Obwohl wir einen anstrengenden Tag hinter uns haben, stehen wir heute recht frühzeitig auf. Nach dem Frühstück gehen wir zu der hoteleigenen Anlegestelle für Boote. Unser Hotel bietet ein "free boat service", mit dem man flußaufwärts Richtung Stadtzentrum zu den Anlegestellen für öffenliche Boote am Oriental Public Pier bzw. River City Pier kostenlos gebracht wird. Die Hotelboote verkehren nur zu bestimmten Zeiten und man muß sich vorher, am besten schon Tage zuvor, an der Hotelrezeption anmelden, denn die Anzahl der Plätze im Boot ist begrenzt. Wir haben dies für ein Boot, das heute um 9.00 Uhr ablegt, bereits gestern getan.
Wir wollen soweit wie möglich mit dem Hotelboot kommen, und so steigen wir nach 20 Minuten Fahrt an der River City Pier,
vor dem 3stöckigen River City Shopping Centre
mit zahlreichen Kunst- und Antiquitätengeschäften gelegen.
Von hier aus müssen wir einige Meter zurückgehen, und zwar bis zur Si Phraya Pier, die sich an dem Royal Orchid Sheraton Hotel befindet. An dieser Pier legen die öffentlichen Expressboote (Chao Phraya Express Boat) an, die am Fluß entlang pendeln und mit denen man am schnellsten ins Zentrum von Bangkok kommt.
Diese Boote haben keine Schilder mit der Zielangabe, deshalb muß man aufpassen, wohin man einsteigt. Es verkehren hier nämlich auch viele andere Boote, die andere Ziele, auch außerhalb des Zentrums von Bangkok anfahren und nicht an allen Anlegestellen im Zentrum anhalten. Es dauert etwas Zeit bis wir das System anschauen. Es gibt spezielle Expressboote und die haben jeweils eine kleine Fahne in den Farben gelb, rot oder grün. Die sollten wir nicht nehmen. Die Standard-Expressbote, die überall im Zentrum anhalten, haben keine Fahne.
Wir haben hier noch etwas Zeit, denn das nächste Boot kommt erst kurz vor 10.00 Uhr. Währenddessen beobachten wir die Umgebung. Auf dem Fluß herrscht ein reger Verkehr - Schiffe, Fähren, Boote und Motorboote fahren scheinbar chaotisch in alle Richtungen. Man sieht sofort, daß der Menam Chao Phraya der wichtigste und schnellste Verkehrsweg Richtung Stadtzentrum ist. Interessant ist auch die offensichtliche Unordnung in der Bauweise, die wir überall in Bangkok feststellen. Modernste Hochhäuser und exklusivste Hotels stehen häufig inmitten von alten, fast abbruchsreifen kleinen Häusern. Auch vom Fluß aus siehen wir an den Ufern meistens alte Abbruchbuden,
aber hin und wieder direkt daneben auch moderne Bauten, wie die zahlreichen Hotels entlang des Flußes.
Das Boot kommt relativ pünktlich an. Es bietet genug Sitz- oder Stehplätze für viele Passagiere. Es gibt aber auch speziell ausgewiesene Sitzplätze nur für Mönche. Die Tickets kauft man direkt im Boot. Die Schaffnerin kommt sicher zu jedem, der gerade eingestiegen ist. Der Ticket bis zur Tha Chang Pier, die am nächsten zum Königspalast gelegen ist, kostet uns 8,- Baht pro Person. Das Wetter ist heute sehr schön - sonnig, sehr warm, nur ab und zu zeigen sich am Himmel einzelne Wolken. Wir genießen die leichte Brise in dem öffenen, nur überdachten Boot und beobachten die an uns schnell vorbeiziehende Uferpanorama. Immer wieder sieht man hinter den direkt am Ufer stehenden alten Häusern und Schuppen auch die Spitzen der bunten Tempeldächer und goldene Chedis oder Pagoden.
