befindet sich ein schon vom Weiten sichtbarer 28 m hoher, wundervoll verzierter Zentralprang, der von zwei dunkleren Nebengebäuden flankiert wird. Die faszinierend düsteren Reliefs im typischen Stil der Khmer-Kunst unterscheiden sich deutlich von den verspielten Dekorationen der Thai-Tempeln.
Nach der Führung bekommen wir noch Zeit für eigene Erkundungen der Anlage. Wir spazieren durch das ausgedehnte Gelände, machen einige Fotos. Neben vielen in- und einigen ausländischen Touristen sehen wir auch mehrere Mönche, die die Tempelruinen besuchen. Es ist jetzt mittlerweile sonnig geworden, aber der Himmel ist immer noch etwas verschleiert. Wir bleiben hier bis 14.45 Uhr. Dann machen wir mit dem Bus einen Abstecher auf eine Flußinsel im Menam Mun, etwa 1,5 km nördlich der Tempelanlage. Hier befindet sich ein riesiger, ca. 350 Jahre alter Banyan-Baum, der mit seinen Stelz- und Luftwurzeln sowie vielen aus der Erde sprießenden neuen Stämmen eine Fläche von fast einem viertel Hektar bedeckt. Er wird ständig gepflegt und seine weitreichenden Äste gestützt. Das Gebiet, wo der Baum steht wird regelmäßig jedes Jahr in der Regenzeit vom Flußwasser überflutet. Phimai - Khmer-Tempelruine, die Turmbauten im inneren Hof
Wir spazieren unter dem weitverzweigten Gewirr von Ästen und Luftwurzeln. Die gewaltige Baumkrone spendet kühlenden Schatten. Viele Thai-Großfamilien sitzen hier gerade auf mitgebrachten Decken, und verbringen ihre Freizeit beim Picknicken und Erholen. Der Baum ist in ganz Thailand sehr bekannt und verehrt. Unter der Krone entdecken wir auch einen kleinen überdachten Tempel. Und auch ein Wahrsager liest interessierten Leuten aus der Hand. Vor dem Baum haben mehrere Händler ihre kleinen Stände aufgestellt. In mit Wasser gefühlten Plastikbeuteln sehen wir verschiedenste Fischarten, im Eimern und Plastikschüsseln zahlreiche Schildkröten. Auf Nachfrage erfahren wir von unserem Reiseleiter, daß für 20 Baht (oder auch mehr) man diesen Tieren das Leben schenken kann. Dass heißt, man bezahlt und der Händler läßt den ausgewählten Fisch oder die Schildkröte zurück in den Fluß schlüpfen. Auch eine Art, das Geld zu verdienen. Es entspricht aber auch der buddhistischen Tradition und ist in ganz Thailand nichts Ungewöhnliches.
Wir bleiben an dem Banyan-Baum etwa 20 Minuten und genießen die besondere Atmosphäre des Ortes. Um 15.20 Uhr steigen wir dann in den Bus ein und kommen zum Friendship Highway zurück. Jetzt folgen wir ihm weiter nach Norden, etwa 150 km weit, bis Khon Kaen. Die Hauptstraße führt durch eine leicht hügelige Hochebene, die landwirtschaftlich geprägt ist. Wir sehen viele Zuckerrohrplantagen aber auch Maniok-Felder. Das Zuckerrohr wird hier zweimal jährlich geerntet. Auch gerade jetzt ist wieder die Erntezeit. Wir begegnen zahlreichen LKW's, die das abgeerntete Zuckerrohr in eine Zuckerfabrik transportieren.
Gegen 17 Uhr erreichen wir unser Hotel "Charoen Thani Princess" in Khon Kaen, ca. 150 km nördlich von Phimai. Wir bekommen ein Zimmer im 12. Stock. Von hier aus bietet sich ein schöner Ausblick auf die Stadt. Um 19 Uhr treffen wir uns unten zum Cocktail und anschließenden Abendessen im Hotelrestaurant. Unser Reiseleiter empfiehlt uns einen abendlichen Besuch des Marktes und insbesondere der Garküchen auf der Straße, wo jetzt abends viel gegessen wird. Hier kann man die besten Spezialitäten ausprobieren, die die lokale Küche zu bieten hat, u.a. gegrillte oder gekochte Maden, Grillen, Würmer, Heuschrecken und einiges mehr. Wie gut, das wir ein Abendessen im Hotel serviert bekommen haben. Dem Rat von Chinnarong folgend gehen wir aber nach dem Abendessen in die Stadt. Wir spazieren zunächst durch einen Obst- und Gemüsemarkt, dann finden wir einen Internet-Laden. Hier verbringen wir ziemlich viel Zeit, um unsere Post abzufragen und einige Mails zu schreiben. Danach wollen wir noch nach den Garküchen Ausschau halten, aber da wir sie nicht gleich finden und schon ziemlich müde sind, kehren wir ins Hotel zurück.


