1. Tag: Do, 06.03.2003
- Düsseldorf - Colombo -

Unsere Reise hat bereits gestern auf dem Düsseldorfer Flughafen begonnen. Um 19.55 Uhr startet die mit 290 Passagieren fast vollständig ausgebuchte LTU-Maschine des Typs Airbus A330-200 zum Nonstop-Flug nach Colombo. Nach dem Verlassen des europäischen Kontinents fliegen wir über das Schwarze Meer, den Nordosten der Türkei, den Westteil von Iran, dann über den Persischen Golf (über Abu Dhabi und Muscat im Katar), das Arabische Meer und die Südwestspitze von Indien. Nach 9,5 Stunden Flugzeit erreichen wir schließlich um 10.25 Uhr Ortszeit (5 Stunden Zeitverschiebung) den internationalen Flughafen Katunayake bei Colombo an der Westküste der Insel.
Nach der Landung in Sri Lanka begrüßt uns ein tropisches, warmes und sonniges Wetter. Die Einreiseformalitäten verlaufen sehr schnell und unkompliziert. Bereits um 11.00 Uhr sind wir nach der Paßkontrolle und haben auch schon unser Gepäck wieder zurück. Dann wechseln wir noch das Geld und verlassen die Ankunftshalle des Flughafens. Dabei staunen wir nicht schlecht, als wir durch die Tür in die nächste Halle kommen. Hier ist ein schmaler Korridorgang für die Ankömmlinge abgetrennt, und hinter den Absperrungen sind Stühle wie im Theater aufgestellt. Darauf sitzen die Wartenden und beobachten alle, die rausgehen. Wir fühlen uns wie auf einer Bühne - so sieht aus unsere erste Begegnung mit den Einheimischen.
Vom Flughafen aus müssen wir noch ein gutes Stück über eine wenig repräsentative Straße zum Busparkplatz gehen, wenn man diesen befestigten Abstellplatz überhaupt so nennen kann. Hier befinden sich kleine mobile Stände der Reiseveranstalter und auch hier werden wir zu den wartenden Transferbussen eingeteilt. Es dauert noch ca. eine halbe Stunde bis alle Gäste da sind, und gegen 11.30 Uhr fahren wir los. Colombo - die zwei Türme des World Trade Center und davor das Alte Parlamentsgebäude (Blick von der Promenade Galle Face Green)
Der Weg führt uns über Dörfer und Vororte von Colombo ins Zentrum der Hauptstadt, wo sich unser erstes Hotel befindet. Den ganzen Weg begleitet uns fast durchgehend eine dichte, geschlossene Bebauung entlang der Straße. Ich nehme neugierig die ersten Eindrucke von diesem Land auf. Vor allem der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig. Und ebenso das "Verkehrschaos" und der Fahrstill der Einheimischen. In den nächsten Tagen werden wir während der Rundreise dies noch besser kennenlernen und sich auch daran gewöhnen müssen. Die zweite Auffälligkeit, sind die Frauen auf der Straße, die fast alle mit aufgespannten Regenschirmen gehen. Aber nur Frauen und Mädchen. Das machen sie natürlich zum Schutz vor der Sonne, denn draußen ist es heute ca. 30 Grad warm und obwohl der Himmel mit Wolken etwas verschleiert ist, brennt die Sonne hier in den Tropen erbarmungslos.
Noch eine andere Besonderheit fällt mir bei der Fahrt nach Colombo auf. Neben vielen Buddha-Statuen an der Straße befinden sich an einigen größeren Kreuzungen auch zahlreiche große und mit Blumen geschmückte Statuen der Muttergottes Maria und anderer christlicher Heiligen. Dies habe ich in einem buddhistischen Land nicht erwartet, aber in dieser Gegend gibt es wohl auch viele Christen.
Nach einiger Zeit erreichen wir das Zentrum von Colombo. Hier gibt es noch mehr Staus und ein noch größeres "Chaos" auf den Straßen. Wir fahren am großen Hafen im Stadtteil Fort vorbei, und dann kommen wir über die Promenadenstraße Galle Face Road südlich von Fort zu unserem Hotel. Es ist mittlerweile 13.00 Uhr. Das Hotel Lanka Oberoi, wo wir heute übernachten, ist riesengroß, mit einem gigantischen Innenhof und Lobbybereich. Es konkurriert mit dem Hilton um den Titel des besten Hotels in Sri Lanka.
Es dauert ein wenig, bis wir unsere Schlüssel bekommen und die Zimmer beziehen können. Dort machen wir uns zunächst frisch nach der langen Anreise. Es macht aber keinen Sinn, das Gepäck auszupacken, da es gleich morgen weitergeht. Der Tag ist noch jung und ich bin neugierig auf die ersten direkten Eindrücke von Colombo, also gehen wir gegen 14.15 Uhr auf den ersten Spaziergang Richtung Zentrum. Direkt neben unserem Hotel steht eine kleine und alte christliche Kirche. Es ist die St. Andrews Scott Church - die erste Presbyterianerkirche auf Ceylon, erbaut 1842. Nach einer kurzen Besichtigung im Inneren des Bauwerks geht es weiter entlang der Galle Road. Bald schon biegen wir aber von der Straße zur Uferpromenade ab. An dieser Stelle steht das von kolonialem Flair geprägte Galle Face Hotel - eines der ältesten Hotels der Stadt.
Colombo - St. Andrews Scott Church (erste Presbyterianerkirche auf Ceylon, erbaut 1842) an der Galle Road Die Promenade ist breit und führt direkt entlang der Küste und des etwas tiefer liegenden Strandes. Es gibt hier aber leider keine schattenspendenden Bäume. Colombo - Promenade Galle Face Green, im Hintergrund das World Trade Center und davor das Alte Parlamentsgebäude (Blick Richtung Norden) Und die Hitze ist heute (wie wahrscheinlich jeden Tag) enorm, die Sonne brennt erbarmungslos, und vom Meer kommt eine starke feuchte Brise. Bald schon sind wir total durchgeschwitzt, aber die Neugier treibt uns weiter. Entlang der Uferpromenade sind viele Sitzbänke aufgestellt und eines fällt uns dabei sofort auf - auf fast jeder Bank sitzt, flirtet und kuschelt ein verliebtes Pärchen - und ausnahmslos tun sie dies unter aufgespannten, meist schwarzen Regenschirmen, die jeweils der Mann in der Hand hält. Die Perspektive der langen Promenade bietet so einen interessanten Blick. Und dieser Brauch, den wir später auch in Galle beobachten können, hat einen doppelten Sinn - Schutz vor der brennenden Sonne und auch Schutz vor den neugierigen Blicken anderer Leute. Bald schon gehen wir am alten Parlamentsgebäude Colombo - eine Kanone an der Marine Drive und das Alte Parlamentsgebäude (links), im Hintergrund die Promenade Galle Face Green - Blick Richtung Süden im Süden des Stadtteils Colombo Fort vorbei, und folgen weiter der Küstenstraße Marine Drive. Vor uns sehen wir einen Leuchtturm und weiter auch die weiße Spitze einer neuen Dagoba. Auf dem Weg dahin passieren wir einige Straßensperren und einen Posten der Militärpolizei, da an der Straße wohl eine Polizeischule und weitere militärische Objekte (Verteidigungsministerium und Generalstab der Marine) liegen. Am nächsten Militärposten ist unser Weg zu Ende. Stark bewaffnete Militärs, die in einem Schutzhäuschen stehen, lassen uns nicht weiter durch. Sie erklären uns höfflich, daß es hier ein Sperrgebiet sei und wir umkehren müssten.
Auf dem Rückweg wird die Hitze unerträglich. Wir haben noch einen ziemlich weiten Weg ins Hotel vor uns (auf dem Hinweg haben wir gar nicht gemerkt, wie weit wir gekommen sind), und unsere Kräfte schwinden bei diesem Wetter zunehmend. Bald schon haben wir das Gefühl, daß wir es nicht mehr schaffen. Mit letzter Kraft erreichen wir schließlich unser Hotel. Obwohl unser Spaziergang nur 1,5 Stunden gedauert hat, hat er uns ziemlich erschöpft, so daß wir den Rest des Tages in dem angenehm klimatisierten Hotel verbringen.
Um 17.30 Uhr findet noch ein Treffen mit unserem Reiseleiter im Lobbybereich statt. Dabei wird grob der Rundreiseverlauf besprochen. Inzwischen sind auch die anderen Reisegäste eingetroffen. Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt, die unabhängig voneinander reisen. Unsere Gruppe besteht aus 12 Teilnehmern, die zweite aus 6 Personen. Abends essen wir noch etwas im Hotelrestaurant (nicht im Reisepreis enthalten) und gehen recht früh ins Bett, denn morgen ist ein sehr frühes Aufstehen angesagt.


2. Tag: Fr, 07.03.2003
- Colombo - Anuradhapura - Sigiriya -

Nach dem Weckruf bereits um 5.30 Uhr und einem sehr frühen Frühstück starten wir um 7.00 Uhr zur ersten Etappe unserer Rundreise. Bevor wir nach Anuradhapura - unser erstes Ziel am heutigen Tag - fahren, machen wir eine kurze Rundfahrt durch Colombos Südosten. Aus den Fenstern unseres Kleinbusses sehen wir zunächst das Rathaus (erbaut 1928), das dem amerikanischen Capitol ähnelt, mit einer davor stehenden großen Buddha-Statue. Ein weiteres interessantes Bauwerk auf unserem Weg durch die Hauptstadt ist die im Jahre 1946 errichtete Independence Memorial Hall (Unabhängigkeitshalle). In dieser offenen und mit Säulen im Stil der mittelalterlichen Kandy-Audienzsäle geschmückten Halle wurde 1948 die erste Sitzung des unabhängigen Ceylon eröffnet. Erwähnenswert ist auch noch die große, moderne achteckige Halle, die bald ins Blickfeld kommt. Es ist die Bandaranaike Memorial International Conference Hall (BMICH). Dieses Konferenzzentrum ist ein Geschenk der Volksrepublik China und wurde Anfang der 70er Jahre gebaut. Gegenüber der BMICH sehen wir im Vorbeifahren eine verkleinerte Kopie des großen Aukana-Buddha.
Anschließend geht es nach Nordosten, Richtung Kurunegala. Wir fahren ca. 2 Stunden durch Colombos Vororte und kleine Dörfer, die sich nahtlos aneinander reihen. Fast durchgehend stehen an den Straßen kleine Häuser, Geschäfte und Marktstände. Überall hier ist es sehr viel los: über die schmalen Straßen rasen Autos, Busse und Tuk-Tuks, am Straßenrand spazieren Kühe und viele Leute sind zu Fuß unterwegs oder arbeiten vor den Häusern.
Unterwegs zwischen Colombo und Kurunegala, ein Reisfeld Ich bewundere die Einheimischen und ihre Gelassenheit in dem chaotischen Verkehr. Man muß wohl ein Buddhist sein und an die Wiedergeburt glauben, um so gelassen damit umzugehen. Mir friert dagegen fast jedes Mal das Blut in den Adern ein, wenn ich die waghalsigen Manöver der hiesigen Autofahrer sehe: da kommt uns schon wieder ein Auto auf unserer Spur entgegen, das gerade versucht, andere zu überholen. Als sein Fahrer uns erblickt, gibt er noch mehr Gas und kurz vor dem Zusammenstoß mit uns schert er irgendwie wieder in die eigene Spur ein, obwohl es dort für ihn fast keinen Platz mehr gibt. Und all dies, ohne die anderen Autos nur zu berühren. Es gilt hier nur eine Verkehrsregel - das Recht des Stärkeren. Vor allem große LKW's und Busse sind da eindeutig im Vorteil. Ich sitze aber ganz vorne nur in einem KLEIN-Bus und so zucke ich jedes Mal zusammen, wenn einer uns wieder mal schnell entgegenkommt. Und das passiert ständig. Es wird noch Tage dauern, bis ich nur ansatzweise so gelassen reagiere, wie die Einheimischen, und mir mein Zucken im Bein abgewöhne ;-).
Auch die Fußgänger und Radfahrer sowie faul am Straßenrand liegende Hunde machen sich nichts aus dem Verkehr. Sie drehen sich nicht mal um, wenn von hinten ein Auto kommt und hupt, damit sie die Straße freimachen sollen. Ganz langsam gehen sie etwas zur Seite, während unser Kleinbus an ihnen im Millimeterabstand vorbeifährt.