Allein in Bangkok gibt es angeblich ca. 400 Tempelanlagen.
Nach etwa 20 Minuten Fahrt sind wir an der richtigen Anlegestelle angekommen, wobei sie, wie auch viele andere, keinen Schild mit dem Namen tragt. Man muß sich durchfragen oder an der Umgebung orientieren. Wir sind in der direkten Nähe des Königspalastes und des wichtigsten Tempels der Stadt - Wat Phra Kaeo - aber die Uferbebaung sieht gar nicht danach aus. Vor uns liegen alte Baracken und Holzschuppen
,
und wir überlegen im ersten Moment, ob wir hier richtig ausgestiegen sind. Von der Pier müssen wir zuerst durch eine Halle mit kleinen Geschäften und Ständen durchgehen. Wen man hier herauskommt, liegt vor einem aber schon die Straße Thanon Na Phra Lan, an der rechterhand hinten dem Finanzministerium das weitläufige Gelände des Royal Grand Palace und des Königstempels Wat Phra Kaeo liegt, das unser erstes Ziel am heutigen Tag ist. Am Ausgang warten schon auf die Touristen selbsternannte Führer und Schlepper, die ihre Dienste und ihre Tuk-Tuks für Stadtrundfahrten anbieten. Wir wimmeln jedoch ab, denn wir wollen ganz alleine die Stadt besichtigen.
Nach mehreren Dutzend Metern an einer hohen weißen Mauer vorbei kommen wir schließlich zum großen, von Soldaten bewachten Eingangstor, über das wir das ca. 20 ha große Areal betreten. Den Weg findet man immer - man muß sich nur an den Touristenströmen orientieren, die hier rein- und rausgehen. Zunächst gehen wir jetzt, den anderen Touristen folgend, über eine lange Straße Richtung Süden, bis wir zu einem großen Gebäude mit Kassenhäuschen und einer Durchfahrt zum Palastgelände kommen. Auf der linken Seite haben wir bereits eine große Wiese passiert, hinter der eine große Mauer und dahinter die reich dekorierten Dächer und Chedis des Wat Phra Kaeo Tempels zu sehen sind.
Zum Grand Palace geht es geradeaus, der Eingang zum Tempelgelände befindet sich links, an den Kassehäuschen vorbei. Die Besichtigung des öffentlich zugänglichen Teils des Palastgeländes ist kostenlos, hingegen für den Zutritt zu den Tempelanlagen braucht man einen Ticket.
Es ist jetzt 10.30 Uhr. Wir entscheiden uns zuerst für die Besichtigung der Palastanlagen. Wir gelangen zu einem großen Platz mit Rasen, umgeben mit kugelförmig, sehr kunstvoll geschnittenen Bäumen, um den sich zahlreiche Gebäude gruppieren. Direkt vor unseren Augen, hinter dem Vorplatz, liegt das größte Gebäude, das den zentralen Bereich der gesamten Anlage einnimmt.
Es ist der Palast des Königs Rama V. (Chakri Maha Prasat), das im europäisch-thailändischen Mischstill entworfen ist. Die im Renaissance-Stil gebaute Fassade ist mit traditionellen Spitzdächern und Türmen im siamesischen Stil überdacht. Über eine von steinernen Elefanten flankierte Treppe im linken Flügel des Gebäudes gelangt man hinauf zur großen Audienzhalle. Vor dem Aufgang steht ein Wachsoldat in einer schicken weißen Uniform.
Geduldig und regungslos erträgt er die unzähligen Touristen, die sich mit ihm fotografieren wollen. Hinter diesem langgezogenen Palastbau befindet sich ein großes privates Aeral der Königsfamilie, das der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Wir gehen jetzt nach rechts in den südlichen Bereich der Palastanlage.
Von der südlichen Seite wird die Grünfläche von einem kleinen, filigranen Aphonphimok Prasat Pavillon flankiert, den König Mongkut um 1860 als Umkleidepavillon errichten ließ.