10. Tag: Mo, 04.03.2002
- Khon Khaen - Ban Chiang - Nong Khai - Udon Thani -

Auch heute ist das Wetter nicht anders geworden. Es ist warm und trocken, aber der blaue Himmel und die Sonne bleiben von einem weißen Schleier bedeckt, der sich erst am späten Nachmittag etwas verzieht und die Sonnenstrahlen durchläßt. Pünktlich um 8 Uhr verlassen wir das Hotel in Khon Kaen. Ähnlich wie gestern fahren wir auch heute durch die Hochebene des Isaan nach Norden. Die Landschaft ist durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt, es dominiert die grüne Farbe. Wir sehen viele Zuckerrohrplantagen, aber auch vereinzelte Baumgruppen, Palmen, Bananenbäume und viele andere Pflanzenarten. Auch Wasserbüffel gehören hier als Arbeitstiere zum Alltag (später, auf der Nebenstraße machen wir einen Photostop bei diesen Tieren). Dorf Ban Chiang - ein Geisterhäuschen vor einem Haus
Nach etwa 90-100 km verlassen wir wieder den Highway Nr. 2 und fahren Richtung Osten durch mehrere kleinere Dörfer nach Ban Chiang. Dieses Dorf verdankt seinen Ruhm den archäologischen Funden von Gebrauchskeramiken, die bis ca. 5500 Jahre alt sind, und deren Schönheit in der archäologischen Welt als eine Sensation gefeiert wurde. Sie wurden 1992 in die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. UNESCO-Weltkulturerbe Ab ca. 10 Uhr besichtigen wir das kleine aber bedeutende Nationalmuseum am Ortseingang mit den Funden aus dem Neolithikum. Es besteht im wesentlichen aus 4 großen Räumen. Im ersten Raum werden verschiedene Werkzeuge und Gegenstände aus Bronze und Eisen gezeigt, die man bei Loei fand (bis zu 2800 Jahre alt). Der zweite Raum beherbergt die bedeutendsten Ausstellungsstücke - die Keramikfunde. Unter anderem sind hier die ältesten archäologischen Keramikfunde Thailands zu sehen, die ca. 9000 alt sind und aus einer Höhle im Norden stammen. Im Zentrum der Ausstellung stehen aber die bemerkenswerten Gebrauchskeramiken aus Ban Chiang, die hier seit 1966 gefunden werden. Den größten Eindruck auf mich machen sehr große Gefäße und Krüge, die mit gemalten geometrischen Mustern schön verziert sind. In einem weiteren Raum im ersten Stockwerk befindet sich eine in den USA erstellte Ausstellung, welche die Entdeckungen und Ausgrabungen von Ban Chiang in Bildern und Schautafeln dokumentiert. Es werden hier z.B. auch Bilder von verhafteten Dorfbewohnern gezeigt, die manche Funde illegal an Sammler verkauft haben. Den Bogen in die Gegenwart spannt die vierte Ausstellung, die das heutige Ban Chiang als Beispiel für traditionelles Dorfleben in Thailand zeigt.
Insgesamt ist es ein interessantes Museum. Nach dem Museumsbesuch sammeln wir uns alle draußen auf der Straße. Manche nutzen noch die günstige Gelegenheit, Toiletten aufzusuchen. Ich schaue mir das weitläufige offene Gelände um das Museum herum. Hier werden noch weitere archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Nachdem alle wieder da sind, machen wir jetzt einen gemütlichen Spaziergang durch das Dorf. In einigen Geschäften, werden verschiedene Keramiktöpfe und Gefäße verkauft, die im Stil der alten Funde bemalt und dekoriert sind. Wir sehen auch sehr viele Häuser, die aus Teakholz gebaut sind und zum Teil auch auf Stelzen stehen. Deren Fassaden sind meistens mit sehr schönen und aufwendigen Schnitzereien in Holz geschmückt. Man sieht daß den Dorfbewohnern hier wohl sehr gut geht - sicherlich eine Auswirkung des Tourismus, den die archäologischen Funde in diese abgelegene Region geholt haben. Auf jeden Fall sind manche Bewohner hier reich geworden, denn wir sehen neben den alten Häusern auch einige neue und große Teakholz-Villen, die gerade gebaut werden. Auch ein großes Schild eines Internet-Cafes fällt mir ins Auge. Nur der Straßenzustand läßt noch einiges zu wünschen übrig. Meine Aufmerksamkeit ziehen auch immer wieder viele exotische Bäume und Pflanzen in den Vorgärten. Schade nur, daß der Himmel weiterhin bedeckt bleibt und die Sonnenstrahlen diese schöne Atmosphäre nicht vollkommen machen.
Am anderen Ende des Dorfes kommen wir zu einem buddhistischen Tempel, in dessen Garten einige junge Mönche und Kinder uns interessiert beobachten. Hier in der Nähe befindet sich eine weitere überdachte Ausgrabungsstelle. In einer Grube sieht man entsprechend präparierte zahlreiche Gefäße und Knochenreste. Am Kloster wartet schon unser Bus. Um 11.40 Uhr fahren wir weiter. Es geht jetzt etwa 50 km nach Westen, in die Stadt Udon Thani und zurück zum Highway Nr. 2. In Udon Thani, der letzten großen Stadt vor der Grenze nach Laos und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, machen wir von 12.30 bis 13.30 Uhr die Mittagspause. Im Hotel Charoen, in dem wir heute auch übernachten werden, bekommen wir ein Buffet serviert.
Anschließend wird uns eine halbstündige Fahrt mit Fahrrad-Rikschas durch die Hauptstraßen der Stadt angeboten. Genug Rikschas warten schon am Hotel und wir machen uns mit ca. 30 solchen Gefährten auf den Weg. Die Rikschas sterben in Thailand langsam aus. Z.B. in Bangkok gibt es sie nicht mehr, sie wurden von den viel bequemeren Tuk-Tuks verdrängt. Aber hier auf dem Lande und insbesondere in Udon Thani werden die Rikschas noch im Alltag benutzt. Unsere Kavalkade weckt ein allgemeines Interesse bei den Fußgängern. Viele lächeln uns an und winken zu, wir erwidern diese Gesten. Und wir beobachten mit Interesse das Geschehen auf den Straßen dieser lebhaften Provinzstadt. Unsere Rikscha-Fahrer erlauben sich mitunter kleine Rennen, aber dann schonen sie doch ihre Kräfte, denn das Treten in die Pedale bei diesen Außentemperaturen wohl nicht gerade das größte Vergnügen ist. Mittlerweile hat sich das Wetter etwas verbessert, und die Sonne scheint jetzt vom schon nahezu blauen Himmel. Am Ende dieser interessanten Fahrt verabschiedet sich jeder von seinem Rikscha-Fahrer mit einem Trinkgeld. Dann steigen wir in den hier schon wartenden Bus um und um 14 Uhr geht es weiter. Dorf Ban Chiang - eine Straßenszene
Wir fahren wieder über den Highway Nr. 2 nach Norden zur Grenze mit Laos in der Stadt Nong Khai, die wir nach 45 Minuten erreichen. Die Grenze verläuft hier entlang des Mekong-Flusses. Mit ca. 4700 km ist er der siebtlängste Fluß der Erde. Wir kommen auf die Aussichtsterrasse eines Restaurants am Südufer des Flußes. Von hier aus kann man gut das Geschehen am Mekong beobachten. Der andere Flußufer ist dicht mit Palmen und Bäumen bewachsen. Dazwischen erkennt man aber einzelne kleine Häuser. Viele kleine Boote, aber auch größere mit Passagieren und Waren, setzen auf die andere Seite des breiten, braunen Flusses um. Sie sehen sehr gebrechlich und alt aus. Dieser kleine Grenzverkehr ist für die Einheimischen ohne Kontrollen erlaubt. Nicht aber für die Ausländer, die den ofiziellen Grenzübergang benutzen müssen. Er befindet sich auf einer neunen großen Brücke, die wir einige Hundert Meter entfernt im Westen sehen. Sie wurde von Australien gebaut. Über dieser Brücke geht der Hauptverkehr nach Vientiane, die Hauptstadt von Laos, die von hier nur ca. 15 km entfernt auf der anderen Uferseite von Mekong liegt.
Chinna erzählt uns etwas über die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Laos gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und besitzt kaum Industrie. Deshalb ist Thailand ein wichtiger Wirtschaftspartner von Laos. Viele Güter werden eben hier nach Laos eingeführt. Beide Länder verbinden seit vielen Jahrhunderten enge historische Beziehungen und sie bezeichnen sich als Brüderländer. Laotisch ist ein Dialekt der Thai-Sprache, so daß die Laoten die Thais verstehen können. Laos war früher eine französische Kolonie. Später, in 1975 übernahmen dort die Kommunisten die Macht und seitdem waren die Beziehungen nach Thailand sehr angespannt. Aber nach dem Mauerfall in Europa gibt es wieder enge Beziehungen zwischen diesen Nachbarländern. Laos öffnet sich langsam Richtung Westen und läßt auch die Touristen herein.
Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Terrasse gehen wir individuell zum großen Markt, der sich auf den Straßen des Städtchens entlang des Mekong-Ufers erstreckt. Er wird Indochina-Markt genannt, denn hier wird mit Waren aus der gesamten Region gehandelt - aus China, Laos, Vietnam und Thailand natürlich. Die waren werden von diesen Ländern eingeführt, andere wieder nach dorthin mitgenommen. Wir spazieren hier gemütlich, genießen die besondere Atmosphäre dieses Marktes und wundern uns manchmal über die Produkte, die hier verkauft werden. Und kaufen kann man hier fast alles, von den Lebensmitteln und warmen exotischen Speisen aus den Garküchen (z.B. Schnecken), verschiedenen Heilmitteln und Mixturen, über Keramik, Töpfe, Kleidung, Spielzeug bis hin zur Unterhaltungselektronik und Musikkassetten. Natürlich allerlei Ramsch ist auch dabei. Später gehen wir noch durch die Altstadtgassen, die eine besondere koloniale Atmosphäre ausstrahlen. Verursacht wohl durch den besonderen, kolonialen Baustil der Häuser. Zum Schluß finden wir noch einen alten interessanten Tempel, dessen filigrane Verzierungen im Sonnenlicht schön glänzen.
Um 15.45 Uhr steigen wir wieder in den Bus ein und fahren zu einer Oberschule in Nong Khai, wo uns die Tänze der Region vorgeführt werden sollen. In einer Viertelstunde sind wir da. Wir werden von einigen Mitgliedern der Tanzgruppe begrüßt, auf das Gelände der Schule geführt und nehmen Platz auf Stühlen, die auf einer grünen Wiese vor einem Gebäude aufgestellt sind. Wir sind die einzigen Gäste hier. Bald kommen auch die Musiker sowie die ersten Tänzerinnen und Tänzer in bunten Trachten. Die Volkloregruppe besteht aus Jugendlichen im Alter von ca. 15-18 Jahren, die teilweise auch Schüler dieser Oberschule sind. Aber sie vertreten nicht nur die Schule, sondern die ganze Stadt, und treten auch auf Festivalen im Ausland auf. Nong Khai - Aufführung der Tänze der Region von Schülern einer Oberschule
Wir sehen eine sehr interessante und kurzweilige Vorführung von Tänzen aus der Region, aber auch z.B. einen Khmer-Tanz. Die Darsteller ziehen sich in dem Schulgebäude um, und tauchen vor uns in immer schöneren und bunteren Kostümen auf, z.B. auch als große Schmetterlinge verkleidet. Die rhythmischen, flüssigen Bewegungen der Tänzerinnen, die angenehme orientale Musik und auch das sanfte Licht der langsam untergehenden Sonne schaffen eine schöne Atmosphäre. Mit großem schauspielerischen Können und präzisen Tanzbewegungen werden uns ganze Geschichten erzählt, z.B. über die Ernte, über den Fischfang, über die Liebe, die mitunter auch sehr lustig und komisch sind, so daß wir lachen müssen. Man versteht alles ohne Worte. Die einstündige Vorstellung vergeht wie im Nu. Wir applaudieren lange und überzeugt, es hat allen sehr gut gefallen. Die jungen Darsteller haben uns die Geschichten wirklich vorgelebt und mit Überzeugung vorgespielt. Es war kein routinenmäßiges Herunterspielen erkennbar, sonder sie hatten wirklich Spaß daran. Und wir natürlich auch. Zum Schluß stellen sich alle Tänzer und Musiker auf unserem dem Rückweg in eine Reihe auf und verabschieden sich mit uns per Handschlag. Wir tragen dabei auch zur Auffüllung der gemeinsamen "Kaffeekasse" der Gruppe bei.
Um 17 Uhr machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel nach Udon Thani. Unser Reiseleiter hat vorher auf dem Indochina-Markt für die Busfahrt wieder einige lokale Spezialitäten eingekauft. Während der Fahrt läßt er durch den Bus eine Flasche Mekong-Whisky sowie leckere Fladen mit Nüssen, Honig und Sesamkernen rumgehen. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir das Hotel. Eine Stunde später treffen wir uns im Hotelrestaurant zum Abendessen. Wir verbringen hier gemütlich beisammen den Abend. Einige Stunden später, gegen 22 Uhr, hören wir draußen etwas knallen und sehen von der Hotelflur ein kleines Feuerwerk über die Stadt. Etwa 40 Minuten später, als wir schon schlafen, hören wir laute Musik auf der Straße vor dem Hotel. Wir stehen auf und sehen aus dem Fenster auf der Straßenkreuzung vor uns einen Umzug. Die Straße ist für Autos gesperrt und viele fröhliche Leute ziehen vorbei. Es kommt gerade eine Musikkapelle, dann folgen Gruppen mit kleinen dekorierten Wagen und kostümierten Männern. Zwei sehr lange und bunte chinesische Drachenschlangen werden von mehreren Männern getragen, die mit ihnen tanzen und um die anderen Teilnehmer herumlaufen. Manche werfen Knallfrösche und Petarden. Insgesamt ein sehr buntes und lautes Treiben. Aber wir können uns den Grund dieses Umzugs nicht erklären. Erst am nächsten Morgen erfahren wir von Chinnarong, daß die Chinesen den Geburtstag einer lokalen chinesischen Gottheit gefeiert haben.