In den Vororten sind am Morgen sehr viele Schüler zur Schule unterwegs. Alle sie tragen einheitliche Uniformen. Meistens sind es bei den Mädchen weiße Kleider (die auch gleichfarbene Schleifen in den Haaren tragen) und bei den Jungs weiße Hemden sowie weiße oder blaue Hosen (lang bei den älteren und kurz bei den jüngeren). An größeren Straßenkreuzungen steht die Polizei oder einige Schülerlotsen. Dabei beobachten wir ein interessantes Ritual bei der Straßenüberquerung: Kinder, die über die Straße gehen wollen, bekommen von den Schülerlotsen auf der einen Straßenseite ein großes dreieckiges Schild, das sie auf der anderen Straßenseite wieder an die Lotsen übergeben.
Das Wetter ist heute morgen traumhaft: blauer Himmel und sonnig. Während des Vormittags ziehen dann einzelne Wolken auf - vor allem über dem Gebirge östlich unserer Fahrtroute. Aber der Tag bleibt schön.
Unterwegs stehen an den Straßen oft Stände mit Obst. Zunächst werden besonders häufig längliche Ananas-Früchte angeboten, dann gibt es Stände mit roten Rambutans. Entlang der Straßen sehen wir sehr viele verschiedene Palmenarten - entweder vereinzelt oder in kleinen Wäldchen. Wir passieren auch immer wieder größere Kokosnußplantagen. Unser Reiseleiter macht uns auf einen interessanten riesigen Baum aufmerksam - den Kapokbaum (Wollbaum). Er hat längliche, gurkenähnliche Früchte, die wie auf "Schnüren" an den Ästen hängen. Wenn die Fruchtkapseln platzen, sieht man darin einen baumwollähnlichen Stoff, der u.a. zur Kissen- oder Matratzenfüllung benutzt wird.
Immer wieder kommen wir auch an kleinen Reisfeldern vorbei, aber die meisten sind schon geerntet, da jetzt gerade die Erntezeit ist. Nach ca. 2 Stunden Fahrt machen wir an einem noch nicht geernteten Reisfeld eine kurze Pause und haben die Möglichkeit, diese Getreideart auch mal in die Hand zu nehmen. Unterwegs zwischen Colombo und Kurunegala, ein Reisfeld Wie fast überall, werden auch hier am Straßenrand die goldgelben Kings-Kokosnüsse verkauft, deren Wasser das beste Erfrischungsgetränk ist.
Anuradhapura - die Jetavanarama-Dagoba aus dem 3. Jh. Jetzt fahren wir durch eine weniger dicht besiedelte Gegend. Es gibt auch deutlich weniger Palmen an den Straßen (wir haben uns von der Küstenregion entfernt), hier dominieren Blätterbäume. Gegen 11.00 Uhr machen wir eine längere Pause in einem Restaurant, an einem kleinen Stausee bei Kurunegala gelegen. Kurunegala - ein See am Stadtrand und ortstypische Granitfelsen Die alte Königsstadt Kurunegala (aus dem 13. Jh.) ist vor allem wegen der drei großen kahlen Granitfelsen (einer davon mit dem markanten Namen Elefantenberg) bekannt, die hoch über das ebene Land herausragen. Landschaft bei Kurunegala, im Hintergrund typische Granitfelsen Aber auch die Kokosnußplantagen eine King-Coconut-Palme bei Kurunegala und der Reisanbau sind für die Stadt charakteristisch. Wir spazieren etwas in der Umgebung des Restaurants und am See herum. bei Kurunegala, ein Kind vor dem Haus Vor dem Restaurant schauen wir uns einen großen Termitenhügel an. In den Baumkronen hüpfen viele kleine Backenhörnchen, die wir auch gelegentlich zwischen dem Laub erblicken können.
Nach einer etwa halbstündigen Erholung fahren wir weiter nach Nordosten - Richtung Dambulla. Die Landschaft sieht jetzt etwas anders aus. Wir passieren zwei kleinere Laubwaldabschnitte. Aber ansonsten fahren wir durch eine Kulturlandschaft. Ab und zu stehen am Straßenrand breite Akazienbäume. Immer wieder fahren wir an großen Stauseen vorbei, die teilweise bereits vor 2000 Jahren künstlich entstanden sind und heute schon stark verlandet sind. In den nächsten Tagen unserer Rundreise werden wir noch sehr viele davon sehen. An einem der Stauseen machen wir eine kurze Zigarettenpause. unterwegs zwischen Kurunegala und Dambulla, ein alter, verlandeter Stausee Diese Seen sind Refugien für zahlreiche Wasservögelarten. Auch hier sehen wir viele Vögel, u.a. weiße Reiher, bläuliche Wasserhühner und auch einige Eisvögel, deren Gefieder in der Sonne wunderschön blau glänzt. unterwegs zwischen Kurunegala und Dambulla, ein alter, verlandeter Stausee
Von Dambulla fahren wir direkt nach Anuradhapura weiter. Es sind noch ca. 1,5 Stunden Fahrt in nördlicher Richtung. In dieser historischen Stadt sind wir gegen 14.00 Uhr und machen zunächst noch eine halbstündige Mittagspause in einem Restaurant am See, Anuradhapura - ein großer Stausee bevor wir mit den Besichtigungen beginnen.
Die von Colombo ca. 200 km entfernte Stadt Anuradhapura wurde im 4. Jh. v. Chr. die erste Königsstadt Sri Lankas. Hier begannen die Herrscher mit der Anlage von Stauseen und Bewässerungskanälen, die die Trockenzone in ein wichtiges landwirtschaftliches Anbaugebiet verwandelten. Das 20 qkm große Ruinengelände mit Resten der Königspaläste und Dagobas steht unter dem UNESCO-Schutz und gehört zum Weltkulturerbe. UNESCO-Weltkulturerbe
Unsere Besichtigung des historischen Geländes beginnt in einem kleinen archäologischen Museum, wo einige der Funde ausgestellt sind, z.B. die Reste von Buddha-Statuen und Stelen, Töpfe, Schmuck etc. Anschließend gehen wir von dort zu Fuß zur unweit entfernten, gewaltigen Jetavanarama Dagoba, die Ende des 3. Jh. errichtet wurde. Anuradhapura - die Jetavanarama-Dagoba aus dem 3. Jh. Die einst 122 m hohe Dagoba aus Ziegelsteinen wird seit rund 20 Jahren restauriert, wobei ein großer Teil immer noch nicht fertig ist. Während unseres Rundgangs um die auf einer 9 m hohen quadratischen Plattform mit einer Seitenlänge von 200 m stehende Dagoba sehen wir auf der Rückseite noch ein riesiges Gerüst, auf dem mehrere Arbeiter balancieren. Die Dagoba selbst hat an ihrer runden Basis ein Durchmesser von 125 m. Beim Rundgang um das Bauwerk bekommen wir einen sehr guten Eindruck von seinen Ausmaßen. Grundsätzlich sind die Dagobas massive Gebäude ohne einen von Menschen zu nutzenden Innenraum. Ihr Ursprung liegt im Grabhügel über der letzten Ruhestätte des historischen Buddhas und ihre Funktion ist rein symbolischer Art. Anuradhapura - Ruvanweli-Seya-Dagoba aus dem 1. Jh. v. Chr., Blick vom Weg zum heiligen Bo-Baum
Auf dem Parkplatz vor der Jetavanarama Dagoba wartet schon unser Bus. Auf dem Weg dorthin begegnen wir den ersten Affen. Anuradhapura - ein Affe (Grauer Langur) in der Nähe der Jetavanarama-Dagoba Es sind Graue Languren, die zwischen den Bäumen der Parkanlage spielen. Wir fahren nur wenige Minuten zu einer anderen bedeutenden Dagoba - Ruvanweli-Seya-Dagoba. Es ist die aus dem 1. Jh. v. Chr. stammende und für den gläubigen Buddhisten die wichtigste Dagoba in Anuradhapura, denn sie bildete das Zentrum des Theravada-Buddhismus. Schon weit entfernt von der Dagoba müssen wir unsere Schuhe und Kopfbedeckung ausziehen und weiter barfuß gehen. Anuradhapura - Ruvanweli-Seya-Dagoba aus dem 1. Jh. v. Chr. Die Restaurierung der Dagoba wurde in den 50er Jahren beendet und seitdem strahlt sie schneeweiß in der Sonne. Die Ruvanweli-Seya-Dagoba erreicht eine Höhe von 110 m bei einem Umfang von 283 m und steht auf einer quadratischen Plattform von 140 m Seitenlänge. Anuradhapura - Ruvanweli-Seya-Dagoba aus dem 1. Jh. v. Chr. Die gut 2,5 m hohe Plattform wird von 344 steinernen Elefanten symbolisch getragen. Auf der Spitze des Bauwerks glänzt im Licht ein 60 cm großer Bergkristall - ein Geschenk burmesischer Buddhisten.
Die Dagoba wird von zahlreichen Einheimischen besucht. Auch viele Schulklassen sind hier unterwegs. Anuradhapura - eine Schulklasse vor der Ruvanweli-Seya-Dagoba Wir gehen auf die Plattform bis zur Dagoba und lassen uns im Schatten eines Altars vom Reiseleiter die Geschichte dieses Bauwerkes erzählen. Dann gehen wir zurück zum Eingang zum Dagoba-Gelände, wo wir unser Schuhwerk liegen gelassen haben. Ich mache aber noch einen Abstecher und laufe barfuß über den kurz geschnittenen Rasen, um mit der Sonne halbwegs im Rücken ein Foto der Elefantenmauer und der Dagoba zu machen. Anuradhapura - Ruvanweli-Seya-Dagoba aus dem 1. Jh. v. Chr.
Bald stecken unsere Füße wieder in den Schuhen und gehen über einen Weg Richtung Süden. Er führt durch eine parkähnliche Anlage Anuradhapura - eine buddhistische Nonne auf dem Weg zum heiligen Bo-Baum Sri Maha Bodhi mit wenigen Bäumen, weidenden Kühen und Wasserbüffeln sowie allgegenwärtigen Affen und Reihern. Der Weg bietet schöne Ausblicke auf die eben besuchte Dagoba. Anuradhapura - Ruvanweli-Seya-Dagoba aus dem 1. Jh. v. Chr., Blick vom Weg zum heiligen Bo-Baum Bald sehen wir auf der linken Seite Überreste einer Halle. Es ist der Lohapasada (Kupferpalast), ein Versammlungs- und Wohngebäude der Mönche, das zu den eindrucksvollsten Bauwerke der Stadt zählte. Auf einer quadratischen Grundfläche sind dort heute noch 1600 teils roh behauene, teils kunstvoll verzierte steinerne Säulen zu sehen.