Mit eleganten Dekorationen und harmonischen Proportionen gilt er als besonders gelungenes Beispiel thailändischer Architektur.
Über ein schmuckes Tor
neben dem Aphonphimok Prasat Pavillon kommen wir zum im Süden angrenzenden, kleineren Areal, in dem der im Thai-Stil erbaute Palast Dusit Maha Prasat dominiert.
Dieser kreuzförmige Bau mit einem fünffach gestaffelten Bau und einem hohen siamesischen Turm
,
der als Krönungshalle errichtet wurde, wird heute als Aufbahrungshalle für Begräbniszeremonien genutzt.
Nach einem kurzen Rundgang an dieser Halle, wenden wir uns jetzt dem gegenüberliegenden Teil der Anlage zu, der vom Norden die Grünanlage begrenzt.
Hier dominiert ein großes, ganz im Thai-Stil errichtetes Gebäude, der Amarindra Vinichai Palast.
Er diente zur Zeit von König Rama I. als Gericht, später fanden hier Krönungsfeierlichkeiten und offizielle Empfänge statt. Davor befinden sich einige kleinere Hallen, bzw. Pavillons, u.a. die Dusida Bhiromya Halle und Snamchand Halle. Besonders die letzte Halle gefählt mir sehr wegen ihrem mit filigranen Keramikblümchen geschmückten Dach.
In der nordwestlichen Ecke des Areals befindet sich ein Übergangstor zu der Tempelanlage. Da wir jedoch noch keine Eintrittskarten besitzen, müssen wir den Palastbezirk wieder verlassen und zu den Kassenhäuschen gehen. Ohne lange warten zu müssen kaufen wir hier unsere Eintrittskarten (200,- Baht p.P.), die auch zur Besichtigung einer Münzsammlung und des Vimanmek Palastes aus Teakholz in einem anderen Stadtteil berechtigen.
Durch ein hohes Eingangstor im Südwesten der 1782 entstandenen Tempelanlage betreten wir zusammen mit zahlreichen anderen Touristen aus der ganzen Welt das ausgedehnte Gelände des Wat Phra Kaeo, des Tempels des Smaragd-Buddhas.
Der Eingangsbereich wird überwacht von mehreren riesigen Yak-Dämonenpaaren,
die ein beliebtes Fotomotiv darstellen.
Der Tempel ist von einem überdachten Wandelgang umschlossen, auf deren Wänden ein farbenprächtiger Bilderzyklus das thailändische Ramayana-Epos erzählt. Wir bewegen uns durch das Tempelareal im Uhrzeigersinn und kommen zuerst zu einem, auf einer Marmorplattform gelegenen, großen goldenen Chedi (Phra Sri Ratana),
der eine Buddha-Reliquie beherbergt.
Um ihn herum sind einige kleine, mit Elefantenfiguren dekorierte Altare angeordnet.
Auf der gleichen, erhöhten Plattform, östlich des goldenen Chedis befindet sich das prächtige Gebäude der königlichen Bibliothek (Phra Mondhop).
Vergoldete, mit Mosaiken geschmückte, schlanke Säulen tragen ein ebenso geschmücktes und vergoldetes, pyramidenförmiges Dach.
Am unteren Rande des Daches befinden sich zahlreiche kleine Glöckchen, die, durch den Wind bewegt, ständig leise läuten.
Auch die Außenwände der Bibliothek sind nicht weniger aufwendig geschmückt. Hier werden die heiligen Schriften "Triptaka" aufbewahrt.
Wir gehen vom Westen um den goldenen Chedi herum, und kommen zu der nördlichen Begrenzung des Tempelgeländes. Auch hier überwachen einige Yak-Dämonen die Eingänge im Wandelgang.
Im Nordwesten befindet sich das Mausoleum Ho Phra Nak für verstorbene Verwandte des Königshauses.