11. Tag: Di, 05.03.2002
- Udon Thani - Loei - Phitsanulok -

Waldklosteranlage Wat Tham Klong Phaen vor Loei - eine neue Pagode mit Reliquien eines berühmten Mönchs Wir verlassen das Hotel bereits um 7.30 Uhr. Ein langer und inhaltsreicher Tag steht wieder vor uns. Von Udon Thani nehmen wir Kurs Richtung Westen. Die Landschaft unterwegs ist weiterhin von der Landwirtschaft geprägt - mit vielen Feldern und nur wenigem Baumbewuchs. Später fahren wir aber auch durch lichte Waldstücke. Heute meint das Wetter gut mit uns. Strahlend blauer Himmel begleitet uns den ganzen Tag. Bereits wenige Minuten nach 8 Uhr halten wir an zur ersten Besichtigung am heutigen Tage. Wir sind an einer Waldtempelanlage angekommen (ca. 100 km vor der Stadt Loei gelegen). Das Kloster Wat Tham Klong Phaen ist ein Meditationszentrum der strengen buddhistischen Thammayut-Sekte. Sie ist für seine Meditationspraxis im ganzen Land sehr bekannt. Das Kloster ist kein "Besucher-Kloster" im üblichen Sinne, hier kommen nur selten Touristen und man sollte hier als Gast ganz besonders auf dezente Kleidung und respektvolles Verhalten achten.
Die Klosteranlage ist in einem Waldstück, weit vom Trubel einer Stadt gelegen. Zunächst besuchen wir - natürlich barfuß - einen schlichten Tempel, der zum Teil in eine Felsnische hineingebaut wurde. In dem grottenähnlichen Innenraum befinden sich zahlreiche Buddha-Statuen. Danach spazieren wir auf einem durch den lichten und trockenen Wald führenden asphaltierten Weg zu einem anderen Gebäude, das dem Klostergründer gewidmet ist. Im Zentrum des Raumes befindet sich eine lebensgroße, in einem Sessel sitzende Wachsfigur dieses heiligen Mönchs, umgeben von Blumen, Bildern etc. Von hier fahren wir dann mit unserem Bus einige Hundert Meter weit durch den Wald - immer noch auf dem Gelände des Klosters - zu einer kleinen weißen Pagode mit einer goldenen Spitze. Diese Pagode ist auf einer leichten Erhöhung im sehr modernen Baustil erbaut. Ihre Form erinnert an eine stark stilisierte Lotusblume. Der Aufgang zur Pagode wird von zwei lebensgroßen Elefanten aus Beton flankiert. Wir besichtigen den zu allen Seiten offenen Innenraum der Pagode. Hier werden u.a. verschiedene Gegenstände gezeigt, die dem heiligen Mönch zu seinen Lebzeiten gehört haben, wie z.B. sein Schirm, seine Bettelschale, sein Gebiss. Sie werden wie Reliquien verehrt.
Um 9.45 geht es dann weiter Richtung Loei, Phu Rua und Dan Sai. Unterwegs erzählt uns Chinna weitere interessante Einzelheiten über das Leben der Mönche. Ein Mönch kann man erst ab dem 20. Lebensjahr werden, jüngere werden als Novizen aufgenommen. Vor allem in Zentral- und Südthailand ist es Tradition, daß jeder Mann nach dem 20. Lebensjahr für ca. 3 Monate ein Mönch wird, um von der Religion fürs Leben zu lernen. Aber grundsätzlich kann man in Thailand solange ein Mönch bleiben, wie lange man selbst möchte. In Nordthailand gehen stattdessen die Jungs in der Pubertät für eine gewisse Zeit in die Klosteranlagen als Novizen. Es gibt dann eine feierliche Aufnahmezeremonie, vergleichbar etwa mit der ersten Kommunion bei uns. Die Mönche dürfen nur 8 eigene Gegenstände besitzen. Solche Sachen, wie z.B. das Autofahren, Fotografieren oder Besitz und Verwendung von Handys sind zwar nicht verboten, werden aber nicht gerne gesehen. Mönche dürfen täglich nur bis 12 Uhr essen. thai-laotische Freundschaftspagode Phra That Si Song Rak (zw. Loei und Phitsanulok) Die Speisen bekommen sie meistens von der Bevölkerung gespendet. Dabei bedanken sich die Spender häufig bei den Mönchen für die Möglichkeit etwas Gutes zu tun, d.h. zu spenden. Dann erklärt uns der Reiseleiter noch in kurzen Sätzen die komplizierte buddhistische Lehre, die andauernden Wechselwirkungen zwischen Leiden und Erlösung, die ständige Abfolge von Ursache und Folge sowie die vollständige Erleuchtung - die Nirwana, am Ende dieses Weges.
Während Chinna dies alles uns erzählt, merken wir, daß sich die Landschaft, durch die wir fahren, langsam verändert. Die Ebene geht langsam in ein hügeliges und später bergiges Gelände über. Um 12 Uhr machen wir in dem Städtchen Phu Rua eine einstündige Mittagspause. Wir essen in einem Restaurant am Rande der Ortschaft mit einem Blick auf die umgebenden Berge. In der Nähe befindet sich ein Nationalpark. Gestärkt vom Essen setzen wir unsere Fahrt fort. In den Bergen überwiegt die Farbe Grün. Vereinzelt sieht man hier Palmen, Bananenbäume, Bambusbüsche und viele andere exotische Bäume und Pflanzen. Es gibt hier auch einige Blumenplantagen. Stellenweise ist der lichte Wald und das Buschwerk aber auch sehr trocken. Wir beobachten einige kleinere Waldbrände bzw. Rauchwolken in einer gewissen Entfernung von der Straße und sehen ausgebrannte Stellen direkt am Weg. Aber es ist ganz normal in dieser Jahreszeit, beruhigt uns Chinna.
In der Berglandschaft, etwa 1 km von Dan Sai entfernt, machen wir gegen 14 Uhr eine weitere Besichtigungspause. Zu sehen ist hier die sog. thai-laotische Freundschaftspagode, der Tempel Phra That Si Song Rak. Sie wurde bereits 1560 an den Ufern des Menam Man errichtet. Die Pagode sollte die dauernde Verbindung zwischen dem thailändischen Königreich Sri Ayutthaya und dem laotischen Königreich Sri Satana Kanahut symbolisieren und befindet sich in der Mitte zwischen den beiden damaligen Königreichen. Auch heute ist sie ein Symbol der brüderlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die etwas erhöht gelegene und 30 m hohe Pagode, zu der vom Parkplatz eine lange Treppe führt, ist ein schlichtes weißgekalktes, viereckiges Bauwerk im Lan-Xang-Stil. An jeder der vier Ecken befinden sich goldene, blattförmige Verzierungen. Vor der Pagode befindet sich ein kleiner Tempel mit einigen Buddha-Statuen.
Wir verbringen hier vielleicht eine knappe halbe Stunde und fahren anschließend auf einer Nebenstraße über Nakhon Thai weiter Richtung Südwesten. In Yaeng kommen wir auf den Highway Nr. 12, der von Khon Khaen nach Phitsanulok führt, das unser heutiges Etappenziel ist. Jetzt überqueren wir den Thung Salaeng Luang Nationalpark mit einer sehr schönen Gebirgslandschaft. Etwa 20 km vor Phitsanulok ist das Gebirge zu Ende, und wir erreichen die Ebene von Zentralthailand. Es ist eine fruchtbare Reisebene. Wir sehen vom Bus aus viele Reisfelder, die meisten schon abgeerntet aber einige auch in einer saftig grünen Farbe. In dieser Region ist es dank künstlicher Bewässerung möglich, in zwei Jahren 5 Reisernten zu machen. Phitsanulok - Kloster Wat Mahathat
Nach 15.30 Uhr erreichen wir Phitsanulok, die wichtige Provinzhauptstadt und einen Verkehrsknotenpunkt am Nan-Fluß. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit in der Stadt ist der "Tempel der großen Reliquie", Wat Phra Si Ratana Mahathat, den wir mit unserem Bus direkt anfahren. Gegenüber dem Haupteingang am Fluß steht die Vihara, eine breite Halle mit den tief heruntergezogenen Dächern. Sie ist ein gutes Beispiel der mittelalterlichen Tempelarchitektur. In ihrem Inneren beherbergt die Halle einen vergoldeten Bronze-Buddha aus dem 14. Jh. im besten Sukhothai-Stil sowie herrliche Malereien. Dieser Phra Buddha Jinnaraj ist eine in ganz Thailand besonders verehrte Buddha-Statue und zieht viele Gläubige und Besucher an. Auch die Säulen, welche die Dachkonstruktion stützen, sind herrlich geschmückt. Wir besuchen die Halle mit unserem Reiseleiter und bekommen dann noch Zeit bis 16.45 Uhr für eigene Erkundungen der Tempelanlage.
Hinter der Vihara befindet sich ein hoher, von weitem sichtbarer Prang, dessen oberer Teil wunderschön vergoldet ist. Gerade jetzt, im Licht der tiefstehenden Sonne glänzt er, ähnlich wie auch das Dach des Tempels, besonders intensiv. Wir bummeln noch ein wenig durch das Tempelgelände und um es herum. Auf den Straßen beobachten wir mehrere Mönche in ihren intensiv orangenfarbenen Umhängen sowie mehrere verspielte Schulkinder. Wir spazieren auch etwas am Fluß entlang, bevor wir in den Bus gehen und ins Hotel im Stadtzentrum fahren. In 5 Minuten sind wir da. Wir beziehen unsere Zimmer. Später fahren wir mit dem Aufzug auf das Dach des Hotels, wo sich das Schwimmbad befindet. Von der Dachterrasse hat man einen Ausblick auf einen Teil der Stadt und den eben besuchten Tempel. Danach gehen wir in das große Einkaufszentrum, das sich im gleichen Gebäude, wie unser Hotel befindet. Hier sind sehr viele verschiedene Geschäfte untergebracht. Auch auf der Straße vor dem Hotel befinden sich viele kleine Läden und Stände. Wir schmunzeln über eine volle Cola-Flasche mit einem eingesteckten Strohhalm, die auf einem Geisterhäuschen neben unserem Hotel steht. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Wir schlendern die Straße entlang und beobachten das Geschehen. Als wir zurückkommen, ist die Cola-Flasche in dem Geisterhäuschen weg. Den Geistern hat sie wohl gut geschmeckt. Um 19.30 Uhr treffen wir uns im Hotel zum Abendessen. Danach suchen wir noch ein Internet-Laden in dem Einkaufszentrum auf und beenden so den heutigen Tag.