Einige Meter weiter erreichen wir den Eingang zum Ziel unseres Spazierganges: die Anlage des ältesten Klosterbezirks Maha-Vihara. Sie beherbergt den heiligsten Ort der Insel mit dem ältesten dokumentierten Baum der Welt: dem Bodhi- oder Bo-Baum (Sri Maha Bodhi). Es ist ein Ableger des heiligen Bo-Baumes, unter dem der Buddha seine erleuchtende Erkenntnis erfuhr. Auf die Bitte eines Königs von Anuradhapura wurde um das Jahr 250 v. Chr. ein Zweig des heiligen Baumes aus Indien gebracht. Überbringer des Ablegers war eine buddhistische Nonne und Tochter des indischen Kaisers. Diese Szene wird in einer Skulptur vor dem Eingang zum Baum plastisch dargestellt. Anuradhapura - vor dem Eingang zum hl. Bo-Baum, eine Szene mit der Darstellung der Nonne, die einen Ableger des legendären Bo-Baumes nach Sri Lanka gebracht hat
Anuradhapura - ein Reiher in der Nähe des heiligen Bo-Baumes Bevor wir jedoch das Gelände betreten, müssen wir wieder Schuhe ausziehen und strenge Sicherheitskontrollen über uns ergehen lassen (Eingang nur durch zwei Kontrollhäuschen, getrennt nach Geschlechtern). Über einen traditionellen Mondstein Anuradhapura - eine Stele und der Mondsteil vor der Treppe, die zum heiligen Bo-Baum führt und einige Treppen steigen wir zum heiligen Bo-Baum auf. Anuradhapura - der heilige Bo-Baum Sri Maha Bodhi - der älteste dokumentierte Baum der Welt (2250 Jahre) und heiligste Ort der Insel Der Baum selbst ist mit einer Steinterrasse aus dem 3./4. Jh. umgeben. Zu der hohen Terrasse hat man keinen Zutritt. An dem goldenen Zaun, der den Baum umgibt (errichtet erst 1966), beten die Pilger und bringen als Opfer Lotusblüten, Räucherstäbchen sowie die unzähligen bunten Gebetswimpel. Anuradhapura - der heilige Bo-Baum Sri Maha Bodhi - der älteste dokumentierte Baum der Welt (2250 Jahre) und heiligste Ort der Insel Natürlich treffen wir hier vor allem viele einheimische Besucher - gläubige Laien und buddhistische Mönche. Anuradhapura - buddhistische Mönche auf dem Weg zum heiligen Bo-Baum Sri Maha Bodhi Von dem Baum selbst bin ich etwas enttäuscht - ich habe mir ihn viel größer vorgestellt. Er ist aber nur relativ klein, gestützt durch eiserne Krücken und umgeben von vielen jüngeren Ablegern. Die Blätter des Bo-Baumes besitzen eine charakteristische Form - wenn man sie in der Mitte faltet, sehen sie wie der Umring einer Dagoba aus.
Nach dem Besuch der Terrasse mit dem heiligen Bo-Baum gehen wir den gleichen Weg wieder zurück zum am Parkplatz an der Ruvanweli-Seya-Dagoba wartenden Kleinbus. Nur aus den Busfenstern sehen wir noch die kleinere Thuparama-Dagoba - der Überlieferung nach die älteste Dagoba Sri Lankas aus dem 3. Jh. v. Chr. In der Kürze der Zeit können wir natürlich nur einen Bruchteil der Dagobas und der anderen Ruinen besichtigen. Aber auch das schon verschafft uns einen guten Eindruck von der Größe und Bedeutung der damaligen Hauptstadt.
Jetzt fahren wir auf dem gleichen Weg zurück nach Dambulla und hier angekommen, zweigen wir nach Osten ab, Richtung Sigiriya. Die letzten Kilometer des Weges führen über eine tlw. nicht asphaltierte Nebenstraße zu unserem Hotel Sigiriya in unmittelbarer Nähe des berühmten Sigiriya-Felsens, den wir morgen besteigen werden. In unserem Hotel - einer ausgedehnten Bungalowanlage - kommen wir in der Abenddämmerung an. Wir beziehen unsere Bungalows, treffen uns dann zum Abendessen und gehen anschließend müde schlafen.


3. Tag: Sa, 08.03.2003
- Sigiriya - Polonnaruwa - Sigiriya -

Heute können wir etwas länger schlafen. Nach einem guten Frühstück fahren wir 8.45 Uhr zum Eingang der Anlage um den Sigiriya-Felsen. Die Fahrt dauert nur einige Minuten, wir hätten von unserer Bungalow-Anlage aus auch zu Fuß gehen können.
Der monumentale Gneisfelsen hat eine schaurige Geschichte. Vor ca. 1500 Jahren wurde der in Anuradhapura regierende König Dhatusena durch seinen eigenen unehelichen Sohn Kassapa ermordet. Kassapa, der selbst die Macht übernahm, ließ aus Angst vor seinem Bruder und legitimen Sohn von Dhatusena den Monolithen zu einer Festung ausbauen. Nach sieben Jahren Bauzeit konnte er den Palast auf dem Felsen beziehen. Nach 18 Jahren kam die Rache seines Halbbruders, der sich einem indischen Söldnerherr Sigiriya näherte. Kassapa, von den eigenen Truppen fluchtartig verlassen, schnitt sich die Kehle durch. Seitdem versank die Felsenfestung in Abseits der Geschichte. Heute steht die gesamte Anlage unter dem UNESCO-Schutz, insbesondere wegen der einmaligen Fresken an den Felswänden, die wir später besichtigen. UNESCO-Weltkulturerbe Sigiriya - Felsen mit der Ruine der Bergfestung (Südseite) und ein verlandeter Stausee
Das Wetter ist heute morgen recht schön, obwohl es immer wieder größere Wolken vorbeiziehen, die etwas Schatten spenden. Wir betreten das Gelände westlich des Felsens und gehen zunächst durch ausgedehnte Gartenanlagen, vorbei an geometrisch angelegten Wassergärten Sigiriya - Felsen mit der Ruine der Bergfestung (Westseite), davor ein Wasserbecken in der Gartenanlage und Teichen. Am Fuße des Monoliths besichtigen wir den sog, Predigerfelsen sowie einige alte Siedlungsspuren und Höhlen, in denen früher Mönche lebten. Dann beginnt der Aufstieg - zunächst über steinerne Treppen zwischen kleineren Felsbrocken bis zu einem Podest auf etwa einem Drittel der Felsenhöhe. Bereits hier geben die ersten Teilnehmer unserer Gruppe auf. Wir gehen aber weiter über einen an der Westwand aufgehängten Stahlsteg bis zu einer Wendeltreppe, Sigiriya - Westseite des Sigiriya-Felsens: die Spiegelmauer sowie eiserne Wendeltreppe zu den Fresken mit sog. Wolkenmädchen über die man etwa auf halber Höhe des Felsens auf einen schmalen Sims gelangt, der von einem überhängendem Felsen geschützt wird. Hier sind die ca. 1500 Jahre alten und weltberühmten Fresken der sog. Wolkenmädchen zu sehen. Die mit reichem Kopfschmuck und Geschmeide in Gelb-, Grün- und Rottönen gezeichneten Frauen verschwinden alle ab der Hüfte in den Wolken, deswegen auch die Bezeichnung. Sigiriya - Wolkenmädchen-Fresken an der Westseite des Sigiriya-Felsens Sigiriya - Wolkenmädchen-Fresken an der Westseite des Sigiriya-Felsens Sigiriya - Wolkenmädchen-Fresken an der Westseite des Sigiriya-Felsens Wen stellen sie eigentlich dar, ist bis heute unklar. Sind es Bildnisse von Prinzessinnen des Hofs von Kassapa oder schöne Nymphen aus dem himmlischen Paradies eines Gottes? Auf jeden Fall sind wir von den schönen Malereien und von den kräftigen, gut erhaltenen Farben begeistert. Angeblich war früher ein Großteil der Westseite des Felsens bemalt, durch die Witterungseinflüsse ging aber fast alles bis auf die durch den Felsvorsprung geschützten Wolkenmädchen verloren.
Nach der Besichtigung der wunderschönen Malereien gehen wir über die Wendeltreppe zurück und dann weiter an der westlichen Felswand Richtung Norden. Der Weg führt jetzt über eine sog. Spiegelgalerie aus der Entstehungszeit der Felsenfestung. Sie ist rechts von der Felswand und links von der sog. Spiegelmauer umrahmt. Die Spiegelmauer ist eine mit einer Honig-Ei-Mixtur vor Jahrhunderten glänzend feinpolierte, ca. 3 m hohe Mauer entlang der westlichen Felswand auf etwa halber Felshöhe. An der Mauer haben schon vor Jahrhunderten die damaligen Besucher ihre Kommentare in Form von Graffitis hinterlassen. Wir gehen also entlang der Spiegelmauer, Sigiriya - Blick von der Westseite des Sigiriya-Felsens auf die Umgebung, unten die Spiegelmauer an einer Aussichtsstelle vorbei, und dann hinauf zur Löwenterrasse im Norden des Felsens. Sigiriya - Löwenterrasse an der Nordseite des Sigiriya-Felsens und die Treppe zum Gipfelplateau
Hier machen wir eine verdiente Pause. Mittlerweile ist unsere Gruppe nur auf fünf Personen geschrumpft. Auf diesem schönen Mittelplateau beginnt der letzte Teil des Aufstieges zum Felsengipfel. Über eine von monumentalen Löwenpranken eingeschlossene Steintreppe beginnt der Aufstieg. Sigiriya - Löwenterrasse an der Nordseite des Sigiriya-Felsens mit zwei monumentalen Löwenpranken sowie die Treppe zum Gipfelplateau Einst führte diese Treppe durch den Rachen des aus Backsteinen gemauerten Löwenkopfes. Bald ist aber die Steintreppe zu Ende. Es folgen steile aber gesicherte Eisenleitern und -stiege, die neben der Felswand in schwindelerregender Höhe fast wie frei in der Luft schweben. Hier siegt leider meine Höhenangst im Duell mit der Neugierde, den Gipfelblick zu erleben, und ich kehre bald zur Löwenterrasse zurück. Lediglich zwei Mitreisende erreichen das Gipfelplateau. Oben gibt es außer dem interessanten Rundblick nicht viel zu sehen: nur einige Mauerreste, Treppen und ein Wasserbecken. Auch von der Löwenterrasse hat man schöne Ausblicke auf die Gartenanlage, Sigiriya - Blick von der Löwenterrasse des Sigiriya-Felsens nach Westen, unten die Gartenanlage der Bergfestung Sigiriya - Blick von der Löwenterrasse des Sigiriya-Felsens nach Westen, unten die Gartenanlage der Bergfestung Reisfelder, Dschungel und ferne Bergketten. Sigiriya - Blick von der Löwenterrasse des Sigiriya-Felsens nach Norden
Der Rückweg führt wieder entlang der Spiegelmauer und dann über die Stahlstege an der Westseite des Felsens, aber den letzten Teil des Abstieges bewältigen wir auf einem anderen Wege. Wir gehen durch steinerne Gärten mit vielen Höhlen, die früher von Mönchen bewohnt und benutzt waren. Sigiriya - Felshöhlen an der Westseite des Sigiriya-Felsens Sehr interessant ist die Kobra-Höhle, die ihren Namen dem überhängenden Felsen verdankt, der verblüffend ähnlich einer aufgerichteten Schlange aussieht. Sigiriya - überhängender Felsen der Kobra-Höhle am Sigiriya-Felsen Und lebende Tiere sehen wir auch: unter einem Baum liegt faul ein ca. ein Meter langer Waran - mein erster Waran in der freien Natur. Wohl genervt von unseren neugierigen Blicken zieht er sich dann gemächlich ins Gebüsch zurück. Sigiriya - Wolkenmädchen-Fresken an der Westseite des Sigiriya-Felsens
Vorbei an mehreren Souvenirständen am Fuße des Felsens kommen wir schließlich zu unserem Kleinbus zurück, der am Südeingang wartet. Schon wenige Minuten später, gegen 11.00 Uhr, sind wir wieder in unserer ausgedehnten Bungalowanlage. Bis zum Mittagessen um 12.30 Uhr haben wir jetzt Freizeit. Wir gehen also nochmals Richtung Felsen spazieren. Vor dem Hotelgelände befindet sich ein kleines Dorf bestehend wohl nur aus zwei unbefestigten Wegen (ebenso wie auch der Weg zum Hotel). Wir beobachten ein wenig das Leben der Dorfbewohner, dann gehen wir zum Ufer eines tlw. verlandeten Stausees direkt am Dorfrand. Von hier aus bietet sich ein wunderschöner Blick auf die Südseite des Sigiriya-Felsens auf der anderen Seeseite, Sigiriya - Felsen mit der Ruine der Bergfestung (Südseite) und ein verlandeter Stausee zumal die Wolken sich mehr und mehr zurückziehen und viel Sonne durchlassen. Die zahlreichen Seerosen im Wasser, Sigiriya - Felsen mit der Ruine der Bergfestung (Südseite) und ein verlandeter Stausee viele weiße und graue Reiher am See, einige kleine grüne Bienenfresser in den Bäumen am Ufer sowie in der Luft flatternde bunte Schmetterlinge tragen zu der fast vollkommenen Idylle bei. Sigiriya - Felsen mit der Ruine der Bergfestung (Südseite) Wir spazieren über einen Weg entlang des Seeufers Sigiriya - Felsen mit der Ruine der Bergfestung (Südseite) fast bis zum Felsen und beobachten unterwegs noch zahlreiche andere exotische Vögel, die sich immer wieder auf dem Weg oder in den Bäumen zeigen. Auch die Dschungelvegetation entlang des Weges finde ich sehr interessant. Sigiriya - Blüten eines Baumes Sigiriya - Blüten
Zurück auf dem Hotelgelände zieht eine große Horde von Affen, die die Gegend unsicher machen, unsere Aufmerksamkeit an. Es sind Graue Languren - sie sitzen teilweise in den großen Baumkronen über unseren Köpfen, Sigiriya - ein Affe (Grauer Langur) auf einem Baum im Garten der Hotelanlage teilweise toben und spielen sie miteinander auf dem Rasen der Gartenanlage. Ich versuche etwas näher zu kommen, um sie aus der Nähe zu fotografieren, aber sie reagieren dann ziemlich aggressiv und versuchen mich abzuschrecken. Sigiriya - ein wilder Affen (Grauer Langur) in der weitläufigen Hotelanlage An einer anderen Stelle der wirklich riesigen Hotelanlage läuft mir ein kleiner grüner Leguan über den Weg. Sigiriya - ein grüner Leguan in der Hotelanlage
Das Mittagessen genießen wir auf der frischen Luft unterm Dach des offenen Hotelrestaurants. Das Essen schmeckt sehr gut, was wohl auch die Languren genau wissen. Sie zeigen sich auf dem Rasen und auf den Bäumen vor dem Restaurant, laufen über den Dächern. Plötzlich springt ein Affe mitten auf unseren Tisch und klaut ein paar Leckereien vom Teller. Die Kellner reagieren sofort mit kleinen Kugelchen, mit welchen sie auf die Affen werfen und mit Knallern. Das schreckt die Affenfamilie ab, und wir können unser Mittag in Ruhe zu Ende genießen.