Südöstlich des Mausoleums steht eine kleine Gebetshalle Vihara Yot.
Das mit filigranen, farbigen Keramikblumen geschmückte Gebäude gefällt mir besonders gut.
In dem nördlichen Wandelgang dahinter knien mehrere Gläubige und beten leise, parallel zu einem mehrstimmigen, aus einem Gebetsraum laut übertragenen (oder aber vom Band abgespielten?), monoton-rhythmischen buddhistischen Gebet.
Jetzt gehen wir zurück zur Plattform mit dem Chedi und der königlichen Bibliothek. Zwischen der Gebetshalle und dem Bibliothekgebäude gelangt man hier zu einem kleinen steinernen Modell der Tempelanlage in Angkor in Kambodscha. Weiter östlich auf der Marmorplattform, neben der königlichen Bibliothek steht der dritte von den erhöht gelegenen Bauwerken. Es ist das imposante königliche Pantheon (Prasat Phra Debidorn)
mit kreuzförmigem Grundris und einem von schlanken Säulen getragenen und von einem Prang bekrönten Dach.
Das mit blauen und roten Fayencen prunkvoll geschmückte Gebäude
birgt die Urnen der verstorbenen Chakri-Könige. Es wird überwacht von vergoldeten, mythischen Wesen, sog. kinaras.
An der östlichen Seite des Pantheons befinden sich zwei kleinere, goldene Chedis,
die von mehreren Dämonenfiguren gestützt werden.
Diese Dämonen bilden auch ein sehr häufiges Photomotiv.
Hinter dem nördlichen Chedi und östlich von der Gebetshalle Vihara Yot befindet sich eine zweite königliche Bibliothek - Ho Monthien Dhamma.
Im Osten wird das Tempelgelände von acht großen, mit verschiedenfarbigen Mosaiken belegten Prangs begrenzt.
Wenn man hier durch ein Tor in dem Wandelgang hinausgeht, gelangt man zu einem kleinen parkähnlichen Innenhof,
wo man auch Toiletten finden kann. Zurück im Tempelbezirk, kommen wir zum Abschluß unseres Rundgangs durch die Tempelanlage zum allerwichtigsten Gebäude - dem prunkvollen Bot, der unter König Rama I. für den Smaragd-Buddha errichtet wurde.
Der Bot steht im Zentrum der Anlage, südlich der Plattform mit dem Pantheon und der Bibliothek,
und ist das größte Gebäude auf dem Gelände.
Die Außenwände sind mit bunten Glasmosaiken und Basreliefs aus 112 Garuda-Figuren geschmückt. Auch die Fenster sind wundervoll verziert. Das dreifach gestaffelte Dach wird von hohen Säulen getragen. Auch hier hängen überall am Dachrand kleine, im Wind läutende Glöckchen.
Vor dem Bot-Haupteingang im Osten stehen zwei schöne, große Fächerpalmen.
Daneben befindet sich ein großer Opferaltar, an dem die Gläubigen Räucherstäbchen entzünden, Lotosblumen opfern und beten.
Da heute ein Sonntag ist, sind neben den Massen von Touristen auch sehr viele einheimische Besucher und Gläubige auf dem Tempelgelände zu sehen.
Jetzt wollen wir den Bot besuchen. Man darf nur barfuß hereintretten. Unsere Schuhe müßen wir also vor dem Gebäude, in speziell dafür aufgebauten Regalen stehen lassen. Im Mittelpunkt des hohen, reichlich geschmückten Raumes thront auf einem goldenen, mit wertvollen Votivgaben bestandenen Altar der Smaragd-Buddha. Die nur 66 cm hohe Figur aus milchig-grünem Nephrit (eine Jade-Art) stammt vermutlich aus der Mitte des 15. Jh. und ist das Nationalheiligtum von Thailand. Im Tempel dürfen wir nicht stehenbleiben. Man muß sich auf dem Boden hinknien oder hinsetzen. Dabei muß man darauf achten, daß man der Statue niemals die Fußsohlen entgegenstreckt, da das als äußerst unhöflich gilt (auch im Bezug zu lebenden Personen).