12. Tag: Mi, 06.03.2002
- Phitsanulok - Sukhothai - Lamphun - Chiang Mai -

Heute ist ein noch früheres Aufstehen angesagt. Bereits um 7 Uhr verlassen wir das Hotel Topland. Unser erstes Ziel ist die etwa 60 km westlich von Phitsanulok gelegene frühere Hauptstadt des ersten großen Thai-Reiches - Sukhothai. Auf dem Weg dahin machen wir eine kurze Photopause an einem grünen Reisfeld. Es ist noch ein früher Morgen und über den Feldern hängt ein leichter Nebel. Die Bäume am Horizont erscheinen uns nur schemenhaft, wie hinter einem Schleier versteckt. Und auch der Himmel, obwohl er wolkenlos ist, wirkt verschleiert und getrübt. Nur schwach kommt die himmelblaue Farbe durch. In der Luft spüren wir den Dunst. So bleibt es auch fast den ganzen Vormittag. Sukhothai - ein Chedi im historischen Park (Wat Chana Songkhram)
Kurze Zeit später, vor den Toren Sukhothais, halten wir noch an einem Teich am Straßenrand an. Hier können wir einige schöne, zartrosagefärbte Lotosblüten beobachten. Um ca. 8 Uhr kommen wir am Sukhothai Historical Park an. Als eine der bedeutendsten historischen Sehenswürdigkeiten steht diese Anlage seit 1991 auf der UNESCO-Liste der Weltkulturerbe. UNESCO-Weltkulturerbe Sukhothai war bereits eine blühende Khmer-Stadt, als sie 1238 von zwei Thai-Fürsten erobert wurde. Sie gründeten hier die Hauptstadt des ersten Thai-Reiches. Somit ist Sukhothai die Wiege von Thailand. Aber bereits im Jahre 1376 ging die Bedeutung der Stadt unter, als sie zum Vassalen des neuen Reiches von Ayutthaya wurde. Die Kunst und Kultur der Stadt sind jedoch bis in die Gegenwart richtungsweisend geblieben. Von den damaligen Bauten dieser einst mächtigen Stadt sind nur noch vereinzelte Relikte erhalten geblieben. Der historische Park in dem weitläufigen, mit niedrigen Büschen bewachsenen Areal befindet sich 12 km westlich der neuen Stadt Sukhothai.
Wir fahren auf das Gelände des Parks über das Osttor (Pratu Kamphaeng Hak) ein und kommen dort zu einem Parkplatz. Von hier geht es weiter zu Fuß. Bereits nach einigen Dutzend Metern sehen wir einen großen Chedi in Glockenform vor uns (Wat Chana Songkhram). Wir biegen vorher nach links ab und gehen entlang eines langgezogenen Teiches zum Wat Mahathat. Es war der ehemalige Königstempel und das religiöse Zentrum der Hauptstadt. Auf einer rechteckigen Grundfläche von 240 x 280 m gruppieren sich hier um einen großen zentralen Haupt-Chedi ca. 200 weitere Chedis und andere Gebäude. Auch mächtige Säulenreihen und einige restaurierte Buddha-Statuen ziehen unsere Blicke an. Die Säulen trugen früher das Dach des größten Vihara. Wir hören hier zunächst den Erklärungen und Erzählungen unseres Reiseleiters zu. Danach haben wir Zeit, um zwischen den eindrucksvollen Ruinen dieses Tempels zu schlendern. Immer wieder entdecken wir dabei größere oder kleinere Buddha-Statuen, Chedis und andere interessante Details an den Bauwerken. Es bieten sich interessante Perspektiven an, aber zum Fotografieren bleibt leider nicht viel Zeit. Die Anlage ist insgesamt sehr gepflegt, mit einem sehr kurz gemähten Rasen, grünen Bäumchen, Hecken und Büschen zwischen den Ruinen und kleinen Teichen und Seen.
Nach dem Rundgang durch die Ruinen des Wat Mahathat treffen wir uns alle auf einem Weg in der Mitte des historischen Parks. Hier besteigen wir einen offenen Elektrobus und fahren durch die ausgedehnte Anlage. Unterwegs sehen wir sehr viele Touristen, die mit dem Fahrrad den Park besuchen (die Fahrräder kann man hier ausleihen). Während der langsamen Fahrt sehen wir einige andere Ruinen, bevor wir vor einem weiteren Tempel im Süden des Geländes aussteigen. Hier erheben sich die drei stark rekonstruierten Prangs des im Khmer-Stil errichteten Wat Sri Sawai. Es war früher ein hinduistisches Heiligtum, das später in einen buddhistischen Tempel umgewandelt wurde. Wir machen einen kurzen Rundgang um die Prangs und bewundern die steinernen Ornamente. Dann geht es mit dem Elektrobus durch die Anlage zurück zu unserem auf dem Parkplatz wartenden Reisebus. Es ist ca. 10 Uhr, als wir den historischen Park verlassen. Aber bereits nach wenigen Minuten machen wir die nächste Besichtigungspause am einwilligen Tempel Wat Si Chum, der etwas außerhalb des durch Wassergräben umschlossenen Parkgeländes liegt. Auf einem langen Zugangsweg nähern wir uns zu Fuß diesem kleinen Tempel aus dem 14. Jh. Es ist ein quadratischer, nach oben hin offener Mondhop mit 3 m dicken und 15 m hohen Mauern. Im Inneren sitzt die riesige Buddha-Statue Phra Atchana. Auf dem Weg dahin sieht man durch einen langen schmalen Spalt in der Mauer nur das Gesicht des Buddhas. Aber wenn man das Innere des Mondhops betritt macht die monumentale Statue einen überwältigenden Eindruck, unterstrichen durch die Enge des Raumes. Hier verbringen wir etwa eine Viertelstunde, danach verlassen wir schon Sukhothai.
Vor uns liegt jetzt eine etwa 200 km lange Strecke Richtung Norden, nach Lampang. Wir verlassen langsam die fruchtbare Ebene bei Sukhothai. Ab etwa 11 Uhr fahren wir durch eine hügelige und bergige Landschaft. Stellenweise führt die Straße rauf und runter über zahlreiche Serpentinen. Die Gegend ist von einem lichten Laubwald bewachsen. Die Bäume sind ziemlich ausgetrocknet und eintönig. Die Sonne ist immer noch vom Nebel und Dunst getrübt. Die Sicht auf die Berge ist verschwommen, manchmal verschwinden sie fast in der dunstigen Luft oder erscheinen am Horizont nur schemenhaft. Geisterhäuschen an einem bekannten Pass an der Straße Lampang - Lamphun
Um 12.30 Uhr kommen wir im Lampang an und machen hier eine einstündige Mittagspause. Diese Provinzhauptstadt ist in ganz Thailand für ihre Pferdekutschen bekannt, die zum Stadtbild gehören. Auch wir sehen während unserer Durchfahrt durch die Stadt mehrere buntgeschmückte Kutschen. In Lampang haben wir aber keine Besichtigungen und so geht es gleich nach dem Mittagessen weiter nach Lamphun, das etwa 60 km nordwestlich von Lampang liegt. Die Straße führt durch eine bergige Landschaft. Unterwegs halten wir für eine kurze Besichtigung auf einem 623 m hohen Paß. Hier befinden sich direkt am Straßenrand unzählige alte und neue, große und kleine Geisterhäuschen, die nebeneinander aufgestellt sind. Zum Teil sind sie frisch geschmückt, zum Teil schon vergilbt und zerfallend. Daneben stehen einige Elefantenfiguren sowie eine kleine Kapelle. Chinna erzählt uns, daß als hier vor ca. 30 Jahren die neue, breite Paßstraße ausgebaut wurde, mußten an dieser Stelle zahlreiche Bäume gefällt werden. Um die Geister zu beschwichtigen, wurden von den Bauarbeitern auf der Paßhöhe die ersten Geisterhäuschen aufgestellt. Später haben auch häufig vorbeifahrende Autofahrer weitere Häuschen mitgebracht und aufgestellt. Vor allem wird dadurch ein lokaler Berggeist geehrt. Es soll sich dabei um den Geist eines hier früher wirklich lebenden Menschen - den Sohn eines Königs oder Soldatenführers - handeln, der für die Region viel Gutes getan haben soll. Als wir uns die Geisterhäuschen anschauen, hören wir, wie alle vorbeifahrenden Autos hupen, um die Geister zu ehren. Manche Autofahrer halten sogar an, und bringen kleine Opfergaben mit.
Um etwa 14.45 Uhr sind wir in der kleinen Provinzstadt Lamphun, die 14.000 Einwohner zählt. Hauptanziehungspunkt ist hier der Wat Phra That Haripunchai Tempel, den auch wir besichtigen. Seine Ursprünge liegen im 9. Jh., und er zählt zu den imposantesten sakralen Anlagen in Nordthailand. Durch den von zwei burmesischen Löwen flankierten Haupteingang gelangen wir zum großen Vihara mit reich geschmückter Fassade und schönen Wandmalereien. Rechts hängt in einem Glockenturm ein Bronzegong von 2 m Durchmesser, der zu den größten Gongs von Thailand zählt. Links des Vihara befindet sich ein kleines altes Bibliotheksgebäude mit einem filigranen Holzdach. Im Zentrum der Tempelanlage dominiert ein 51 m hoher vergoldeter Chedi, der bereits Ende des 9. Jh. erbaut und 1447 seine heutige Form erhalten hat. Er wird von einem neunfachen Schirm aus purem Gold bekrönt und ist von 8 überlebensgroßen Bronze-Buddhas aus dem 14. Jh. umgeben, die dick mit Goldblättchen beklebt sind. Umgeben ist der Chedi von einem goldenen Zaun. In den vier Ecken stehen vier große, vergoldete Schirme. In den vielen Nebengebäuden sehen wir mehrere weitere Buddha-Statuen und viele andere interessante Details.
Inzwischen hat sich auch das Wetter verbessert. Der tief blaue Himmel harmonisiert sehr schön mit dem in der Sonne funkelnden goldenen Chedi. Wir verbringen in der Tempelanlage etwa eine Stunde. Nach dem ausführlichen Rundgang fahren wir um 15.45 Uhr nach Chiang Mai. Diese 26 km nördlich von Lamphun gelegene, wichtigste Stadt des Nordens erreichen wir in einer halben Stunde. Zunächst fahren wir unser Hotel The Empress an, das südöstlich der Altstadt liegt, und checken ein. Um ca. 17 Uhr begeben wir uns dann alleine auf die erste Erkundung der Stadt. Wir gehen über die lange Straße Changklan Road nach Norden. So kommen wir nach einiger Zeit zur Kreuzung mit der Tha Pae Road, die vom Osttor der Altstadt zu der Nawarat Brücke über dem Ping River verläuft. An der Kreuzung steht rechts der Tempel Wat Oapakoot. Entlang der beiden Straßen befinden sich zahlreiche Geschäfte. Aber am interessantesten ist der Nachtmarkt (Night Bazaar), der abends im Bereich der Changklan Road stattfindet. Gerade werden auch hier die ersten Stände aufgebaut und wir können schon durch den Nachtmarkt etwas bummeln. In einem dreistöckigen Gebäude und auf zahlreichen Ständen entlang der Straße werden hier neben Souvenirs auch z.B. Textilien und viel anderes angeboten. Auch die Angehörigen der Bergstämme bieten hier ihr Kunsthandwerk an. Lamphun - Wat Phra That Hariphunchai, der goldene Chedi
Allzu lange können wir aber auf dem Bazar nicht bleiben, denn um 19 Uhr treffen wir uns mit der ganzen Gruppe im Hotel. Wir fahren alle gemeinsam zum typisch nordthailändischen "Kantoke"-Abendessen, das im "Old Chiang Mai" Kulturzentrum etwas außerhalb des Stadtzentrums stattfindet. Old Chiang Mai Cultural Center Das Gelände umfasst originale Holzbauten des letzten Jahrhunderts, die am Ursprungsort demontiert und hier wieder zusammengesetzt wurden. Bevor wir den Speisesaal betreten, müßen wir unsere Schuhe ausziehen und abgeben - eine alte Tradition bei privaten Hausbesuchen in Thailand. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Während wir direkt auf dem mit Teppich und Kissen bedeckten Holzboden barfuß sitzen und auf flachen, runden Tischen ein landestypisches Kantoke-Dinner serviert bekommen, werden in der Mitte des Saales die ersten thailändisch-burmesischen Tänze ausgeführt. Bei diesem farbenfrohen Potpourri hören wir nordthailändische Volksmusik und sehen unter anderem den Fingernageltanz, den Schan-Tanz (die Schans leben heute im Burma), den Zauberhahntanz, den Kerzentanz und den Kreistanz, zu dem auch alle Gäste aufgefordert werden.
Danach verlassen wir den Speiseraum, bekommen unsere Schuhe wieder und gehen zu einem überdachten Amphitheater. Hier werden die Darbietungen der verschiedenen Bergvölker des Nordens aufgeführt. Insgesamt präsentieren fünf Bergstämme ihre Volkstänze: die Lahu, Akha und Lisu von der tibeto-burmesischen Sprachfamilie sowie Hmong (= Mon) und Mien von der sino-tibetischen Sprachfamilie. Und so sehen wir u.a. traditionelle Neujahrtänze, den Kinggalatanz (Kinggala ist der König der Vögel), den Feuerschwerttanz, den Tanz zur Beschwörung der Ahnengeister und den Reistanz. Diese Volkstänze unterscheiden sich in ihrem Stil, Tempo und Gesamteindruck sehr stark von den vorher gesehenen frohen Thai-Tänzen. Während bei der Aufführung der Thai-Tänze beim Kantoke-Essen die Darsteller lächelten und Freude ausstrahlten, sind die Gesichter der Tänzer aus den Bergvölkern häufig sehr ernst, starr und manchmal glaube ich sogar traurig. Ich überlege, ob es an den rauhen, schwierigen Lebensbedingungen in den Bergdörfern liegt, oder daran, daß sie hier ihre Tänze in einer komerziellen Show aufführen müssen. Es bleibt mir ein Rätsel.
Um ca. 22 Uhr ist die insgesamt sehr interessante Tanzvorführung zu Ende. Beim Verlassen des Kulturzentrums gehen wir an Ständen und Auslagen vorbei, wo die Angehörigen der Bergvölker ihre handwerklichen Erzeugnisse zum Verkauf anbieten - u.a. Seide, Schmuck oder Kunsthandwerk. Mit dem Bus kehren wir 15 Minuten später ins Hotel zurück. Von hier aus gehen wir dann noch zu einem Internetladen, den wir vorher in der Hotelnähe gesehen haben. Den Tag beenden wir mit der Abfrage und Versand von E-Mails.