Um 13.30 Uhr brechen wir zum nächsten Ausflug auf. Jetzt geht es nach Polonnaruwa - es war die zweite große singhalesische Haupt- und Königsstadt. Ihre Glanzzeit erlebte sie vom 11. bis zum 13. Jahrhundert, heute zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. UNESCO-Weltkulturerbe Der Himmel ist jetzt wieder wolkenlos, die Sonne brennt erbarmungslos. Gut, daß wir in einem klimatisierten Bus sitzen. Nach Polonnaruwa sind es ca. 30 km. Wir fahren zunächst über eine tlw. nur leicht befestigte, schmale und kaum befahrene Nebenstraße durch einen lichten Dschungel. Immer wieder passieren wir aber auch einige kleine Dörfer und einzelne Häuser im Dschungel. Wegen starker Landflucht gibt es ein Regierungsprogramm, das den Leuten, die sich wieder auf dem Lande ansiedeln, zwei Hektar Land kostenlos zur Verfügung stellt. Polonnaruwa - Felsentempel Gal Vihara, junge buddh. Mönche vor den Statuen des liegenden und des stehenden Buddhas
Der Reiseleiter erzählt uns, daß man auf diesem Weg manchmal noch Elefanten und anderen wilden Tieren begegnen kann. Wir erfahren auch einiges über die Gefahr der Schlangenbisse. Jährlich werden in Sri Lanka ca. 6000 Leute von den Schlangen gebissen, 1000 bis 1500 davon sterben daran. Das bringt das Land auf eine der vordersten Plätzen weltweit in dieser traurigen Statistik. Von den ca. 92 Schlangenarten auf Sri Lanka sind aber nur vier für die Menschen lebensgefährlich. Dazu zählt auch die berühmte Kobra. Häufig kommt es zu Schlangenbissen während der Arbeit auf den Reisfeldern. Wir werden gewarnt, nicht ins Gras oder in die Felder zu gehen. Unterwegs durch den Dschungel halten wir einige Male an, und der Busjunge bringt verschiedene Pflanzen in den Bus, die uns dann vom Reiseleiter erklärt werden.
Nach ca. 45 Minuten Fahrt durch den Dschungel erreichen wir eine Hauptstraße. Jetzt geht es durch eine dichter besiedelte Gegend, an Reisfeldern und Palmenhainen vorbei. Wir passieren zwei größere Stauseen und einige Wasserkanäle. Kurz von Polonnaruwa halten wir kurz bei einer modernen Buddhastatue an einem großen Stausee an. bei Polonnaruwa - eine moderne Buddha-Statue an einem Stausee In der Ruinenstadt angekommen, fahren wir zunächst über einen Damm am Stausee Parakrama Samudra zu einer überlebensgroßen Felsstatue aus dem 12. Jh. südlich der historischen Stadtmauer. Es ist nicht klar, wen sie darstellt: es könnte ein Abbild des Königs Parakramabahu sein oder aber eines Weisen. Polonnaruwa - Felsskulptur eines Weisen (wahrsch. Parakrama Bahu I.) südlich der Stadtmauer Von hier aus geht es dann zurück über den Damm zum archäologischen Park innerhalb der Stadtmauer. In der prallen Sonne fangen wir mit den Besichtigungen bei den Überresten des einstigen Königspalastes von Parakramabahu an. Polonnaruwa - Ruinen des Königspalastes von Parakrama Bahu I. Der Backsteinbau hatte einst 7 Stockwerke und 100 Zimmer. Neben den Palastruinen finden wir einen Verkaufsstand mit Königs-Kokosnüssen. Endlich können wir also unseren Durst mit dem schmackhaften Kokosnusswasser löschen. Dann gehen wir weiter zu den Ruinen der Ratshalle des Königs. Polonnaruwa - Ruinen der Ratshalle (Audienzhalle) des Königs Die langgestreckte, offene Säulenhalle ruht auf einem Fundament, geschmückt mit Darstellungen von Elefanten, Löwen und Gnomen. Polonnaruwa - Ruinen der Ratshalle (Audienzhalle) des Königs Die Eingangstreppe wird von zwei Fabelwesen (Mischung aus Elefant, Löwe und Krokodil) eingefaßt. Polonnaruwa - Ruinen der Ratshalle (Audienzhalle) des Königs, vorne die Eingangstreppe Dann werfen wir noch einen Blick von oben auf das königliche Bad. Polonnaruwa - Bad des Königs (Kumara Pokuna)
Anschließend gehen wir an der Ruine eines Hindu-Tempels vorbei zum heiligen Bezirk. Hier sehen wir zunächst das interessante Thuparama-Bilderhaus - eines der besterhaltenen Bauwerke der Stadt (das einzige mit Dach), mit schönen Basreliefen an den Außenwänden dekoriert. Polonnaruwa - Thuparama-Statuenhaus (-Bilderhaus) aus dem 12. Jh. Im Inneren stehen Reste einer Buddha-Statue sowie andere ausgegrabene Skulpturen. Nordöstlich davon liegt der prächtigste Bau der heiligen Terrasse: der Vatadage-Rundtempel. Polonnaruwa - Vatadage-Rundtempel Die vier Treppenaufgänge sind flankiert von wunderschönen Mondsteinen und Wächterfiguren. Polonnaruwa - eine Buddha-Statue im Vatadage-Rundtempel, vorne ein Mondstein und zwei Wächterstelen (Nordeingang) Sie führen zum Inneren des Tempels, wo sitzende Buddha-Statuen in alle vier Himmelsrichtungen schauen. Von der inneren Plattform haben wir einen guten Blick auf die anderen Bauwerke des heiligen Bezirks: Polonnaruwa - Blick vom Vatadage-Rundtempel nach Norden auf den Atadage Tempel (Haus der acht Reliquien, links) und den Hatadage-Tempel (Haus der 60 Reliquien, hinten) das Haus der acht Reliquien (Atadage-Tempel), das große Haus der 60 Reliquien (Hatadage-Tempel), Polonnaruwa - links der Atadage-Tempel, rechts davon der Hatadage-Tempel, dahinter der Turm Satrahal Prasada wo einst der heilige Zahn Buddhas aufbewahrt wurde, und auf das Satrahal Prasada - ein siebengeschossiges, pyramidenartiges Gebäude unbekannter Funktion. Polonnaruwa - der Turm Satrahal Prasada Polonnaruwa - Felsentempel Gal Vihara, junge buddh. Mönche vor den Statuen des liegenden und des stehenden Buddhas
Nach der ausführlichen Besichtigung des heiligen Bezirks fahren wir mit unserem Kleinbus ein kurzes Stück nach Norden, vorbei an den Dagoben Rankoth Vihara und Kiri Vihara. Nördlich der letzten Dagoba erreichen wir den wichtigsten Tempel in Polonnaruwa - den Gal Vihara. Der Felsenschrein mit vier aus einem Felsen geschlagenen Buddha-Statuen gilt als der Höhepunkt buddhistischer Kunst in Sri Lanka und als der schönste Ort auf der Insel. Und wirklich, die Statuen in der parkartigen Umgebung vermitteln eine Atmosphäre der Ruhe und Harmonie. Die vom Westen aus gesehen erste Statue - 5 m hohe Sitzstatue des meditierenden Buddha Polonnaruwa - Felsentempel Gal Vihara, Sitzstatue des meditierenden Buddhas (5 m hoch) - befindet sich heute unter einer riesigen Dachkonstruktion aus Metall, um sie vor den Witterungseinflüssen zu schützen. Daneben sitzt in einer Felsengrotte ein weiterer 1,50 m hoher meditierender Buddha. Rechts davon zeigt die 7 m große Figur den Buddha in einer sehr ungewöhnlichen Haltung mit gekreuzten Armen und leicht angewinkeltem Knie. Polonnaruwa - Felsentempel Gal Vihara, Statue des stehenden Buddhas (7 m hoch) Der wirkliche Blickfang ist aber ein 14 m langer liegender Buddha beim Eingang ins Nirvana auf der rechten Felsseite. Polonnaruwa - Felsentempel Gal Vihara, Statue des liegenden Buddhas beim Eingang ins Nirvana (14 m lang) Polonnaruwa - Felsentempel Gal Vihara, junge buddh. Mönche in der Nähe des Tempels
Bei den Felsskulpturen selbst und entlang des Weges zum am Parkplatz wartenden Bus begegnen wir wieder zahlreichen Affen - diesmal sind es Makaken, die viel zutraulicher zu den Menschen sind und sich aus nächster Nähe beobachten lassen. Auf der Suche nach Leckereien fassen sie teilweise sogar die Taschen der Touristen an, so daß man aufpassen muß, wenn man nicht später wegen der geklauten Sachen den Affen hinterher laufen will.
Gegen 17.30 Uhr beginnt unsere Rückfahrt nach Sigiriya. Wir fahren die gleiche Strecke zurück, so daß man jetzt Zeit hat, das heute Gesehene und Erlebte in Ruhe nochmals Revue passieren zu lassen. Gegen 18.30 Uhr geht die Sonne unter und unser Hotel erreichen wir schon in der Dämmerung kurz vor 19.00 Uhr. Vor dem Abendessen bleibt uns noch eine Stunde Zeit, um sich frisch zu machen und vor den Strapazen des Tages zu erholen. Trotzdem gehe ich nach dem Essen und einem kurzen Nachtspaziergang durch die Bungalowanlage recht früh schlaffen, denn morgen ist ein frühzeitiges Aufstehen angesagt.