Wir bleiben hier auch etwas länger auf dem Boden sitzen. Die Stille dieses halbdunkles Raumes und die hier betenden Buddhisten verleihen dem Ort eine besondere Atmosphäre. Und auch die angenehme Kühle der Halle verschafft uns eine willkommene Pause von den tropischen Temperaturen draußen.
Gegen 13.00 Uhr beenden wir unserer Rundgang durch beide Anlagen und verlassen das Gelände auf dem gleichen Wege
über das Haupttor im Norden. Zunächst versorgen wir uns an einem Stand wieder mit einigen Flaschen Wasser, den bei den vorherrschenden Temperaturen schwitzen wir wie Weltmeister. Jetzt wenden wir uns dem riesigen, ovalen, parkähnlichen Platz Sanam Luang zu, nördlich des gerade besuchten Tempels gelegen. Hier treffen sich viele Bangkoker, hier wird gepicknickt, hier läßt man Papierdrachen steigen. Am westlichen Rand entlang gehen wir ca. 10 Minuten lang zur Wat Mahathat Tempelanlage. Dieses Kloster mit einer buddhistischen Universität ist aber leider wegen der zur Zeit dort stattfindenden Meditationsstunden heute erst ab ca. 18.00 Uhr für Touristen zugänglich, wie wir dort erfahren. Schade, wir wolten auch diesen, einen der größten Tempel der Stadt besichtigen. So werfen wir nur von draußen einige Blicke rein, aber hinter den Bäumen kann man nicht allzu viel erkennen, und gehen anschließend, mit einer kurzen Zwischenpause auf einer Bank in Sanam Luang Park, zurück.
Am nordöstlichen Rand des Wat Phra Kaeo-Tempelgeländes befindet sich eine verkehrsreiche Kreuzung der Na Phra Lan und Sanam Chai Straßen. In der Mitte der Kreuzung steht ein großer Denkmal des Königs Bhumipol (Rama IX.).
Östlich davon befindet sich der Lak Muang-Schrein. Der von einem weißen Prang gekrönte Schrein ist dem Schutzgeist Bangkoks gewidmet und birgt den Grundstein der Stadt. Er markiert das Zentrum des Landes, von dem alle Entfernungen gemessen werden. An dem Schrein vorbei gehen wir jetzt entlang der stark befahrenen und breiten Sanam Chai Straße nach Süden.
Auf der linken Straßenseite verbirgt sich hinter einer hohen, insgesamt 1900 m langen Mauer das ausgedähnte Gelände des Königspalastes. Östlich der Straße liegt das sehr europäisch wirkende Verteidigungsministerium, von mehreren historischen Kanonen umgeben, und weiter südlich davon - das Außenministerium. Hinter den Ministerien erreichen wir einen Park, wo wir im Schatten der Bäume eine Erholungspause anlegen. Danach machen wir uns auf den Weg zur nächsten wichtiggen Sehenswürdigkeit, die wir uns für heute vorgenommen haben - zum Wat Pho Tempel. Er liegt nicht mehr weit von hier, nämlich südlich vom Königspalast. An der nächsten Kreuzung biegen wir nach rechts in die Thai Wang Straße und gehen einige Dutzend Meter Richtung Fluß bis zum Tempeleingang.
Um etwa 14.30 Uhr sind wir da. Der Eintritt auf das Tempelgelände kostet 20,- Baht p.P.,
also ein Zehntel des zum Wat Phra Kaeo Tempel. Der 1789 errichtete Wat Pho Tempel ist wohl die älteste und auch größte Tempelanlage von Bangkok.