13. Tag: Do, 07.03.2002
- Chiang Mai -

Den ganzen heutigen Tag verbringen wir in der Umgebung der Stadt Chiang Mai und in der Stadt selbst. Das Tagesprogramm ist aber voll und deshalb verlassen wir das Hotel schon um 7.30 Uhr. Zunächst fahren wir zum wohl bedeutendsten Tempel von Nord-Thailand, der gut 15 km nordwestlich der Stadt hoch oben am Hang des 1650 m hohen Doi Suthep Berges liegt. Vom Fuße des Berges fahren wir etwa 12 km auf einer sehr steilen und kurvenreicher Serpentinenstraße hoch. Die atemberaubende Fahrt dauert 45 Minuten. Dabei bewältigen wir einen Höhenunterschied von etwa 700 m. Das erste, was wir erblicken, nachdem wir am Parkplatz mit zahlreichen Souvenirständen ausgestiegen sind, ist eine monumentale Treppe mit rund 300 Stufen, die zum Wat Phra That Doi Suthep Tempel hinaufführt. Entlang der Treppe winden sich auf beiden Seiten zwei riesige steinerne Naga-Schlagen. Insbesondere sind die Köpfe der siebenköpfigen Schlangen am Treppenaufgang reichlich verziert und mannsgroß.
Nach oben führt auch eine kleine Bergbahn, aber wir wählen, wie die meisten Pilger und Besucher, den beschwerlicheren Weg zum Heiligtum über die Stufen. Am Ende der Treppe bewachen zwei Dämonen den Zugang zur Anlage. Durch einen äußeren Hof gehen wir zunächst zu einer weiteren, kleineren Treppe, die zum Innenbezirk der Klosteranlage hinaufführt. Den Innenhof dürfen wir nur barfuß betreten, unsere Schuhe bleiben unten stehen. Der Tempel wurde bereits im 14. Jh. gegründet, die meisten Bauwerke stammen aber aus dem 16. Jh. Sie gruppieren sich um den 32 m hohen, vergoldeten Chedi im burmesischen Stil. Er steht auf einer quadratischen Basis, von der an jeder Ecke ein Filigranschirm aus vergoldetem Kupfer aufragt. Mit unserem Reiseleiter umkreisen wir den schönen Chedi. Der Innenbezirk wird begrenzt durch einen rechteckigen, mit Malereien versehenen, offenen Wandelgang mit zahlreichen Buddha-Figuren. In jeder der vier Ecken des Innenhofes wird der Wandelgang von einem Vihara mit weiteren Buddha-Statuen unterbrochen. In einem der Viharas können die Touristen an einem kleinen buddhistischen Ritual teilnehmen. Sie werden einzeln, vor einem Mönch kniend, von ihm gesegnet und bekommen dann ein Schnurband von ihm. Chiang Mai - Kloster Wat Phra Doi Suthep, der äußere Rundgang
Jetzt haben wir Zeit zur freien Verfügung. Wir bleiben noch eine Weile im Innenhof, bewundern hier die kunstvollen Details und Verzierungen an den Bauwerken sowie diversen Figuren, und gehen anschließend herunter auf die größere, äußere Terrasse. Hier finden wir unsere Schuhe wieder und spazieren dann durch die gesamte Anlage an weiteren interessanten Bauwerken vorbei. Im Südosten der Tempelanlage kommen wir zu einer großen Panoramaterrasse auf dem Berghang, von der sich ein phantastischer Ausblick auf Chiang Mai und die Ebene rundherum bieten soll. Leider ist der Himmel am heutigen Tag ziemlich stark bewölkt und auch der Nebel hängt tief über dem Boden. So daß wir von dem angeblich tollen Ausblick fast gar nichts mitbekommen. Schade. Und wegen der Wolken, die die Sonne verdecken, wirken heute auch der goldene Chedi und die anderen tollen Bauwerke nicht so spektakulär auf mich. Es fehlen halt die leuchtenden Farben und das Glänzen der vergoldeten Bauteile und Statuen in der Sonne.
Um 9.30 Uhr treffen wir uns alle wieder unten am Bus und setzen unser heutiges Besichtigungsprogramm fort. Wir fahren zur sog. Straße der Handwerkkünste südöstlich der Stadt, die von Chiang Mai nach San Kamphaeng führt. Entlang dieser Straße ziehen sich kilometerlang kunsthandwerkliche Betriebe von Teakholzschnitzern über Lack-, Schirm- und Fächermaler bis hin zu Silberschmieden oder Seiden- und Baumwollwebern. Beiderseits der Straße sehen wir überall große Schilder, die auf die "Factories" hinweisen und zum Besuch einladen. Auch wenn man nichts kaufen möchte, kann man hier die Handwerker bei ihren für uns ungewöhnlichen Tätigkeiten beobachten, z.B. beim Brennen von Keramiken, dem Schleifen von Edelsteinen, dem Weben von Seidenstoffen oder vielen anderen.
Auch wir halten bald an einem Betrieb an. Es ist eine Seidenfabrik. Zunächst erfahren wir einiges über die Herstellung von Seide. Wir sehen die Seidenraupen in verschiedenen Entwicklungsstadien, dann die Kokons und die Gewinnung der Seidenfäden daraus. Anschließend werden wir durch die Produktionsräume geführt, wo mit uralten Webstühlen Stoffe aus der Seide gewebt werden, dann gefärbt und handbemalt. Die Führung endet natürlich in Verkaufsräumen, wo vor allem die Frauen von freundlichen Verkäuferinnen angesprochen werden. Wir verbringen hier etwa 45 min.
Nach einer kurzen Busfahrt ist eine Schmuckfabrik unsere nächste Station. Hier werden verschiedene Erzeugnisse vor allem aus Jade und Silber hergestellt. Wir machen zunächst wieder einen Rundgang durch die Produktionsräume und beobachten, wie z.B. aus Jade kleine Buddha-Statuen geschliffen werden oder wie in präziser Handarbeit Ringe oder anderer Schmuck aus Silber geformt werden. Die Arbeitsmittel sind sehr einfach und primitiv. Wir bewundern, wie schön und fein die Schmuckstücke trotzdem sind. Aber die Arbeit hier ist sicherlich nicht leicht, denken wir, wenn wir in der Fabrik die Handwerker beim schlechten Licht tief über den Tischen geneigt, eine Lupe im Auge, beim Schleifen der Edelsteine oder Ausschmücken der Ringe sehen. Zum Schluß folgt der obligatorische Besuch der großen und modernen Verkaufsräume, wo der eine oder andere von uns so manche Bahts läßt.
Nach dem Besuch der Schmuckfabrik fahren wir über die "Straße der Handwerkkünste" weit nach Süden zu einem Restaurant, wo wir unsere Mittagspause machen. Das Restaurant ist in einem großen Park gelegen, inmitten einiger großen Teiche. Daneben sehen wir zu unserer Überraschung eine Windmühle, sowie Wohnsiedlungen mit modernen niedrigen Häusern im europäisch anmutenden Baustill. Um 13 Uhr ist unsere einstündige Pause zu Ende. Vom guten Essen gestärkt fahren wir jetzt zurück Richtung Chiang Mai zu weiteren Handwerksbetrieben an der "Handwerkstraße". Chiang Mai - Tempel Wat Phra Sing
Etwa 9 Kilometer vor Chiang Mai kommen wir zum berühmten Dorf der Schirmmacher, Bo Sang. Die Herstellung der Schirme und Fächer in allen Größen und Farben hat in diesem Dorf eine über 200jährige Tradition. Wir besuchen eine der größeren Manufakturen. Hier können wir uns zuerst in einem Innenhof die einzelnen Arbeitsschritte bei der Schirmherstellung anschauen. In den schattigen Ecken sitzen viele Frauen, die unterschiedlich große Bambusstäbe zurechtschneiden. Diese biegsamen Stäbe dienen später als Speichen des ganz aus Bambus bestehenden Gestells. Neben Seide und Baumwolle dient vor allem das Sa-Papier als traditionelles Bespannungsmaterial. Es wird aus der Rinde des Maulbeerbaums gewonnen. Wir erfahren, wie die zerkleinerte Rinde zu einer Papierpaste verkocht und zusammen mit Leim in mehreren dünnen Lagen von Hand aufgetragen und geglättet wird. Anschließend wird dieser Stoff auf die Gestelle bespannt und in der Sonne getrocknet. Zum Schluß werden die Schirme gefärbt und mit farbenfrohen, bunten Blumen, Vögeln, Schmetterlingen, Drachen oder ganzen Landschaften bemalt. Auch bei diesen Arbeiten sehen wir nur Frauen. Die so bemalten und in der Sonne trocknenden Schirme und Fächer sehen fantastisch aus. Im benachbarten großen Laden werden diese Fächer und Schirme, neben verschiedenen anderen Souvenirs, zum Verkauf angeboten. Es gibt sie hier in Hunderten von Motiven und in verschiedensten Größen, von einem Eisbecherschirmchen bis zum einen Marktschirm. Auch ich kann der Schönheit dieser Kunstwerke nicht widerstehen und kaufe mir für einen symbolischen Preis von umgerechnet einem Euro einen ca. 20 cm großen Minischirm. Miniaturschirme aus Bo Sang
Im Dorf Bo Sang verbringen wir ca. 45 Minuten. Einige Kilometer weiter nördlich besuchen wir den nächsten Handwerksbetrieb. Diesmal lernen wir die aus China stammende Kunst der Lackarbeiten kennen. Die Produktion ist sehr aufwendig. Wir können an verschiedenen Arbeitsplätzen den Arbeitern bei der Herstellung von verschiedenen Dosen, Vasen, Tellern oder Figuren zuschauen. Die Grundform aus Holz oder geflochtenem Bambus wird in mehreren Schichten mit Lack überzogen. Bevor die nächste Schicht überzogen wird, muß die letzte Schicht ausgetrocknet sein. Der Lack selbst wird aus dem Saft des Schwarzen Lackbaums, Kalk und Asche hergestellt. Die letzte Schicht wird dann kunstvoll und präzise mit dünnen Pinseln bemalt. Ich sehe den Frauen zu, die dies mit großem Geschick tun. Oder man versieht die Lackarbeiten mit goldenen Ornamenten, die durch das Auftragen einer dünnen Goldschicht entstehen. Interessant finde ich auch die Lackwaren, die mit fein zerkleinerten Eierschalen auf dem Lack beklebt werden. Natürlich auch hier gibt es weitläufige Verkaufsräume voll wunderschöner Ware. Aber man kann nicht überall etwas kaufen.