4. Tag: So, 09.03.2003
- Sigiriya - Dambulla - Matale - Kandy -

Bereits um 7.30 Uhr verlassen wir die schöne Bungalowanlage am Fuße des Sigiriya-Felsens. Über die gleiche Strecke wie vorgestern - zunächst nur befestigter Weg, dann eine Hauptstraße - fahren wir Richtung Dambulla. Nach ca. 45 Minuten machen wir hinter dem Städtchen die erste kurze Photopause. Wir halten an einem neuen buddhistischen Tempel - "Golden Temple" - an, der sich am Fuße des Felsberges mit dem berühmten Höhlentempel befindet. Beide Anlagen gehören wohl zum gleichen Tempelkomplex. Heute ist es Sonntag, und vor dem neuen Tempel haben sich gerade zahlreiche Kinder versammelt, die alle ganz in weiß angezogen sind (im Unterschied zum Schulunterricht, wo die Mädchen immer Blusen und Röcke anziehen, tragen sie sonntags weiße Kleider). Als wir das Tempelgelände betreten, ist gerade ein Appell auf dem Vorplatz zu Ende, und die Kinder gehen diszipliniert barfuß und im Gänsemarsch zum Religionsunterricht in den Tempel hinein. Der Haupteingang befindet sich im Maul eines goldenen löwenähnlichen Fabelwesens, zu dem eine lange Treppe führt. Auf dem Dach des erst vor einigen Jahren fertiggestellten Tempels thront ein riesiger, sitzender Buddha in Gold. Beim heutigen sehr schönen Wetter und strahlend blauem Himmel stellt dieser etwas kitschige Tempel ein phantastisches Fotomotiv - insbesondere auch der goldene Buddha vor dem tiefblauen Hintergrund fasziniert mich. So komme ich auch als letzter zurück zum Bus. Dambulla - Tempelanlagen des Höhlentempels, der neue Goldene Tempel am Fusse des Felsmassivs
Wir fahren nur einige Minuten weiter bis zum kleinen, etwas höher gelegenen Parkplatz am Eingang zum Gelände des alten Höhlentempels. Zunächst müssen wir aber noch den Rest des ca. 340 m hohen Felsens erklimmen. Der Weg führt nach oben über zahlreiche tlw. in den Fels gehauene Stufen und ist doch etwas anstrengend, denn trotz der relativ frühen Stunde ist die Luft schon ziemlich heiß. Unterwegs bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf die relativ ebene Umgebung. Auch den Sigiriya-Felsen kann man normalerweise im Osten sehen, leider ist er heute nur schemenhaft im Dunst erkennbar. Nach ca. 20 Minuten oben angekommen, müssen wir zunächst vor dem Tempeleingang unsere Schuhe ausziehen. Dann betreten wir über ein Tor den Innenhof des Tempels. Der Innenhof ist seit einigen Jahren mit einem elektrischen Zaun umgeben, um die zahllosen frechen Affen wegzuhalten, die früher die Touristen wohl sehr belästigt haben (wenn man den Beschreibungen in verschiedenen Reiseführern den Glauben schenkt). Auch eine nette Überraschung erwartet uns: in den Höhlen darf wieder fotografiert werden. Dies war bis vor kurzem jahrelang verboten, nachdem sich eine amerikanische Touristin auf dem Schoß einer Buddha-Figur fotografieren lies. Diese Tat führte zur großen landesweiten Protestwelle und Empörung. Die so entweihte Buddha-Figur mußte danach komplett neu bemahlt werden. Seitdem wurde dieses Verbot laut Reiseliteratur sehr restriktiv durchgesetzt - um so größer ist meine Freude, als ich vom Ende des Verbots erfahre.
Die Anlage besteht aus fünf nebeneinander aufgereihten Höhlen, die durch einen galerieartigen Vorbau verbunden sind. Die Höhlenräume entstanden bereits um 100 v. Chr., die Ausgestattung stammt aber zumeist aus dem 18. und 19. Jh. In den zur UNESCO-Weltkulturerbe UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Höhlen befinden sich unzählige Statuen von Buddha und andere Skulpturen verschiedener Größe. Die erste Höhle - Götterkönigshöhle (Devaraja-Iena) - ist relativ klein und mit einem liegenden Buddha fast ausgefüllt. Die Wände sind mit ca. 2000 Jahre alten, inzwischen verblassten Malereien bedeckt. Am eindrucksvollsten und größten ist die zweite Höhle - Höhle der großen Könige (Maharaja-Iena). Entlang der Wände stehen hier Dutzende von Buddha-Statuen aus verschiedenen Epochen (ca. 60 Stück). Am meisten beeindruckt hier aber die Malerei an der Höhlendecke mit verschiedenen Episoden aus dem Leben Buddhas. Es folgt die Höhle Großer neuer Tempel (Maha Alut Viharaya), deren Decke mit Hunderten von sitzenden Buddhas ausgeschmückt ist. In der kleineren vierten Höhle - Westlichen Höhle (Pachima-Viharaya) befindet sich eine sitzende Buddha-Statue und eine kleine Stupa. Die letzte Höhle - Zweiter neuer Tempel (Devana Alut Viharaya) - enthält u.a. einen liegenden Buddha und zahlreiche Figuren hinduistischer Gottheiten.
Die fünf Höhlen mit ihren Statuen und Wandmalereien sind unbedingt sehenswert. Aber auch die grüne Landschaft vor dem Felsen, die sich sehr gut aus dem Vorplatz des Tempels betrachten läßt, ist mit ihren Palmenhainen und Reisfeldern sowie den weiteren Hügeln am Horizont sehr schön. Unser Abstieg vom Höhlentempel führt über einen anderen Weg, und endlich treffen wir auch die berüchtigten Makak-Affen, die vom Tempelgelände vertrieben wurden. Sie sind zwar sehr zutraulich, tun aber den Leuten nichts. Matala - ein Pavillon in einem Hindu-Tempel
Über eine Treppe absteigend kommen wir wieder neben dem neuen Golden Temple raus, den wir bereits am Morgen besucht haben. Hier wartet schon auf uns unser Kleinbus. Jetzt fahren wir direkt nach Süden Richtung Kandy. Die Straße führt uns zunächst durch eine ebene Landschaft mit Palmen, Reisfeldern und kleineren Ortschaften am Weg. Die Gegend um Matale, ca. 25-30 km nördlich von Kandy, ist berühmt für zahlreiche Gewürzgärten.
Auch wir besichtigen einen solchen Garten - den Gewürz- und Kräutergarten Sirilak. Begrüßt werden wir dort mit einem leckeren Kakaotee. Dann folgt eine Führung durch den Garten mit Erklärungen der Anwendungsgebiete verschiedener Pflanzen. Dort sehe ich zum ersten Mal, wie diverse bisher nur aus der Küche bekannte Gewürze und Pflanzern in der Natur wachsen: u.a. die Kakao-Bäume, Vanille und Pfeffer (beide sind Lianengewächse), Gewürznelken, Zimt, Ingwer, Kardamom und einiges mehr. Auch verschiedene Palmenarten, Kapokbäume und andere exotische Baumarten wachsen hier. Hoch in den Baumkronen bemerke ich einige Affen. Zum Abschluß der Führung findet in einem überdachten "Vorführraum" im Freien eine Präsentation einiger Heilkräuter und der daraus hergestellten Produkte, über deren Wirkung wir ausführlich informiert werden. Währenddessen bekommen wir zum Trinken einen Gesundheitstee - Tee mit Zimt, Kardamom, Ingwer und Koriander - der wirklich sehr lecker schmeckt. Verbunden wird die Vorführung mit einigen kostenlosen (bis auf das Trinkgeld) Massagen mit duftenden Ölen, die uns allen sehr gut tun. Anschließend gibt es noch Einkaufsmöglichkeiten im Gewürzladen am Eingang.
Nach ca. 1,5 Stunden Aufenthalt fahren wir gegen 11.00 Uhr weiter. Kurz vor den Toren der Stadt Matale halten wir kurz an und besichtigen einen ursprünglichen Kalkofen am Straßenrand, der weiter in Betrieb ist. Auch ein Gemüsestand in der Nähe zieht meinen Blick an. In der Stadt Matale machen wir eine kurze Photopause an einem Hindutempel, dem Sri Muthumariamman Thevasthanam, der schön mit phantasievollen Statuen von Hindugöttern ausgeschmückt ist. Einige Kilometer weiter, noch in Matale, biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren zu einer kleinen Batik-Fabrik. In Matale gibt es viele solche Fabriken und die Batik-Produkte haben diese Gegend im ganzen Lande berühmt gemacht. In der Fabrik bekommen wir eine Einführung in diese sehr aufwändige Technik der Stofffärbung und besichtigen die Arbeitsplätze, wo wir die verschiedenen Arbeitsschritte beobachten können. Zum Schluß bekommt jeder Teilnehmer unserer Gruppe die Möglichkeit, selbst verschiedene Batik-Kleidungsstücke anzuprobieren. Anschließend folgt der obligatorische Besuch der Verkaufsräume "versüßt" von einem sehr erfrischenden Zitronenwasser.
Hinter Matale steigt die Hauptstraße nach Kandy langsam hinauf. Wir fahren jetzt über zahlreiche Serpentinen durch ein Mittelgebirge. Unterwegs passieren wir eine Gegend, in der hauptsächlich moslemische Bevölkerung wohnt. Man erkennt dies an den Fleischgeschäften in den Ortschaften, durch die wir fahren. Da die Buddhisten Vegetarier sind, gibt es solche Geschäfte sonst kaum zu sehen. Während der Fahrt erzählt uns der Reiseleiter etwas über den ceylonesischen Buddhismus. Bereits mit 5-6 Jahren werden die Jungs von den Eltern in die Klöster geschickt, um Mönch zu werden. Seitdem wohnen sie im Kloster ihr Leben lang, denn im Unterschied zum thailändischen Buddhismus, kann man in Sri Lanka nicht ein Mönch auf Zeit werden. Da die Astrologie hier im Lande sehr populär ist, steht meist schon bei der Geburt des Kindes fest, ob er Mönch wird. Wenn das Geburtsdatum und die Geburtsstunde es nämlich verraten, daß der Junge im Leben keine Karriere machen wird, entscheiden sich die Eltern meistens dafür, das Kind in ein Kloster abzugeben. Auch über das Kastensystem hören wir einiges. Das System ist hier nicht so streng wie in Indien, aber man unterscheidet etwa 30 Kasten: von der Königskaste zu der ärmsten Kaste der Schlangenbeschwörer. Kandy - der Zahntempel (Dalada Maligawa) und ein künstlicher See im Stadtzentrum
Gegen Mittag sind wir in Kandy, der inmitten eines Berglandes etwa 500 m hoch gelegenen drittgrößten Stadt Sri Lankas, die als religiös-geistiges Zentrum des Landes gilt. Wir fahren direkt zu unserem Hotel "Topas & The Thurmaline" (bestehend aus zwei Gebäuden - wir wohnen im "The Thurmaline"-Gebäude), das in den Bergen am Stadtrand etwa 750 m hoch gelegen ist. Hier bekommen wir sofort das Mittagessen serviert, dann haben wir bis 14.00 Uhr ca. 1,5 Stunden Freizeit zur Erholung und zum Auspacken.
Nach der Erholungspause geht es mit unserem Kleinbus zunächst zu einem Aussichtspunkt südlich des Stadtzentrums. Von hier aus gibt es einen schönen Panoramablick auf das Stadtzentrum mit dem See Kandy Lake in der Mitte und dem berühmten Zahntempel auf der anderen Uferseite. Dann fahren wir weiter rauf zu einer Edelsteinschleiferei. Hier bekommen wir zunächst einen DVD-Film über die schwere und gefährliche Arbeit bei der Edelsteingewinnung zu sehen. Sie beginnt mit dem Bau der Gruben - eigentlich nur tiefe Erdlöcher, von denen dann unterirdisch Gänge gegraben werden. Von dort wird in Kübeln Kieserde nach oben befördert, und hier werden mit Wasser die Kieselsteine ausgespült. Dazwischen sucht man dann mit geübten Augen nach Edelsteinen. Nach der Vorführung besichtigen wir die Arbeitsplätze in der Schleiferei und gehen dann zu den Verkaufsräumen über. Hier halte ich mich nicht lange auf. Mit einigen weiteren Rundreiseteilnehmern gehen wir die Straße nur einige Hundert Meter runter, wo sich ein Spielcasino befindet. Hier findet der letzte Programmpunkt des heutigen Tages statt - eine Vorführung der Volkstänze Sri Lankas. Zunächst haben wir aber noch etwas Zeit, uns in dem sehr kleinen Spielcasino umzuschauen. Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf ein rouletteähnliches Spiel, bei dem nicht die Zahlen sondern Spielkarten gelost werden. Dementsprechend sieht auch der Spieltisch, auf dem bei gleicher Feldaufteilung nicht die Zahlen zu sehen sind, sondern verschiedene Spielkarten.