Zu Beginn unseres Rundganges im Uhrzeigersinn überschreiten wir ein Tor zum östlichen Tempelbereich. Der Zugang wird von grimmig dreinblickenden, riesigen Tempelwächtern mit großen Huten bewacht, die angeblich dem Marco Polo nachgebildet wurden. In diesem Teil des Tempels befindet sich ein großer Bot, der als der eindrucksvollste von Bangkok gilt. Um ihn herum sind symmetrisch vier Viharas, die meisten von den insgesamt 95 Chedis sowie zahlreiche Nebengebäude angeordnet.
Der Bot ruht auf einer Marmorplattform, die von Hallengalerien mit ihsgesamt ca. 400 Buddha-Figuren umgeben ist. Im Inneren befindet sich auf einem Altar eine kleine Buddha-Statue.
Entlang der südlichen Begrenzung der Tempelanlage, hinter der sich die Wohnungen der ca. 300 hier lebenden Mönche befinden, kommen wir zum zentralen Tempelbereich. Hier dominieren vor allem vier hohe verschiedenfarbige Chedis, die mit Fayencen bedeckt sind. Weiter westlich steht ein sehr sehenswerter Pavillon der mit Porzellan reich dekorierten Bibliothek.
Unweit davon befindet sich ein chinesischer Pavillon, mit Lampions und farbigen Bändern dekoriert, in dem, unter einem heiligen Baum der dickbäuchige chinesische Milefo-Buddha sitzt.
An dem Bibliothekgebäude vorbei kommen wir zu der größten Atraktion des Tempels, die sich in dem westlich des Tempel-Haupteinganges stehenden Vihara befindet. Er beherbergt den großen liegenden Buddha. Ihm verdankt der Tempel den Namen: Tempel des liegenden Buddhas. Die 45 m lange und 15 m hohe, vollständig vergoldete Statue aus Ziegeln und Zement stellt Buddha beim Eingang ins Nirvana dar. Auf den Sohlen seiner überdimensionalen Füße sind 108 Perlmuttplättchen angebracht, die über die Eigenschaften eines Buddhas belehren. Leider ist heute die Statue wegen Renovierungsarbeiten vollständig eingerüstet. Einen der häufigsten Photomotive in Bangkok kann ich also nicht aufnehmen. Aber es macht nichts, die Besichtigung selbst hinterläßt unvergeßliche Eindrücke.
So wie jedes Tempelgebaude bisher, können wir auch den Vihara nur barfuß betreten. Wie vor jedem wichtigen Tempel, befinden sich auch hier große Regale für die Schuhe. Man muß sich nur gut merken, wo man sie abgestellt hat.
Nach ca. 1 Stunde beenden wir unseren schnellen aber interessanten Rundgang durch diese beeindruckende Tempelanlage.
Ich bin besonders fasziniert, ähnlich wie schon bei der Besichtigung des Wat Phra Kaeo Tempels, von den farbenfrohen, filigranen Dachkonstruktionen der buddhistischen Tempelbauten. Dabei dominieren immer die Farben orange, gelb und grün, die miteinander unterschiedlich kombiniert werden.
Mittlerweile ist es schon 15.30 Uhr geworden, aber wir haben heute noch einiges vor. Also begeben wir uns jetzt schnell zur nächsten Anlegestelle am Fluß. Die Tha Tien Pier liegt nicht weit, in der direkten Verlängerung der Thai Wang Straße, die das Palastgelände vom Wat Pho Tempel trennt. Von dieser Pier pendeln ständig kleine Fähren auf die andere Flußseite, zum dort etwas weiter südlich gelegenen Wat Arunratchawararam (kurz Wat Arun genannt) - dem Tempel der Morgendämmerung (bzw. Tempel der Morgenröte).
Er zählt zu den schönsten Sakralbauten des Landes und gilt auch als eines der Wahrzeichen Bangkoks. Sein mit bunten chinesischen Keramik- und Porzellanscherben vollständig bedeckter, 66,8 m hoher Prang (mit einer 236 Quadratmeter großen Grundfläche) ist schon von Weitem sichtbar und bietet einen majestätischen Anblick. Der aus dem frühen 18. Jh. stammende zentrale Prang ist von vier kleineren Prangs und vier Viharas flankiert, sie alle auch überreich mit Porzellanmosaiken verziert.