Als letzten Betrieb auf unserer heutigen "Handwerks-Tour" besuchen wir eine der großen Holzschnitzereien etwa 3 km vor Chiang Mai. Wir wandern durch große Verkaufshallen und bewundern verschiedene Möbelstücke (Stühle, Schränke, Tische u.a.), geschnitzte Elefanten in allen Größen, Buddhas, diverse Figuren und Dekorationen. Überall hier wird auch an neuen Schnitzereien handwerklich gearbeitet. Besonders fallen mir ins Auge große, manchmal mehrere Meter breite, dreidimensionale Reliefs mit der Darstellung von ornamentalen und floralen Motiven oder Szenen aus dem Leben Buddhas bzw. großer Helden. Es sind wahre Kunstwerke mit unglaublichem Detailreichtum und feinsten Verzierungen. Bei allen diesen Holzschnitzereien wird vor allem Teakholz, Rosenholz und Rattan verarbeitet. Die plastische Holzschnitzerei hat in Nordthailand eine große Tradition, was wir auch heute nachmittag an den kunstvoll geschnitzten Giebeln und Türen vieler Tempel feststellen werden. Chiang Mai - Tempel Wat Chai Phra Kait
Wir verbringen hier ca. 45 Minuten und danach kehren wir zurück ins Hotel, wo wir kurz nach 16 Uhr ankommen. Während andere ins Hotel gehen wollen wir jetzt noch die Zeit nutzen und das historische Zentrum von Chiang Mai besuchen. Wir nehmen also gleich einen der vor dem Hotel wartenden Tuk-Tuks und lassen uns dorthin fahren. Die quadratisch angelegte Altstadt mit einer Seitenlänge von knapp 2 km wird von den historischen Wassergräben und teilweise rekonstruierten Resten der Befestigungsanlagen umgeben, die wir vom Tuk-Tuk aus sehen. Wir lassen uns zum Tempel Wat Phra Singh bringen, den wir nach ca. 10 Min erreichen. Die aus dem 14. Jh. stammende Anlage liegt im Westen der Altstadt und gilt als der Chiang Mais größter und bedeutendster Tempel. Hier sehen wir wieder auf dem Mondhop des Tempels wunderschöne Holzschnitzereien. Auch die Vihara und der Bot des Tempels sind mit teilweise vergoldeten Schnitzereien dekoriert. Leider ist der alte, in Holz geschnitzte Teil des Gebäudes und auch das hölzerne Bibliothekgebäude gerade von Gerüsten umstellt. Eine der kleineren Kapellen beherbergt eine hochverehrte Buddhafigur, die im 14. Jh. aus Ceylon hierher gebracht wurde. Neben der Kapelle erhebt sich der weiße Chedi, der die Asche eines früheren Königs von Chiang Mai enthält. Aus der ihn umgebenden Mauer ragen mehrere steinerne Elefantenköpfe heraus.
Wir spazieren ziemlich lange zwischen den einzelnen Bauwerken der Tempelanlage und bewundern überall den Detailreichtum der Dekorationen. Auch das Wetter ist jetzt viel besser geworden. Nur einzelne kleine Wolken sind auf dem sonst blauen Himmel zu sehen. Nach der Besichtigung gehen wir über die vor dem Haupteingang des Tempels beginnende Hauptstraße Rachandamneon Road nach Osten. In dem alten Zentrum gehen wir an einigen Holzhäusern vorbei, die manchmal interessante geschnitzte Teakholzfassaden besitzen. Unterwegs passieren wir und besuchen auch kurz einige ältere und neuere Tempeln, z.B. den Wat Tung Yu mit schönen Treppengeländern in Schlangenform an den Eingängen zu verschiedenen Tempelgebäuden oder den Wat Chai Phra Kait. Dieser kleine Tempel ist jüngeren Datums, gefällt mir trotzdem sehr gut. Er wirkt sehr aufgeräumt und hat etwas märchenhaftes in sich. Einige Mönche reinigen gerade den Vorplatz. Das Hauptgebäude besitzt auch eine sehr dekorative, vergoldete Frontfassade. Dahinten befindet sich ein golden schimmernder Chedi und ein weiteres Tempelgebäude, umgeben von einem farbenfrohen Garten mit Palmen und Blumen. Soviel Grün ist eher selten in der engen Altstadt. Dadurch auch herrscht hier eine ruhige, entspannte Atmosphäre.
Etwas weiter biegen wir nach rechts in die Phra Pokklao Road ab. Zunächst sehen wir rechterhand ein altes Klostergebäude des Wat Phan Toa, das vollständig aus Teakholz errichtet ist. Vor dem Gebäude spielen einige Grundschulkinder und Novizen Fußball, andere warten auf der Ladefläche eines Pick-Ups bis sie wohl abgeholt werden. Als wir auf dem Platz auftauchen, wecken wir ein allgemeines Interesse bei den Kindern. Unser Ziel ist aber der nächste Tempel an dieser Straße, einige Dutzend Meter weiter. Der legendenumwobene Wat Chedi Luang, den wir jetzt besuchen, beherbergte von 1482 bis 1547 den berühmten Smaragd-Buddha, den wir vor einigen Tagen im Wat Phra Kaeo in Bangkok gesehen haben. Hauptattraktion sind hier die 60 m hohen restaurierten Überreste eines Chedi aus dem Jahr 1481, die zu Thailands gewaltigsten Bauwerken zählen. Ursprünglich war das Bauwerk sogar 90 m hoch und war mit vergoldeten Kupferplatten bedeckt. Aber bereits 1545 wurde es von einem Erdbeben zerstört. Die wuchtige, restaurierte Ruine vermittelt aber gut, wie gewaltig der Chedi wirklich war. Leider hat man bei den Restaurierungsarbeiten sehr viel Zement benutzt. Dadurch wirken die Elefantenstatuen auf der mittleren Plattform des Unterbaus und die von Naga-Schlangen begrenzten Treppenaufgänge nur wenig originaltreu und ziemlich künstlich bei dem sonst aus Ziegelsteinen errichteten Bauwerk. In vier Nischen oberhalb der Treppenaufgänge blicken vier vergoldete Buddhas in alle Himmelsrichtungen über die Stadt. Chiang Mai - Tempel Wat Chedi Luang, die Ruine des großen Chedis (60 m)
Die Sonne steht schon ziemlich tief über dem Horizont. An dem Chedi des Wat Chedi Luang können wir den Sonnenuntergang beobachten. Es wird langsam dunkel und wir müssen uns beeilen, dann auf unserem Weg zurück ins Hotel liegen noch einige interessante Tempeln. Über das Osttor (Tha Phae Gate) in der gewaltigen, alten Befestigungsmauer verlassen wir die Altstadt und gehen weiter geradeaus über die Thapae Road. Rechterhand passieren wir den Wat Sum Pow, dann kommen wir zum sehr schönen Kloster Wat Mahawan. Die Tempelgebäude liegen ziemlich dicht gedrängt hinter einer hohen Mauer an einer Kreuzung lauter Geschäftsstraßen. Sehr sehenswert ist der wunderbar geschnitzte und mit Gold verzierte Haupteingang sowie vor allem auch die Tür zum Vihara, mit Szenen aus dem Leben Buddhas. Mit seinem gewaltigen Detailreichtum ist es ein Meisterwerk der Schnitzereikunst. Zwei grimmige Löwen, auf Dämonen gestützt, bewachen den Eingang zu diesem relativ kleinen Gebäude. Hinter den Gebäuden sehen wir einen weißen Chedi im burmesischen Baustil.
Unweit dieses Tempels gelangen wir über die Thapae Road zu einer großen Tempelanlage des Wat Bupharam. Umgeben von grünen Hecken, Bäumen und Blumen stehen hier einige Gebäude, die auf den ersten Blick nicht so recht zueinander passen scheinen. Der kleine Bot aus dem 17. Jh. entspricht z.B. dem typischen für die Gegend Lan Na-Stil mit dunklen Holzschnitzereien und weit heruntergezogenem Dach. Ein Blickfang ist jedoch die erst 1992 fertiggestellte schmale aber hohe, zweistöckige Halle Bo Montien Dham. Sie besitzt reich dekorierte Treppenaufgänge, Balustraden, Säulen sowie Fenster- und Türenumrahmungen. Sehr untypisch ist das mehrfach gestaffelte, kreuzförmige Dach, das von einem dekorativen Tempelturm in der Mitte gekrönt wird. Einen solchen Tempelturm habe ich noch nie gesehen. Das ganze Gebäude erinnert mich eher an einen kleinen Palast. Vor dem Haupteingang dieser Halle steht unter dem Baldachin eine goldene Buddha-Statue. Viele andere größere und kleinere Figuren, bunt bemalte und reichlich geschmückte Naga-Schlangen und Dämonen entdecken wir hier noch bei unserem Rundgang. Wir gehen noch weiter nach hinten zu dem weiß getünchten Chedi im burmesischen Baustil mit vielen Mosaikverzierungen. Auch er ist von burmesischen Löwen und Buddha-Statuen umgeben. Insgesamt ist es eine sehr sehenswerte Tempelanlage.
Jetzt müssen wir uns beeilen, denn gegen 19.30 Uhr ist das Abendessen im Hotel geplant, und wir haben noch einige Kilometer Weg vor uns bis dahin. Wir folgen weiter der lauten Geschäftsstraße Thapae Road nach Osten, bis wir zu der Kreuzung mit der Changklan Road kommen und nach Süden abbiegen. Von hier sind es noch ca. 2 km zum Hotel The Empress. Wir gehen jetzt durch den Nachtmarkt, wo schon viele Stände aufgebaut sind und ein reges Treiben herrscht. Jetzt haben wir aber keine Zeit, uns die interessanten Auslagen anzuschauen. Kurz nach 19 Uhr sind wir zurück im Hotel. Nach dem Abendessen gehen wir nochmals zum Nachtmarkt auf der Changklan Road. Inzwischen ist hier wirklich was los. Wir schlendern zwischen den Ständen und durch die Geschäfte im dreistöckigen Gebäude des Night Bazaar, gucken uns die vielfältigen angebotenen Waren an. Es gibt wohl nichts, was man hier nicht finden kann: Textilien, Kleidung, Lederwaren, Silberarbeiten, Edelsteine und anderer Schmuck, Lackarbeiten, Holzschnitzereien und sonstiges Kunsthandwerk, Souvenirs, Musikkassetten, CD's. Auch ich kaufe mir hier einen hübsch geschnitzten Elefanten aus Teakholz Teakholz-Elefant sowie einen winzigen Messing-Elefanten (den gestern schon) Messing-Elefant . Überall wird gefeilscht, die Ware gepriesen, anprobiert, etc. Laute Thai-Musik läuft aus den Radios und Kassettenrekordern. Wir merken gar nicht, wann die Zeit vergeht. Gegen 22.30 Uhr kehren wir zurück ins Hotel und gehen gleich müde schlafen.