Die Tänze werden und in einem Theatersaal von der "Kandy Lake Club"-Tanzgruppe vorgeführt und dauern ca. eine Stunde. Es ist eine sehr farbenfrohe, klangvolle und kurzweilige Vorführung. Natürlich darf auch ein Maskentanz mit den berühmten Dämonenmasken nicht fehlen. Anschließend findet noch draußen im benachbarten kleinen Amphitheater eine Feuerlauf-Demonstration. Gegen 19.15 Uhr fahren wir zurück ins Hotel, wo uns um 20.00 Uhr ein Barbecue-Essen draußen vor dem Hoteleingang erwartet und dabei eine Combo-Band spielt. Es ist aber sehr windig und auch die Musik ist nicht berauschend, so daß wir uns nach dem Essen relativ schnell in unsere Zimmer zurückziehen. Hier entdecke ich später an der Wand meinen ersten Gecko, eines der nützlichen kleinen Tierchen, die nachts für ein mückenfreies Hotelzimmer sorgen.


5. Tag: Mo, 10.03.2003
- Kandy - Pinawella - Peradeniya - Kandy -

Am heutigen Tag stehen auf dem Programm einige Erkundungen in der Gegend von Kandy. Bereits um 7.45 Uhr legen wir also los. Zuerst geht es nach Pinawella zum berühmten Elefantenweisenhaus. Auf dem Weg dahin müssen wir aber durch das Stadtzentrum von Kandy fahren, was um diese Zeit kein einfaches Unterfangen ist. Es herrscht gerade die morgendliche "Rushhour" und die Straßen sind total verstopft. Erst als wir die Stadt hinter uns lassen, geht es so richtig voran. Die Straße windelt sich in vielen Serpentinen durch eine sehr schöne Mittelgebirgslandschaft mit sehenswerten Panoramaaussichten. Leider liegt ziemlich viel Dunst in der Luft, obwohl das Wetter den ganzen Tag wolkenlos und sonnig bleibt. Der Weg führt uns Richtung Westen auf einer Straße nach Colombo, von der wir später nach Norden abzweigen. Nach etwa 40 km Fahrt erreichen wir gegen 9.15 Uhr das 1975 gegründete Weisenhaus, in dem zur Zeit etwa 60 Elefanten Schutz finden. In dieser regierungseigenen Einrichtung werden verwaiste oder verwundete Elefantenkinder versorgt, die irgendwo auf der Insel aufgegriffen wurden. Insgesamt leben auf der Insel schätzungsweise noch ca. 1200 indische Elefanten, entweder in der Wildnis oder als Arbeitstiere. Sie unterscheiden sich durch einige Merkmale von ihren afrikanischen Vettern: sie haben kleinere Ohren, eine andere Kopfform, vorne 5 und hinten 4 Zehen (afrikanische entsprechend 4 und 3), das Ende des Rüssels ist etwas anders ausgeformt und nur jeder zwanzigste Elefant auf Sri Lanka kommt mit Stoßzähnen auf die Welt (da sie schon seit Jahrtausenden gezüchtet werden, gingen die Stoßzähne als eine Waffe, die sie nur in freier Natur brauchen, im Laufe der Evolution verloren). Außerdem besitzen die gezähmten Elefanten eine hellere Haut als ihre in der Wildnis lebenden Verwandten. Pinawella - Elefanten beim Bad im Fluß Maha Oya (Elefanten-Weisenhaus)
Eine Fotoerlaubnis ist im Eintrittspreis zum Weisenhaus enthalten, für die Genehmigung zum Videofilmen muß ich noch extra 500,- Rp bezahlen, die sich aber lohnen. Nach dem Betreten des Geländes gehen wir zunächst schnell zum kleinen Gehege, wo die morgendliche Fütterung der kleinen Elefanten gerade zu Ende geht. Besonders das kleinste Elefantenbaby, das aus einer Flasche Milch saugt, zieht die Blicke der zahlreichen Zuschauer an. Nach der Fütterung werden die jüngeren Elefanten zu ihren älteren Genossen geführt, die sich auf einem Plateau aufhalten. Wir folgen den Dickhäutern. Hier können wir einige ältere Elefanten bei der Arbeit im benachbarten Wäldchen beobachten. Auch ein großer blinder Elefant mit imposanten Stoßzähnen sowie ein Elefant mit einem amputierten Bein werden hier gepflegt und betreut.
Kurz vor 10.00 Uhr gehen wir dann schnell einige Hundert Meter weiter, auf die andere Seite der Straße durch den Ort Pinawella, wo gleich auch die ganze Elefantrenherde zum Baden im Fluß Kuda-Oya kommen wird. Hier am Flußrand wurde eine richtige große Tribüne erbaut, die auch schon mit Zuschauern gefüllt ist. Man kann aber bis zum Fluß hinab gehen. Hier gibt es riesige flache Felsplatten im Wasser, auf denen man sich in unmittelbarer Nähe der badenden Elefanten aufhalten kann. Bald kommen auch schon über den Schotterweg die ersten Dickhäuter im Gänsemarsch an. Mit sichtbarem Genuß begeben sie sich in den Fluß und besprühen sich mit dem kühlen Wasser. Die ca. 60köpfige, unter Aufsicht der Mahuts im Wasser badende Elefantenherde bietet einen imposanten Blick an. Auch die ganze Umgebung mit den am Flußrand wachsenden Palmen und dem blauen Himmel wirkt sehr idyllisch auf uns. Wir können nicht aufhören, die großen und kleinen Elefanten von verschiedenen Stellen zu beobachten, die immer wieder schöne Photomotive bieten. Aber um 10.45 Uhr müssen wir die Rückreise antreten - andere Attraktionen warten heute noch auf uns. Auf dem Rückweg zum Bus kaufe ich mir noch in einem der zahlreichen Souvenirgeschäfte einen schönen Holzelefanten als Erinnerung an den heutigen Besuch.
Unterwegs zurück nach Kandy legen wir einige kurze Stopps an. Auf einem Obststand am Straßenrand kauft der Reiseleiter einige rote Bananen zum Probieren, die meistens zum Kochen benutzt werden. Etwas weiter steht an der Straße ein alter Singhalese, der einen dressierten Affen präsentiert. Als wir dort anhalten, habe ich gemischte Gefühle, denn mit Tierschutz nach unserem Verständnis hat das nichts zu tun: an einer Kette angebunden fährt der Affe ein kleines Fahrrad und raucht dabei noch eine ihm zugeworfene Zigarette. Aber der Reiseleiter erklärt uns, daß der alte Mann nach einem schweren Unfall in einer Edelsteinmine auf einem Auge blind ist und nicht arbeiten kann. Um seinen Lebensunterhalt trotzdem zu verdienen, hat er einen Affen dressiert und zeigt ihn den vorbeifahrenden Touristen. Wegen dieser Idee ist er wohl sehr bekannt in der Region. Man kann es verstehen, daß in einem Land, wo es kein soziales Netz gibt, die Menschen selbst versuchen müssen zu überleben, auch auf diese Weise. Er bekommt natürlich von jedem von uns ein paar Rupien. unterwegs von Pinawella nach Peradeniya - ein Früchtestand am Straßenrand mit u.a. King-Coconuts und roten Bananen
Ein Stückchen weiter sehen wir andere Vertreter der einheimischen Fauna: eine singhalesische Frau zeigt uns am Straßenrand einige Stachelschweine. Etwas später halten wir in einer kleinen Ortschaft an einer Flußbrücke. Am Fluß wachsen große Bäume, in deren Kronen Tausende von Flughunden hängen bzw. hin- und herfliegen. Aus einiger Entfernung sehen die Tiere fast wie riesige Baumblätter aus. Von der Brücke kann man sie besonders gut beobachten, aber nicht nur sie, sondern auch die interessante Flußlandschaft. Und ein Blick von der Brücke nach unten zeigt uns die hiesigen Waschmaschinen: unten im Fluß hocken mehrere Frauen mit großen Wäscheschüsseln und waschen dort ihre Wäsche. Daneben plantschen und baden im Wasser kleine Kinder.
Etwas weiter, an der Serpentinenstraße, halten wir an einem Aussichtspunkt an. Von hier aus gibt es einen schönen Panoramablick auf die Gebirgslandschaft mit einem charakteristischen flachen Felsberg Namens Bibelberg (Bible Rock, 798 m, gelegen westlich von Gampola). Leider ist er heute in der Dunst nur schemenhaft zu erkennen. Etwa 6 km vor Kandy fahren wir am Botanischen Garten von Peradeniya vorbei bis zu einem Hotel, in dessen Restaurant wir zum Mittag essen. Als Nachspeise probieren wir u.a. Ananas mit Salz, Pfeffer und Chili, wie es in Sri Lanka üblich ist. Es schmeckt wirklich gut, vor allem nicht so säuerlich, wie ohne die Zutaten.
Nach dem Mittagessen, etwa um 14.30 Uhr, beginnen wir mit der Besichtigung des berühmten Botanischen Gartens von Peradeniya. Anfänge des Gartens reichen bis in das Jahr 1371 zurück, als hier ein König sich einen Lustgarten schuf. In der ersten Hälfte des 19. Jh. legten dann die Engländer den Peradeniya Garden an. Er befindet sich auf einer Halbinsel in einer Schleife des Mahaweli-Flusses. Auf über 60 ha Fläche gedeihen hier mehr als 5000 Pflanzenarten. Viele sagen, dies wäre der schönste botanische Garten der Welt, was wohl auch stimmen mag.
Gleich am Eingang sehen wir die "Königin der blühenden Bäume" (Amherstia nobilis), leuchtend gelb und rosarot blühende Bäume aus Burma und Malakka. An einem Ochsenkarren vorbei biegen wir vom Eingang nach links ab. Durch einen wirklich wunderschön gestalteten Garten gelangen wir zu einem Teich, der die Form der Insel Ceylon hat. Daneben befindet sich ein Bambusgarten. Etwas weiter vermittelt ein Palmengarten einen Überblick über die Vielfalt dieser Bäume. Über eine Fächerpalmenallee gehen wir dann nach Norden. Diese bis zu 30 m hohen Bäume gelten als die größte Palmenart der Welt. Blätter einer kleinen Palme am Weg zeigen, wie einfallsreich die Natur ist. Zur Abwehr der Feinde haben die Blätter auf der Unterseite zahlreiche lange und scharfe Stacheln. Wir gelangen zurück zum Teich. Hier kriecht uns über den Weg eine lange Schlange. Auch einen schönen grünen Leguan können wir beobachten.
Eine weitere Attraktion sind die nummerierten Früchte, die unter Kronenblättern einiger aus Seychellen stammenden Coco-de-Mar-Palmen hängen. Es sind die größten Nüsse der Welt und dementsprechend sehr wertvoll und begehrt. Diese Palmen stehen am Rande einer riesigen Wiese, des sog. Großen Rasens. Inmitten dieser Wiese wächst ein wirklich beeindruckender Baum - die 1861 gepflanzte Java-Weide (Ficus benjaminus), deren Äste sich über eine Fläche von 1800 qm ausbreiten. Peradeniya - botanischer Garten, ein Kanonenkugel-Baum mit Früchten Am westlichen Rande der Wiese, am Mahiaweli Ganga fallen ins Auge sog. "tanzende" bzw. "betrunkene" Bäume. Es sind Tannen, die um ihr Gleichgewicht halten zu können, in verschiedene Richtungen geneigt sind. Grund dafür sind ihre unregelmäßig wachsende Wurzeln. Anschließend schlendern wir über einen Weg entlang des Mahaweli-Flusses, der mit mächtigen Büscheln von Riesenbambus (ca. 30 m hoch) bewachsen ist. An einer Stelle hängen unzählige Fledermäuse oder Fliegende Hunde in den Kronen einiger benachbarter blattloser Tropenbäume. Sie bevölkern die Bäume so dicht, daß sie aus der Ferne wie Blätter oder Früchte aussehen. Die Luft ist erfüllt von den schrillen Tönen dieser Tiere. Dann geht es über eine Königspalmenallee an einigen Kohlpalmen und an sehr interessanten Kanonenkugelbäumen vorbei, die wegen der Form ihrer Früchte so genannt werden. Irgendwann gelangen wir zum Großen Platz, um den herum viele berühmte Staatsbesucher einen Baum gepflanzt haben, u.a. ein russischer Zar, der erste Kosmonaut Gagarin oder Bundeskanzler Kiesinger. Wir spazieren weiter durch den Park an zahlreichen weiteren botanischen Attraktionen und exotischen Pflanzen, die man hier nicht alle beschreiben kann. Zum Schluß besuchen wir noch ein Orchideenhaus direkt am Parkeingang.