Die Überfahrt auf die andere Flußseite kostet je 2,- Baht und dauert nicht lange. Die Fähre manövriert dabei geschickt zwischen den flußaufwärts und -abwärts zahlreich fahrenden großen und kleinen Booten. An der anderen Ufer angekommen, kaufen wir direkt an der Pier für 20,- Baht unsere Tickets für die Tempelbesichtigung
und nähern wir durch einen Park dem imposanten Prang. Etwas weiter südlich des Wat Arun befindet sich das Hauptquartier der Marine (Royal Thai Navy Headquarters) und wohl auch eine Offiziersschule. In dem Park am Tempel findet gerade eine große feierliche Zeremonie statt. Vielleicht ist es eine Schlußfeier der Kadeten der Offizierschule? Auf jeden Fall wimmelt es überall von Marinesoldaten in schicken, weißen Uniformen. Immer wieder kommen kleine Delegationen von Offizieren zu einem im Park stehenden Denkmal einer Persönlichkeit und bringen Blumen sowie spezielle Opfergaben mit sich, die wie kleine, weiße, eiförmige Urnen oder Pokale aussehen. All dies läuft sehr förmlich ab. Vor dem Denkmal stehen einige Uniformierte, wohl Militärpolizisten, die den Zugang zu ihm regeln. Fotografen und TV-Reporter sind auch dabei. Auf dem Gelände wird laut die Thai-Musik gespielt. Auf einer kleinen Bühne führen junge Mädchen in bunten Trachten typische Thai-Tänze und Lieder auf. Es sind wohl die Kinder der Offiziere, denn die Zuschauer - wahrscheinlich hauptsächlich deren Eltern - reagieren mit großer Begeisterung auf die Aufführung. Überall auf dem Rasen sind auch Stühle und Tische aufgestellt, an mehreren Ständen kann man sich mit warmen Thai-Essen versorgen.
Wir lassen das bunte, exotische Treiben hinter uns und nähern uns dem Prang. Vier steile Treppen führen auf einen hohen Sockel hinauf, auf dem der zentrale Prang emporragt. Man darf aber nur zu der untersten Plattform aufsteigen und darauf den Prang umrunden. Erst aus der nächsten Nähe kann man den Detailreihtum der Keramikverzierungen und Dekorationen so richtig erkennen. Immer wieder entdecken wir hier interessante Details, wie z.B. die Dämonen, die den Prang im unterem Bereich stützend umringen.
Danach spazieren wir noch durch das nordwestlich des Prangs gelegene Tempelgelände mit zahlreichen größeren und kleineren Gebäuden, u.a. der Kapelle (Phra Viharn) und der Nische mt dem Fußabdruck Buddhas, sowie durch die benachbarten Straßen.
Die weißen Säulen und Außenwände des Bots dieser Tempelanlage bzw. der Ordination Hall sind mit bunten Porzellanblumen dekoriert. In dem Innenhof, der von einem in grellen Farben bemalten Wandelgang mit Buddha-Statuen und Bronze-Elefanten umgeben ist, stehen zahlreiche chinesische Steinstatuen. Hier begegnen wir einer hochrangigen Delegation. Ein wichtiger General oder uniformierter Minister verläßt gerade den Tempel, begleitet von mehreren ihn respektvoll umgebenden Offizieren (darunter auch Frauen) in festlichen Uniformen sowie von einem Fernsehteam. Wir werfen noch einen Blick in den Innenraum des Bots mit einem goldenen, sitzenden Buddha und gehen gleich weiter über die angrenzenden Straßen zurück zur Pier. Auf die Fähre wartend, beobachten wir den regen Verkehr auf den Fluß.