14. Tag: Fr, 08.03.2002
- Chiang Mai - Fang - Thatorn - Chiang Rai -

Auch heute müssen wir sehr früh aus dem Bett. Bereits um 7 Uhr ist die Abfahrt vom Hotel geplant. Wir fahren an den Stadtmauern der Altstadt und dem Westtor vorbei, dann verlassen wir Chiang Mai und nehmen Kurs nach Norden. Das Wetter ist auch heute nicht optimal. Der Himmel ist ziemlich stark und gleichmäßig bewölkt, die Sonne kommt kaum zum Vorschein, und es ist relativ kühl für hiesige Verhältnisse. Unweit der Stadt Chiang Mai, im Mae-Sa-Tal bei Mae Rim, machen wir schon nach 30 Minuten Fahrt unseren ersten Stop. Wir besichtigen hier eine Orchideenfarm - Sai Nam Phung Orchid Farm. Wir spazieren durch lange und breite Gewächshäuser, in denen verschiedenste Orchideenarten blühen. Die Vielfalt der Farben und Formen an einem Ort ist überwältigend. Diese Orchideen werden hier zum Verkauf gezüchtet. Aber auch in den Gärten im Freien gedeihen als Einzelexemplare viele bunte Orchideenarten sowie andere Blumen und Pflanzen. Im milden Klima rund um Chiang Mai wachsen auch empfindliche Arten dieser einmaligen Blütenpflanze sehr gut. Deshalb befinden sich in der Umgebung viele solche Orchideenzüchtereien. In der Nähe befindet sich auch eine Schmetterlingsfarm, die wir aber nicht besuchen. Chiang Mai - Orchideenfarm, blühende Orchideen
Bereits um 8.15 Uhr fahren wir weiter nach Norden, denn wir haben heute noch viel im Programm. Es geht durch eine malerische, grüne Landschaft mit Bergen am Horizont. Sie erreichen hier die Höhe von über 2000 m. Etwa 60 km nördlich von Chiang Mai, im reizvollen Berg- und Dschungelgebiet des Doi Chiang Dao, besuchen wir einen Elefantencamp (Chiang Dao Elephant Training Center). Er befindet sich in einer wunderschönen, idyllischen Lage am Mae Ping Fluß, unweit der Ta Yaak Village der Fernstraße nach Fang und Chiang Rai. Über eine schwankende Hängebrücke über dem Fluß gelangen wir auf das Gelände des Camps. Er ist der älteste der vielen Elefantencamps in der Gegend, und wegen der größeren Entfernung von den Städten nicht so zahlreich von den Touristen besucht. Von unserem Reiseleiter hören wir, daß es in Thailand noch ca. 1500 wilde Elefanten gibt und ca. 4000 in der Gefangenschaft als Arbeitselefanten.
Im Chiang Dao Camp leben ca. 40 Dickhäuter, einige erblicken wir auch gleich in einer Lichtung bei der Futterung. Zuerst gehen wir zu einem Hochstand, ich nenne ihn einen "Terminal", an dem schon die Elefanten zu einem Ausritt in den Dschungel bereit stehen. Sie tragen umgeschnallte Holzbänke, auf denen wir zu zweit Platz nehmen. Dabei steigt man von dem Hochstand direkt auf den Rücken des drunter stehenden Tieres. Auf dem Nacken sitzt jeweils ein Mahout, der den Elefanten lenkt. Unsere Kavalkade setzt sich in Bewegung. Die Dickhäuter treten ganz behutsam und gemächlich auf dem schmalen Pfad durch den dichten Urwald. Von hier oben läßt sich die Landschaft und Natur sehr gut betrachten. Die üppige Dschungelvegetation hat viel zu bieten - dort sehen wir verwickelte Lianen, da erblicken wir viele kleine, wilde Orchideen. Wir beobachten auch die Elefanten selbst. Auf dem Kopf und Nacken haben sie kurze, stachelige Haare, die lustig aussehen. Nach etwa einer halben Stunde Marsch durch das Dickicht schreiten die Elefanten vorsichtig den steilen Hang herunter zum Ping Fluß. Mitten durch das Flußbett geht es dann zurück zum Camp. Dabei passen die Dickhäuter, daß ihre Schwänze nicht ins Wasser gelangen - sie halten sie einfach komisch gekrümmt nach oben. Die Rüssel tauchen dafür ab und zu ins Wasser, und ich warte jedes Mal zusammengezuckt auf eine kalte Dusche. Aber sie bleibt zum Glück aus. Nach ca. einer Stunde ist der sehr erlebnisreiche und interessante Dschungelausritt zu Ende. Schade nur, daß sich die Sonne weiterhin versteckt hält. Jetzt beeilen wir uns zurück zu der Lichtung am Fluß, denn um 10 Uhr nehmen hier die Tiere ein ausgiebiges Bad.
Es ist schön zuzuschauen, wie die Dickhäuter mit ihren Mahouts vertraut im Wasser plantschen und sich von ihnen aus Eimern Wasser über den Kopf schütten lassen. Manche Elefanten legen sich einfach zur Seite ins Wasser hin und genießen sichtlich zufrieden diese Erfrischung und das zärtliche Scheuern der Haut durch die Mahouts. Anschließend beeilen wir uns zu einer kleinen Zuschauertribüne, weiter hinten im Wald gelegen. Von hier aus können wir einer Vorführung beiwohnen. Es wird gezeigt, wie die gewichtigen Kolosse ihre Geschicklichkeit und Intelligenz bei der Arbeit im Forstbetrieb unter Beweis stellen. Sie schleppen Baumstämme aus dem Wald, heben sie und stapeln geschickt aufeinander. Wirklich eine beeindruckende und sehenswerte Demonstration. In Wirklichkeit werden die Elefanten aber nicht mehr zur Waldarbeit eingesetzt, seitdem die Rodung der Teakholzwäldern 1987 verboten wurde.
Die Zeit im Elefantencamp vergeht wie im Nu, aber wir müssen weiter. Um ca. 11 Uhr fahren wir also los. Die Straße führt uns auf zahlreichen Serpentinen durch den Regenwald weiter Richtung Norden. Vom Bus aus sehen wir auf den Baumstämmen sehr viele wilde Orchideen, die gerade blühen - jetzt ist gerade die Hochsaison für sie. Wir fahren in der Nähe des höchsten Berges der Umgebung und dritthöchsten Thailands, des 2157 m hohen Doi Chiang Dao. Hier herrscht das beste Klima für den Anbau der aus China stammenden Litschi-Bäume - sagt uns Chinna. im Elephantencamp "Trainings Center Chiang Dao" bei Chiang Mai, Arbeit der Elephanten bei der Waldabholzung (Vorführung) In dieser Region gibt es deshalb sehr viele große Litschi-Plantagen. Nach einigen Kilometern biegen wir von der Fernstraße Nr. 107 nach links ab und fahren durch kleinere Dörfer und den Dschungel zu Chiang Dao Höhlen. Es ist ein ca. 10 km langes, sehr weit verzweigtes Höhlensystem im Doi Chiang Dao Berg. Ein kleiner Teil der Tropfsteinhöhlen ist elektrisch beleuchtet und kann besichtigt werden. Hier befindet sich ein Höhlentempel, der Wat Tham Chiang Dao. Vor dem schön gestalteten Eingang zum Höhlentempel befindet sich am felsigen Berghang ein Teich mit riesigen Goldfischen. Auf mehreren Ständen werden Souvenirs, Heilkräuter sowie Pflanzen und wilde Orchideen angeboten. Um 11.40 Uhr beginnen wir unsere Erkundung des vorderen, beleuchteten Teils der Höhle. Neben Stalaktiten und Stalagmiten sind während des halbstündigen Rundgangs vor allem auch zahlreiche Buddha-Statuen in verschiedenen Größen zu sehen. Sie stehen einzeln in kleinen Felsnischen oder mehrere zusammen auf speziellen Altären, die in größeren Höhlräumen aufgebaut sind. Insgesamt eine sehr interessante Besichtigung.
Danach setzen wir unsere Fahrt nach Norden fort. Nach ca. 40 Minuten erreichen wir ein schön inmitten der Berge gelegenes Hotel Chiang Dao Hill Resort (80 km nördlich von Chiang Mai), in dessen Restaurant wir unsere Mittagpause machen. Das Hotel ist von einer schönen, weitläufigen Parkanlage mit einem See umgeben. Wir essen in einem offenen Restaurant draußen. Danach schlendern wir noch etwas durch den Park und um den See herum. Von der anderen Seeseite hat man einen guten Blick auf die schroffen Berge im Hintergrund. Inzwischen kommt auch die Sonne heraus, obwohl der Himmel verschleiert und ziemlich milchig weiß bleibt.
Kurz vor 14 Uhr brechen wir zur Weiterreise auf. Die landschaftlich sehr schöne Strecke führt, wie auch schon vor der Mittagspause, zwischen felsigen, spitzen und manchmal skurril geformten Bergen, die stellenweise vereinzelt aus dem scheinbar ebenen Grund herausragen. Während der Fahrt erzählt uns der Reiseleiter über die Bergvölker, die diese Region besiedeln und über die komplizierte Drogenproblematik. Der Mohn für Opium wird in Thailand noch in 2 Provinzen angebaut, eine davon ist Chiang Rai, die wir heute erreichen. Hier leben die Bergvölker. Es sind keine Thais, sondern Einwanderer aus Birma und teilweise sogar aus China. Sie werden in Thailand geduldet, dürfen hier aber kein Land kaufen sondern nur besiedeln. Früher waren sie Sammler und Jäger, heute leben sie nur von der Landwirtschaft. Diese Völker nutzten immer schon das Opium für eigene Zwecke, später haben die Drogenhändler viel Geld angeboten, um mehr Mohn anzubauen. Durch spezielle Programme hat man in den letzten Jahren den Opiumanbau stark zurückgedrängt. Stattdessen wird heute die Blumenzucht, der Tomatenanbau und anderes gefördert, wofür es auch Absatzmärkte geschaffen wurden. Gleichzeitig werden die Bergregionen regelmäßig von dem Militär beflogen, um die Opiumanbaugebiete aus der Luft zu entdecken und später zu vernichten.
Sehr stark ist der Opiumanbau aber noch in Birma und Laos vertreten, von wo es nach Thailand geschmuggelt wird. Laos, eines der 10 ärmsten Länder der Welt, hat auch ähnliche Projekte mit dem Tomatenanbau, wie in Thailand, versucht, aber erfolglos. Es gab dort nämlich keine Absatzmärkte für diese schnell verderblichen Produkte, keine Infrastruktur, keine gut ausgebauten Straßen, um die Tomaten zu den entfernten Märkten zu bringen. Es sind also wirtschaftliche Gründe, die in Laos die Drogenbekämpfung erschweren bzw. verhindern. In Birma kommen noch politische Probleme dazu - die Militärjunta, der Bürgerkrieg und die Menschenrechtsverletzungen lassen westliche Hilfe ausbleiben. Es gibt doch einige "private" Armeen, die um die Abspaltung der Bergregionen vom Rest des Landes kämpfen und sich durch den Drogenanbau finanzieren. Aber auch der ernsthafte Wille der birmanischen Regierung, dem Drogenanbau ein Ende zu machen, wird in Thailand angezweifelt. Ein noch größeres Problem stellt zur Zeit aber die Herstellung von synthetischen Drogen dar, die massenweise aus Birma und Laos nach Thailand geschmuggelt werden. Berge bei Chiang Rai - ein Dorf des Bergvolkes Akha
Während wir dem Vortrag zuhören, passieren wir Fang und erreichen eine breite und fruchtbare Hochtalebene. Hier sehen wir viele Reisfelder mit jungem, grünem Reis im Wasser, viele einzeln stehende Kokospalmen, Bananenstauden und große Plantagen. Es wird hier u.a. Zwiebel, Soja und Tabak angebaut. Auch Zitrusfrüchte gedeihen hier gut, z.B. die Tangor - eine Kreuzung aus Mandarine und Orange. Wir fahren über den Ort Thaton, fast an der Grenze zu Birma (Myanmar) am Kok-Fluß gelegen, den wir hier überqueren. Am Hang thront eine riesige weiße Buddha-Statue über dem Fluß und blickt auf die Berge in Myanmar hinüber. Jetzt führt die Straße nach Osten, Richtung Chiang Rai.
Kurz nach Thaton erreichen wir die Siedlungsgebiete der Bergvölker Akha und Lahu. Wir kommen an einigen Dörfern vorbei und halten dann an einem Akha-Dorf an, direkt an der Hauptstraße auf einem Berghang gelegen. Wir spazieren durch die kleine Siedlung bestehend aus wenigen einfachen Holzhütten, die auf niedrigen Pfählen aufgebaut sind. Wir sehen kaum Bewohner hier. Nur einige Kinder und Frauen in Trachten kommen uns entgegen. Sie sind ziemlich zurückhaltend und unsicher, wollen uns aber gegen Bezahlung für Fotos posieren. Eine andere Frau verkauft bunte, gestrickte Bändchen fürs Handgelenk für wenige Bahts. Kinder betteln um Bonbons. Insgesamt sehen wir, daß die Einwohner in viel ärmeren Verhältnissen leben, als die durchschnittlichen Thais.
Fast zeitgleich mit dem Erreichen dieses Akha-Dorfes versteckt sich die Sonne erneut hinter dicken Wolken. Es bleibt bewölkt, bis wir die Ebene vor Chiang Rai erreichen. Hier wird es dann wieder sonniger. In dem Dorf verbringen wir ca. 15 Minuten. Nach einer kurzen Fahrt halten wir einige Kilometer weiter an einem Lahu-Dorf. Hier ist alles schon viel mehr kommerzialisiert. Chinna meint zu uns, daß die Lahus bessere Geschäftsleute als die Akha sind, und als einziges Bergvolk auch lesen können. Und tatsächlich, das ganze Dorf - größer und auch sauberer, als voriges - besteht fast nur aus Verkaufsständen (etwas überspitzt gesagt), wo verschiedene Lahu-Erzeugnisse und Souvenirs verkauft werden. Fast alle kleinen Kinder sind in bunte Trachten mit lustigen, dicken Bommelmützen angezogen. Sie laufen verspielt herum, bieten sich aber immer wieder geschickt zum Foto an, für die natürlich Geld verlangt wird. Einige ältere Frauen sitzen auf Hausschwellen und rauchen dicke Pfeifen. Ob sie wohl Opium drin haben? Auch sie sind den Fotos gegen Geld nicht abgeneigt. Bis zum Bus zurück werden wir von Dorfbewohnern begleitet, die uns etwas verkaufen wollen. Aber trotz alldem gewinnen wir einen Eindruck von dem Dorfleben, den Lebensverhältnissen und dem Baustil der Lahu-Holzhäuser.
Um 16.45 Uhr fahren wir weiter nach Chiang Rai. Zunächst geht es noch durch das Gebirge, später erreichen wir eine Ebene. Um ca. 18 Uhr kommen wir an unserem zentral gelegenen Hotel in Chiang Rai an. Wir beziehen die Zimmer, danach gehen wir im Hotelrestaurant gemeinsam Essen. Nach dem Abendessen machen wir noch individuell einen abendlichen Ausflug zum unweit gelegenen Nachtmarkt von Chiang Rai. Er ist viel kleiner als in Chiang Mai, aber beschaulicher und übersichtlicher. Er ist nicht so voll und so kommerzialisiert, wie der Markt gestern. Es ist ziemlich kalt, aber viele Frauen von den Bergstämmen sitzen auf dem Boden in ihren Trachten und dicken Mützen auf den Kopf. Vor ihnen ausgebreitet liegen Textilien, Schnitzereien und andere Souvenirs, die sie in den Bergdörfern selbst herstellen. Die Vertreter der Bergvölker sind beim Handeln sehr zurückhaltend, still, nicht aufdringlich beim Verkauf und preisen ihre Ware eigentlich gar nicht an. Es ist ein sehr interessanter Rundgang. Der Markt offenbart uns ein ganz anderes Gesicht, als der Nachtmarkt in Chiang Mai.