Nach dem sehr eindrucksvollen Rundgang durch den Garten fahren wir - mit einer kurzen Pause an einem Souvenirladen - zurück ins Hotel, das wir gegen 16.00 Uhr erreichen. Jetzt gibt es eine 2stündige Pause, bevor wir ins Stadtzentrum fahren. Nach einer kurzen Erholung im Hotel nutze ich die freie Zeit, um die Hotelumgebung etwas zu erkunden. Ich spaziere zum zweiten Gebäude des Hotelkomplexes, das noch etwas höher gelegen ist. Von hier aus gibt es ein schönes Panorama auf unser Hotel The Thourmaline und auf die umgebenden Berge.
Um 18.00 Uhr fahren wir ins Zentrum der Stadt Kandy, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. UNESCO-Weltkulturerbe Wir werden heute abend die größte Heiligkeit des Landes - den Zahntempel - besichtigen und einer Puja-Zeremonie beiwohnen. Der in typischer Kandy-Architektur mit der charakteristisch abgeknickten Dachkonstruktion Anfang des 19. Jh. erbaute Zahntempel (Dalada Maligawa) ist das Wahrzeichen und das wichtigste Bauwerk der Stadt. Hier wird ein Zahn des 480 v. Chr. verstorbenen Gautama Buddhas als größte Reliquie des Landes aufbewahrt. Bereits 1590, als der heilige Zahn nach Kandy kam, wurde an der Stelle des jetzigen Tempels ein Reliquienschrein errichtet.
Der Zahntempel befindet sich auf einem weitläufigen Gelände, wo auch andere Tempel und Bauwerke stehen. Im Jahre 1998 gab es auf den Tempel einen Anschlag der tamilischen Rebellen. Direkt vor dem Tempeleingang explodierte ein LKW voller Sprengstoff. Dabei starben 12 Leute und der Tempel wurde zu 80 % zerstört. In den Folgejahren wurde alles renoviert. Die einzige sichtbare Folge des Anschlags sind die massiven Absperrungen des ganzen Geländes und lästige Sicherheitskontrollen. Bereits am Eingang zu der parkähnlichen Anlage werden wir von den Sicherheitsleuten kontrolliert. Eine weitere Sicherheitskontrolle findet beim betreten des Tempelgebäudes statt, hier müssen wir auch unsere Schuhe abgeben.
Gleich beginnt die dreimal täglich abgehaltene Puja - eine Verehrungszeremonie des heiligen Zahns. Vor dem zweistöckigen Schreingebäude im Innenhof spielen bereits traditionell gekleidete Trommler und Flötenspieler einen Rhythmus, der eine mystische Atmosphäre erzeugt. Wir haben noch etwas Zeit und gehen zuerst zum hinter dem Schrein gelegenen Tempelgebäude. Neben einem sehenswerten Buddha-Altar sind hier Gemälde mit Szenen aus dem Leben Buddhas zu sehen. Der Raum ist schon ziemlich voll. Vor allem Schulklassen aus der Provinz aber auch viele andere Pilger können wir hier beobachten.
Anschließend gehen wir noch kurz nach draußen - zur nördlich des Zahntempels gelegenen ehemaligen Audienzhalle. Es ist eine offene überdachte Säulenhalle erbaut im typischen Kandy-Stil. Die Holzkonstruktion des Ziegeldaches ist reichlich mit Pflanzenornamenten versehen. Kandy - ein Buddha-Altar im Zahntempel Gleich kehren wir zurück, denn bald schon beginnt die Puja, und unser Reiseleiter will uns an einer günstigen Stelle positionieren, damit wir gleich als erste die Reliquie erblicken. Wir gehen in das erste Geschoß des den Reliquienschrein umgebenden Gebäudes. An dieser Stelle ist der Schrein mit dem Hauptgebäude verbunden und wir bleiben hier etwa in der Mitte des schmalen Ganges an einem Opferaltar stehen. Wir wissen nicht, was uns hier erwartet und wie sich die Zeremonie abspielt. Der Raum füllt sich immer mehr mit Pilgern und Gläubigen aus dem ganzen Land, die Unmengen von Aralia- und Lotusblüten auf dem Altar opfern. Ist der Opfertisch voller Blüten, werden sie einfach von den Mönchen in die Abfalleimer weggeräumt. Bald ist der halbdunkle Innenraum voller Leute. Das stumpfe Trommeln und die Flötenklänge, die eine Etage tiefer gespielt werden, erfüllen den Raum mit einer besonderen Stimmung.
Der Beginn der für 18.30 Uhr geplanten Zeremonie verzögert sich etwas, bald erfahren wir auch den Grund. Aus dem Raum, wo die Reliquie im Schreingebäude aufbewahrt wird, und zu dem Pilger sonst keinen Zugang haben, kommen immer wieder gutaussehende Japaner raus. Wie wir erfahren, ist es eine Delegation von wichtigen und reichen Japanern (wohl auch bekannte Politiker), die in den Genuß einer Sonderbehandlung kommen. Erst als der letzte Japaner den Reliquienraum verlassen hat, öffnet sich ein kleines Fensterchen in der Wand des Raumes und die Verehrung der Reliquie durch Normalsterbliche kann beginnen. Jetzt verstehe ich, warum uns der Reiseleiter hier positioniert hat - wir stehen sehr nah an dem Fenster zum Reliquienraum, sonst hätten wir wahrscheinlich sehr lange warten müssen, bis wir dran kommen. So ziehen wir aber einfach mit dem Pilgerstrom, der sich Schritt für Schritt dem Schrein nähert, und sind schon nach wenigen Minuten dran. Vor dem Fensterchen kann man nur für wenige Sekunden anhalten - die Zeit reicht nur für einen flüchtigen Blick in den reichlich geschmückten Reliquienraum und auf den Behälter mit der Reliquie selbst. Dieser dagobaförmige Reliquienbehälter enthält, jeweils einer in dem anderen, sechs weitere Behälter, deren innerster eine Elfenbeinkapsel mit der verehrungswürdigen Zahnreliquie auf einer goldenen Lotosblüte umschließt. Bevor man all dies realisieren kann, muß man schon weiter gehen, aber nicht ohne eine kleine Geldspende bei den die Zeremonie überwachenden Mönchen zu hinterlassen.
Dann gehen wir noch zu einem anderen Raum, wo wir mit anderen Pilgern an einem Altar mit einer verehrungswürdigen Buddha-Statue vorbeiziehen. Anschließend besichtigen wir noch einen kleinen Bibliothekraum in dem achteckigen, turmartigen Vorbau des Tempelgebäudes. Hier werden wertvolle Palmblattbücher beherbergt.
Voller Eindrücke verlassen wir den Tempel. Draußen ist es schon dunkel. Unterwegs zum Hotel versorgen wir uns noch mit Trinkwasser und kommen gegen 20.00 Uhr an. Nach dem Abendessen gehe ich relativ frühzeitig schlafen. Das Trommeln und die Atmosphäre des Zahntempels bleibt mit aber lange noch in den Ohren und vor den Augen.


6. Tag: Di, 11.03.2003
- Kandy - Nuwara Eliya -

Am Morgen können wir etwas länger ausschlafen. Erst um 9.00 Uhr ist die Abfahrt. Kurz darauf halten wir im Zentrum, beim Kandy Lake. Jetzt haben wir eine Stunde Freizeit, um Kandy auf eigene Faust zu erkunden. Ich gehe zunächst zum gestern schon besuchten Gelände des Zahntempels. Vor dem Tempelgelände, an der Deva Vidiya Straße steht ein interessantes Gebäude, in dem den Schildern zufolge unzählige Anwaltspraxen versammelt sind. Auf der rechten Straßenseite steht eine interessante anglikanische St. Paul-Kirche von 1843. Ich folge der Straße, die jetzt nach links, in westliche Richtung abbiegt und ins Stadtzentrum führt. Ich vertiefe mich in das Gewühl und Hektik der Altstadt. Vor allem auf einer der Hauptstraßen, der Colombo Street, ist viel los. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf eine 28 m große, weiße Buddha-Statue (Bahirawa-Kande-Buddha), die auf einem Hügel im Westen der Stadt herrscht. Sie wurde erst 1993 eingeweiht. Unterwegs sehe ich auch einige Moscheen - zuerst an der Colombo Street, dann an der Kotugodella Vidiya Straße. Etwas weiter aufwärts schaue ich kurz in einen Hindu-Tempel herrein, den dem Kriegsgott Skanda oder Kataragama geweihten Devale. Kandy - Blick vom Südufer des Sees Muhada Wewa auf den Zahntempel (Dalada Maligawa)
Da die Zeit drängt, gehe ich jetzt wieder zurück zum Zahntempel. Heute kann man das Gelände ohne die Kontrollen bereits am Eingang betreten. An zwei benachbarten Hindu-Tempeln vorbei komme ich bis zum Eingang ins Zahntempelgebäude, wo heute ein Elefant die Besucher begrüßt. Ich richte mich jetzt nach Süden hin zum Ufer des Kandy-Lake direkt am Zahntempel. Hier steht ein ehemaliges Königliches Badehaus, auch in dem typischen Kandy-Baustil errichtet. Jetzt mache ich noch einen ausgedehnten Spaziergang um den halben See herum, zunächst nach Westen gehend, dann kurz nach Süden und wieder Richtung Osten. Hier komme ich bis zum Malwatte-Kloster aus dem 18.Jh., dessen Klostervorsteher ein bedeutender Mann ist und einen der drei Schlüsselfür den Reliquienbehälter des Heiligen Zahns besitzt. Von der Ostseite des Sees hat man einen schönen Blick auf den Zahntempel und auf die kleine Insel mit drei Palmen Mitten im See. In der dunstigen Morgenluft sieht der Tempel irgendwie anders aus. Ich habe aber keine Zeit, die Stimmung am See weiter zu geniessen, denn die Zeit ist sehr fortgeschritten, und ich muß mich jetzt zum westlich des Sees wartenden Bus sehr spurten.
Von Kandy aus fahren wir Richtung Süden nach Nuwara Eliya. Beginnend in Kandy steigt die Straße kontinuierlich an. Die schmale Straße - demnächst soll sie verbreitet werden - schlängelt sich in zahllosen Serpentinen um die Berge. Gut, daß ich mich zwischenzeitlich an den hiesigen Fahrstil gewöhnt habe, sonst wäre diese haarsträubende Fahrt durch die Kurven kaum auszuhalten. Wir fahren zunächst noch an Reisfeldern, Palmen und Bambusbüschen, Bananenstauden und Eukalyptuswäldern vorbei. Nach ca. einer Stunde zeigen sich auch die ersten Teeplantagen, für die die Berge im Hochland um Nuwara Eiliya berühmt sind. Hier gibt es das beste milde Klima für den Teeanbau, Palmen sieht man keine mehr. Die Berge und Hügel, die nicht von Teeplantagen bedeckt sind, sind meistens kahl. Ein großes Problem hier ist die fortschreitende Erosion, verursacht durch die Monokulturen. Das führt nach starken Regenfällen zu immer häufigeren Hangrutschen. Man versucht dagegen anzukämpfen, u.a. durch Aufforstungsaktionen. Deshalb sehen wir später auch zahlreiche Pinienwälder.
Obwohl es heute morgen sehr diesig war, fällt der Nebel schnell nach unten und die Sonne kommt heraus, bleibt aber etwas verschleiert. Später ziehen immer mehr Quellwolken auf. Als wir unterwegs eine Zigarettenpause anlegen, kann ich die Teeepflanzen aus der Nähe betrachten. Die Sträucher sind nur ca. 1-1,5 m hoch (obwohl sie wildwachsend eine Höhe von 8-20 m erreichen können), so sind sie leichter zu pflücken. Je nach der Höhenlage können die Sträucher alle sieben bis zwölf Tage geerntet werden. Nur die beiden obersten Blätter mit der Knospe werden normalerweise für die Teeproduktion gepflückt. unterwegs von Kandy nach Nuwara Eliya - Teeplantagen in der Nähe der Teefabrik "Glenloch Tea Factory" bei Katukitula Das Pflücken ist eine sehr anstrengende manuelle Arbeit, die von Frauen ausgeführt wird. Heute sehen wir leider nur auf einem Feld Teepflückerinnen, die in ihren bunten Saris immer ein interessantes Photomotiv darstellen. Leider als unser Reiseleiter später einen Photostop anlegen will, treffen wir auf keiner Plantage mehr die Frauen an. Selbst er wundert sich, daß heute nur so wenige Frauen auf den Feldern zu sehen sind. Auf dem ständigen Weg nach oben fahren wir an einigen Wasserfällen vorbei, von denen es sehr viele in der Gegend gibt.