Gegen 17.30 Uhr setzen wir auf die östliche Flußseite zurück und nehmen uns dort gleich ein Taxi, mit dem wir für 69,- Baht zum Geschäftszentrum im Osten, am Siam Square, fahren. Hier ist richtig etwas los. Massen von Menschen, mit Autos und Tuk-Tuks verstopfte Straßen, Lärm, Abgase - dies sieht hier zu jeder Tageszeit ähnlich aus, aber abends kommt der wahre Höhepunkt. Wir bummeln über die gewaltigen Betonkonstruktionen der riesigen Fußgängerbrücken, die die Kreuzung der beiden Hauptstraßen Rama I. und Phaya Thai Road überspannen. Direkt von diesen Brücken gelangt man zu dem gigantischen MBK-Einkaufszentrum sowie zu anderen angrenzänden Gebäuden. Unter uns der laute Straßenchaos, über uns die zweigeschoßige Betonstrecke der Schnellbahn, die sich hier noch verzweigt, überirdische Durchgänge zu den zwei großen Skytrain-Stationen National Stadium und Siam Central, Treppen rauf, Treppen runter. Man weiß nicht, wohin man zuerst hingucken soll, und wo man hinauskommt.
All dies ist beeindrückend aber auch bedrückend.
Wir erkunden hier ein wenig die Wege und gehen danach zum Siam Centre, wo wir an einem Internet-Terminal kostenlos unsere E-Mail-Konten abfragen können. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite finden wir einen Pizza-Hut, in dem noch einige Plätze frei sind, und genießen nach dem sehr anstrengenden Tag gemütlich ein für dieses Lokal typisches Menü.
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Wir überlegen, wie wir zurück ins Hotel kommen sollen - von der südlichsten Skytrain-Station in Saphan Taksin gibt es noch ca. 40 Minuten Fußweg nach Hause, wofür wir heute wohl nicht mehr genug Kräfte haben - also entscheiden wir uns für einen Taxi. Der Taxi-Fahrer spricht kaum Englisch. Nachdem wir ihm den Hotelnamen gesagt haben, fragt er uns, welches von den beiden, weil es angeblich in Bangkok zwei Hotels mit diesem Namen gibt. Es dauert eine Weile, bis wir uns schließlich verständigen, wohin wir fahren müßen. Dabei widmet er sich, stark gestikulierend, mehr dem Gespräch mit uns, als dem Straßenverkehr. Aber hier im Zentrum kommen wir durch die verstopften Straßen sowieso nur schleppend voran. Da sind die Tuk-Tuk-Fahrer eindeutig im Vorteil. Sie nutzen jede, noch so kleine Lücke zwischen den Fahrzeugen, um voranzukommen. Als wir schließlich auf eine der Schnellstraßen gelangen, ist unser Fahrer so froh darüber, endlich Gas geben zu können, daß er die Abfahrt auf die Charoen Krung Straße zu unserem Hotel verpaßt und über die Brücke auf die andere Flußseite kommt. Es ist ihm zwar richtig peinlich, aber es hilft nichts, man kann hier sowieso nirgendwo wenden. Einen kleinen Vorteil hat die ganze Aktion - wir können ihm von der gegenüberliegenden Flußseite unser Hotel zeigen. Er scheint sich hier auch nicht so gut auszukennen. Auf jeden Fall dauert es einige Zeit, bis er den Weg zurück auf "unsere" Flußseite über eine weiter südlich liegende Brücke findet. Gegen 21.00 Uhr sind wir endlich im Hotel. Der Taxi-Fahrer berechnet uns wegen seiner Panne nur 90,- anstatt der angezeigten 107,- Baht.
Im Hotel bereiten wir dann unser Gepäck für die morgen beginnende Rundreise vor, ich schreibe noch einige Postkarten, dann trinken wir noch in der Hotelbar unser Welcome-Getränk. Als wir schließlich erschöpft schlafen gehen, ist es bereits 23.30 Uhr.
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