15. Tag: Sa, 09.03.2002
- Chiang Rai - Bangkok -

Um 8:30 Uhr starten wir zur letzten Etappe unserer Rundreise. Wir verlassen Chiang Rai Richtung Norden und fahren zunächst über die gleiche Straße, wie gestern nachmittag. Der Weg führt entlang einer Bergkette im Westen durch eine flache bzw. leicht hügelige Gegend. Das Wetter ist ähnlich wie gestern - es ist ziemlich dunstig, der Himmel ist weiß und die Sonne kommt durch den Dunstschleier nur schwach durch, es gibt aber keine großen Wolken. Temperaturen liegen bei etwa 25 Grad.
Hinten Mae Chan zweigt eine schmalere Straße nach Nordosten, die uns nach Chiang Saen bringt. Die Landschaft hier ist stark landwirtschaftlich geprägt. Unterwegs sehen wir wieder viele grüne Reisfelder, wo gerade junge Reisstecklinge in die wasserüberfluteten Felder eingepflanzt werden. Nach einiger Zeit erreichen wir die kleine aber sehr alte (seit ca. 10. Jh.) Stadt Chiang Saen, gelegen direkt am Ufer des Mekongs und fahren gleich weiter nach Westen über eine Straße, die parallel zum Fluß stromaufwärts bis zum berühmt-berüchtigten Goldenen Dreieck führt.
"Goldenes Dreieck" (Sob Ruak) - Aussichtsplattform, Blick auf die Grenzflusse Mekong und Mae Sai An dieser Stelle begegnen sich die Grenzen von drei Ländern - Burma, Laos und Thailand - die jeweils durch einen Fluß getrennt sind. Der kleine Mae Sai River bildet hier die Grenze zwischen Burma und Thailand und mündet am Goldenen Dreieck in den viel breiteren Mekong Fluß ein, der Burma und weiter stromabwärts Thailand von Laos trennt. Diese Gegend gilt heute noch als eines der größten Opiumanbaugebiete der Welt, obwohl in Thailand in den letzten Jahren die Opiumproduktion um ca. 80% eingedämpft wurde - wie uns der Reiseleiter erklärt. Die Bezeichnung des Dreiecks als "Goldenes" bringt das große Reichtum zum Ausdruck, das die Region dem Opiumanbau und der Drogenherstellung verdankt.
Heute versuchen die drei am Mekong angrenzenden Länder sowie China, das mit der Provinz Yunnan nicht weit von hier ebenfalls am Mekong liegt (wir sehen auch mehrere chinesische Boote auf dem Fluß), im Rahmen eines intensiv betriebenen Projektes das Gebiet zu einer Wirtschaftsregion zu entwickeln. Vor allem sollen Transportwege ausgebaut werden, die den Bauern ermöglichen sollten, schnell Absatzmärkte für ihre landwirtschaftliche Produkte zu erreichen. Am fehlen solcher Wege vor allem in dem sehr armen Laos scheitern immer noch die Bemühungen, dort die Opiumproduktion einzudämmen. Im Rahmen eines Projektes wurden die laotischen Bauern dazu animiert, Tomaten statt Mohn anzubauen, aber bis sie die entlegenen Märkte erreichen konnten, waren die Tomaten verfault.
Gleichzeitig wird auch der Tourismus in dieser Region stark gefördert. Direkt am Mekong entstehen neue Hotel- und Ferienanlagen. Ein neues Hotel mit riesigem Cassino wurde gerade im Burma unmittelbar am Goldenen Dreieck fertiggestellt. Da die Spielbank nur mit den Booten von der thailändischen Seite erreichbar ist (in Burma gibt es keine Ortschaften in der Nähe), ist sie ein Dorn im Auge der thailändischen Regierung. In Thailand sind nämlich alle Glückspiele verboten und in diesem Cassino wird wohl auch die Geldwäsche im großen Still betrieben, ohne dass Thailand dagegen etwas unternehmen kann.
Den kleinen Ort Sob Ruak, der sich direkt am Goldenen Dreieck befindet, erreichen wir gegen 9:30 Uhr. Nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen sind, werden wir sofort von kleinen Kindern in bunten Trachten empfangen, die laut aber sehr melodisch immer wieder etwas vor sich hin singen. Nach mehreren Wiederholungen des Satzes verstehe ich endlich auch, was sie singen: "Ein Foto, 2 Baht, OK?". Dabei wird der Betrag auch gegen 5 oder 10 Baht ausgetauscht, in Abhängigkeit davon, ob sie sich einzeln, zu zweit oder zu dritt zum Foto aufstellen. Die Kinder singen dabei diese Frage ununterbrochen so lange, bis man sie auch endlich fotografiert (und bezahlt) hat, und da sie es so süß und melodisch tun, kann kaum ein Tourist dem Angebot widerstehen. "Goldenes Dreieck" (Sob Ruak) - buddh. Statuen vor einem Tempel auf einem Berg am Goldenen Dreieck
Gegen 9:50 Uhr besteigen wir ein Schnellboot und machen eine einstündige Bootsfahrt auf dem Mekong. Wir fahren von der Anlegestelle stromaufwärts und verlassen bald das Gebiet von Thailand (oberhalb der Mae Sai River Einmündung bildet Mekong die Grenze zwischen Burma und Laos). Das Wetter ist zwischenzeitlich besser geworden, die Sonne scheint, obwohl immer noch gedämpft und verschleiert, und die in der Ferne gelegenen Berge verschwinden in Dunst. Wir fahren zunächst entlang des burmesischen Ufers direkt an der neuen sehr großen Cassino- und Hotelanlage, die in die sonst harmonische Landschaft am Fluß überhaupt nicht paßt und wie ein gewaltiger Fremdkörper wirkt. Neben dieser Anlage befindet sich am burmesischen Ufer noch ein kleines Dorf, in dem sich das Leben noch traditionell abspielt. Vom Boot aus sehen wir, wie die Dorffrauen ihre Wäsche im Fluß waschen oder von dort das Wasser holen.
Unsere zwei Bootsfahrer manövrieren das Boot geschickt zwischen zahlreichen gefährlichen Sandbänken, die sich im Fluß ständig verlagern, und wir nähern uns jetzt dem laotischen Ufer. Beide Flußufer sind ziemlich dicht bewachsen, es gibt hier keine Straßen, keine größeren Ortschaften, nur kleine Dörfer, Dschungel und Berge. Insbesondere auf der laotischen Seite sieht man am Horizont hohe bewaldete Bergketten. Auch auf dieser Flußseite sehen wir am Ufer Wasserbüffel und Dorfbewohner, die ihren normalen Beschäftigungen nachgehen.
Das Boot kehrt dann zurück und wir fahren noch ein Stück flußabwärts entlang der thailändisch-laotischen Grenze, bevor wir zurück zur Anlegestelle in Sob Ruak kommen. Nach der Bootsfahrt haben wir bis 12:00 Uhr Zeit, um den kleinen Ort am Goldenen Dreieck selbst zu erkunden. Über eine Treppe, geschützt von zwei mehrköpfigen Naga-Schlangen, an einem Tempel vorbei und dann über eine Straße erreichen wir die wohl größte Erhebung am Goldenen Dreieck. Hier befindet sich eine Aussichtsterrasse, von der man einen wunderschönen Ausblick auf die beiden Flüsse und die drei angrenzänden Länder hat. Mehrere kleine Tore bzw. Schilder mit Aufschriften "Golden Triangle" laden zum obligatorischen Foto ein. Ähnlich wie unten im Ort, befinden sich auch hier mehrere Verkaufsstände mit Souvenirs und Postkarten. Oberhalb der Aussichtsterrasse befindet sich eine Ruine eines alten Tempels, die gerade restauriert (um nicht zu sagen neu gebaut) wird. Wir gehen über eine Straße noch auf den benachbarten Hügel, wo sich ein weiterer (neuerer und nicht besonders schöner) buddhistischer Tempel mit einer davor im Freien stehenden großen goldenen Buddhastatue befindet. Von hier hat man einen anderen interessanten Ausblick auf das Goldene Dreieck - und vor allem hier gibt es keine Touristen. Auf dem Weg runter sehen wir in den Bäumen zwei etwa 20 cm große Spinnen, die in den Netzen auf ihre Beute warten. Pünktlich sind wir wieder unten am Bus, der auf uns neben dem kleinen Opium-Museum wartet, und fahren anschließend nur ca. 5 Minuten zu einem Restaurant am Mae Sai Fluß, wo wir - halb im Freien - sowohl das gute Mittagsessen als auch den Ausblick auf das Grenzgebiet (direkt vor uns der kleine Mae Sai Fluß, dahinter die schmale burmesische Landzunge, noch weiter der stolze breite Mekong und am Horizont die Bergketten von Laos) genießen.
Nach der Mittagspause, um 13:00 Uhr brechen wir zur Rückreise auf. Wir fahren über den gleichen Weg zurück nach Chiang Rai, direkt zum Flughafen. Unterwegs halten wir aber noch bei einem Reisfeld an und gehen zwischen den überfluteten Feldern etwas tiefer in die Felder hinein. Eine Gruppe von Bauern bereitet hier gerade die frischen Reisstecklinge zum Einpflanzen. Wir beobachten eine Weile die arbeitenden Leute, der Reiseleiter erklärt die für uns fremdartigen Tätigkeiten. auf einem Reisfeld zwischen "Goldenem Dreieck" und Chiang Rai, arbeitende Bauern
Gegen 14:30 Uhr sind wir am Flughafen; bis zum um 15:50 Uhr geplanten Abflug haben wir noch genügend Zeit, denn die Abfertigung und Einchecken geht sehr schnell. Der Boeing 737-400 der Thai Airways startet um 16:00 Uhr und nach einem kurzen Flug landen wir planmäßig um 17:05 Uhr auf dem Bangkoker Flughafen. Jetzt ist die Zeit, uns von den anderen Rundreiseteilnehmern zu verabschieden, die gleich entweder weiter in den Süden oder aber schon zurück nach Hause fliegen. Anschließend werden wir in das uns schon bekannte Menam-Hotel gebracht, wo wir vor unserem Abflug noch eine Nacht verbringen müssen.
Gegen 19:00 Uhr gehen wir nochmals in die Stadt, um noch die letzten Einkäufe zu machen: zuerst zu Fuß zur Skytrain Station in Taksin, dann mit der Skytrain bis Ratchadamri-Station in der Nähe des World Trade Center. Hier besuchen wir noch das riesengroße Einkaufszentrum, dann gehen wir zum Siam Square und zum großen Einkaufskomplex an der Skytrain-Station National Stadium. Wörtlich in der letzten Minute schaffen wir noch, ein paar exotische Früchte zu kaufen, bevor die Geschäfte schließen. Mit der Skytrain und dann wieder zu Fuß kommen wir gegen 22:30 Uhr zurück ins Hotel. Unterwegs von der Station in Taksin zum Hotel sehen wir auf der Straße erneut "unseren" Elephanten, wie er an den kleinen Straßenrestaurants und Garküchen von den Einheimischen mit Bananen gefuttert wird, die sein Mahout vorher an sie verkauft.

Am Sonntag heißt es, schon wieder um 5:00 Uhr aufzustehen. Um 7:00 Uhr werden wir vom Hotel abgeholt. Die Abfertigung am Flughafen zieht sich ziemlich. Der Airbus A330-300 der LTU startet um 10:30 Uhr (geplant war 10:10 Uhr) und wir fliegen u.a. über Rangun (Myanmar), Bombay, Muskat... Nach 6 Stunden 20 Minuten Flugzeit und zurückgelassenen 4950 km landen wir um 13:50 Uhr beim Regen auf dem Flughafen von Abu Dhabi. Wie auch beim Hinflug müssen wir das Flugzeug mit unserem gesamten Gepäck verlassen. Nach der Betankung und Reinigung der Maschine geht es mit 20minütiger Verspätung um 15:30 Uhr Ortszeit weiter. In München landen wir um 18:45 Uhr Ortszeit (zweite Teilstrecke: 4580 km, Flug u.a. über Katar, Brunei, Saudi Arabien, Jordanien, Syrien, Libanon, Zypern, Türkei, Bulgarien, an Belgrad vorbei). Von hier haben wir den Anschlußflug nach Düsseldorf. Es stellt sich heraus, dass es die gleiche LTU-Maschine ist, mit der wir eben nach München gekommen sind. Also besteigen wir zum dritten Mal das Flugzeug und starten um 20:10 Uhr (planmäßig 19:55 Uhr) zur letzten Etappe unserer langen Flugreise, die mit der pünktlichen Landung in Düsseldorf um 21:05 Uhr endlich auch beendet ist.



Interessante Links:


Thailand - die Reiselinkliste



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