In dieser Region gibt es sehr viele Teefabriken, die man besichtigen kann. Nach Angaben unseres Reiseleiters gibt es in Sri Lanka insgesamt ca. 450 Teefabriken und ca. 230.000 ha Teeplantagen. Nicht umsonst ist Sri Lanka der größte Tee-Exporteur weltweit. Die Geschichte des Tees auf Ceylon reicht ca. 130 Jahre zurück, als nach einem Pilzbefall sämtliche Kaffeeplantagen auf der Insel vernichtet wurden, und daraufhin ein Engländer dort als Ersatz testweise einige Teesträucher eingepflanzt habe.
Auch wir halten an einer Teefabrik an - an der "Glenloch Tea Factory" bei Katukitula. Inzwischen hat sich der Himmel wieder ziemlich stark bewölkt. Jetzt gehen wir aber rein, besichtigen die Produktionsräume der Fabrik, und erfahren, wie aus den gesammelten Blättern und Knospen ein guter Tee hergestellt wird. Dabei stelle ich fest, daß die Teeproduktion keine triviale Sache ist und in einem doch ziemlich komplizierten Prozess erfolgt. Die Verarbeitung der frisch gepflückten Teeblätter erfolgt in fünf wesentlichen aufeinanderfolgenden Schritten: das Trocknen der Blätter auf den Sieben, das maschinelle Rollen, um den Blättern den Saft zu entziehen und den Oxidationsprozeß auszulösen, das Fermentieren (dauert ca. 1-1,5 Stunden und ist entscheidend für die geschmacklichen Qualitäten des Tees), das Brennen (Erhitzen des Tees in einem Trockner, um die Fermentierung zu stoppen und den Flüssigkeitsgehalt der Blätter weiter zu reduzieren) und schließlich das Sortieren (dabei wird der Tee mit speziellen Sortiermaschinen in verschiedene Qualitätsstufen - meist sieben - eingeteilt, abhängig vor allem von der Größe der gerollten Blätter). Außerdem erfahren wir, daß der einzige Unterschied zwischen dem schwarzen und dem grünen Tee darin besteht, daß der letztere nicht dem Fermentationsprozeß unterworfen wird.
Nach dem ausführlichen Rundgang durch die Fabrik legen wir natürlich im benachbarten Büro- und Geschäftshaus eine Teepause ein und probieren einen leckeren Tee dieses Herstellers. Um ca. 12.30 Uhr geht es weiter nach Nuwara Eliya. Die Straße führt noch steiler und kurvenreicher nach oben. Wir fahren erneut an einigen beachtlichen Wasserfällen vorbei. Je höher wir kommen, desto weniger Bäume wachsen in der Gegend, und wir sehen umso mehr große Gemüsegärten. Auch die Teeplantagen werden seltener. Dafür eröffnen sich aber immer wieder phantastische Panoramaausblicke. Den mit ca. 2000 m höchsten Punkt der Strecke erreichen wir kurz vor Nuwara Eliya. Dann geht es noch einige Kilometer nach unten und kurz nach 13.00 Uhr kommen wir in das Städtchen. Nuwara Eliya, die "Stadt über den Wolken", auf ca. 1890 m Höhe gelegen, empfängt uns mit einem Wetter, das typisch für diese Gegend ist. Der Himmel ist mit dunklen Regenwolken behangen, nur noch selten kommt dazwischen der blaue Himmel zum Vorschein. Und es ist wirklich ziemlich kühl. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt hier nur ca. 15 Grad Celsius. Nicht verwunderlich, daß die Engländer hier in der Kolonialzeit ihr Sommerdomizil gefunden haben. In der nassen und kalten Bergluft fühlten sie sich wie zu Hause. Darüber zeugen heute noch viele typisch englische Kolonialbauten: prunkvolle Villen und Landhäuser mit Hausgärten, ein sehr schönes rotes Postamtgebäude und einige Hotels. Wenn man sich die Stadt ansieht, so kann man es sich kaum vorstellen, daß sie in Sri Lanka und nicht in England liegt. Auch wir fahren in ein sehr schönes, koloniales Prunkhotel - das Grand Hotel. Hier geht es sofort in den großen prunkvollen Speiseraum, der fast an einen Schloßsaal erinnert. Auch das Mittagessen schmeckt sehr gut. Horton Plains - eine typische Landschaft der Hochebene mit Baumfarnen
Für den Nachmittag buchen wir für 10,- Euro pro Person einen individuellen Jeepausflug zu den Horton Plains. Der ca. 30 km südlich von Nuwara Eliya auf einer Hochebene gelegene Nationalpark mit einer unheimlich anmutenden Landschaft ist unbedingt einen Besuch wert. Auf einer durchschnittlichen Höhe von 2100 m erstrecken sich feuchte Wiesen, Heiden und ein Wald von flechtenbehangenen verkrüppelten Bäumen. Die Szenerie und auch das Wetter erinnern an die schottischen Highlands. Man kann hier sehr interessante Wanderungen unternehmen, zu denen man des Wetters wegen am besten morgens aufbricht. Für eine solche Wanderung haben wir leider keine Zeit - heute ist es bereits dafür zu spät und zudem kostet der Eintritt stolze 16,- US$. Trotzdem wollen wir etwas von dieser Atmosphäre schnuppern und zumindest den Rand des Nationalparks besuchen (ohne den Eintritt zahlen zu müssen).
Insgesamt buchen nur vier Leute aus unserer Reisegruppe diesen Ausflug. Und auch unser Reiseleiter kommt mit. Bereits kurz nach 14.30 Uhr geht es in einem geschlossenen Jeep los. Die Fahrt geht wieder über zahlreiche Serpentinen durch zwei kleine Ortschaften und einige Dörfer hindurch, an Teeplantagen und Gemüsefeldern vorbei, teilweise auch durch Wälder, bis zum Rande des Nationalparks. In der zweiten Ortschaft, durch die wir fahren, passieren wir einen kleinen Bahnhof. Es ist die höchste Bahnstation Sri Lankas, der Zug verkehrt hier zweimal täglich. In einem Waldstück begegnen wir einer Affenhorde und halten kurz an. Die Makaken sind sehr zutraulich und kommen fast ins Auto, um nach Essbarem zu betteln.
Nachdem wir das Gebiet des Horton Plains Nationalparks erreicht haben, unternehmen wir eine kleine Wanderung entlang der schmalen Straße. Wir gehen an zahlreichen Riesenfarnen vorbei, die nur hier wachsen, und an bizarr verkrüppelten Bäumen. Vor allem die mehrere Meter hohen baumartigen Farnen sehen fantastisch aus. Es ist ein echtes Erlebnis, diese urzeitlichen Bäume zu sehen. Ein weiteres Stück der Strecke durch die einmalige Gras- und Feuchtwiesenlandschaft bewältigen wir mit dem Jeep. Wir halten aber gleich wieder an, denn direkt an der Straße steht ein ausgewachsener Sambar-Hirsch mit einem beachtlichen Geweih. Er ist ungewöhnlich zahm und scheut gar nicht vor uns, so daß wir scherzen, er würde hier speziell für die Touristen aufgestellt und angeschraubt (denn er bewegt sich auch kaum). Auf dem Rückweg ist er aber nicht mehr da.
Während der weiteren Fahrt sehen wir aus etwas größerer Entfernung noch mehrere andere Hirsche und Rehe, einen großen Hasen und einen Adler. Die Landschaft erinnert wirklich an die Highlands - sanfte Hügel, Graswiesen, kleine Tümpel, nur ca. 1-2 m hohe Zwergbäume, die aber mehrere Hundert Jahre alt sind. Später machen wir einen weiteren Spaziergang entlang der Straße durch ein Regenwaldstück mit sehr vielen unbekannten und interessanten Pflanzenarten, Beeren, Blüten. Am meisten ziehen unsere Blicke aber die kleinen, zum Teil blattlosen Bäume mit unglaublich verkrümmten Ästen an. Teilweise sind die Äste mit Flechten behangen oder von verschiedenen Pilzarten bedeckt. Diese mystische, ja fast unheimliche Atmosphäre wird durch das herrschende Wetter verstärkt. Horton Plains - ein Sambar-Hirsch in der Hochebene Es ist sehr stark bewölkt und deutlich kühler geworden, es weht ein starker Wind - wir müssen sogar unsere Pullis anziehen, um nicht zu frieren! Die Wolken, die wir eben noch tief unterhalb der Hochebene gesehen haben, steigen schnell auf und wickeln uns mit Nebel um. Der starke Wind jagt es aber schnell weiter und bringt wieder neue Nebelfelder mit. Eine richtige Nebelwaldatmosphäre und ein krasses Gegenteil der palmengesäumten Tropenstrände an der Küste. In der Ferne hört man mehrmals Donner, es fallen einige Tropfen Regen. Es wird ungemütlich, und es ist an der Zeit, wieder in den Jeep einzusteigen. Wir fahren über die gleiche Straße wieder zurück. Plötzlich hält unser Reiseleiter den Fahrer an. In einem Waldstück, in den Bäumen sehen wir aus dem Jeep heraus extrem seltene Bäraffen (?), eine Affenart, die nur im kühlen Bergland anzutreffen ist.
Als wir zu dem Ort zurückkommen, wo sich die am höchsten gelegene Bahnstation befindet, sehen wir am Bahnhof zwei Züge stehen, die in entgegengesetzte Richtungen fahren und sich hier begegnen (sie haben 1,5 Stunden Verspätung, sagt unser Reiseleiter). Wir bleiben an der Schranke vor der Bahnstation stehen, bis der eine Zug langsam wegfährt und im Nebel der Hochebene verschwindet. Jetzt ist der Weg frei, denken wir, doch von wegen. Unsere Straße kreuzt noch zweimal die Bahnstrecke. Und jedes Mal bleiben wir auch vor den Schranken stehen, um den in die andere Richtung fahrenden Zug durchzulassen. Dafür, daß hier nur zweimal täglich ein Zug fährt, finde ich unser Glück schon bemerkenswert ;-)
Zurück in Nuwara Eliya sind wir gegen 18.30 Uhr. Hier ist es auch sehr stark bewölkt, und es nieselt. Trotzdem machen wir nach dem Abendessen noch einen kurzen nächtlichen Spaziergang in der Hotelnähe. Dann ziehen wir uns auf unsere sehr geräumigen, feudal eingerichteten Hotelzimmer zurück und gehen auch bald schlaffen.


7. Tag: Mi, 12.03.2003
- Nuwara Eliya - Buduruwagala - Kataragama -

Bereits um 7.45 Uhr verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück das schöne Grand Hotel in Nuwara Eliya. Gleich hinter den Toren der Stadt beginnen einige Serpentinen, die jetzt kontinuierlich bergab führen. Als wir abfahren, ist der Himmel in Nuwara Eliya immer noch bewölkt, aber während der Fahrt lockert es sich immer mehr auf, und bald wird die Sonne nur gelegentlich von großen Quellwolken verdeckt, die durch den blauen Himmel ziehen.
Die Strecke führt Richtung Südosten, zunächst - wie schon vorgestern - vorbei an terrassenartig angelegten Gemüsegärten und einigen Reisfeldern. Nur noch wenige Teeplantagen liegen auf dem Weg. Die Berge sind überwiegend kahl, nur mit Gras und einzelnen exotischen Laubbäumen bewachsen, die uns unbekannt sind. Früher wurde hier auch Tee angebaut, aber durch die Monokultur und fortschreitende Erosion wurde der Boden zerstört. An einigen Stellen sehen wir bereits künstlich angelegte Pinienwälder, die die Hänge vor dem abrutschen schützen sollen. unterwegs zwischen Nuwara Eliya und Ella - terrassenförmige Reisfelder
Hinter dem Ort Hakgala halten wir kurz an einem schönen Hindutempel an, in einem Wald direkt am Stadtrand gelegen. Dann geht es nach Osten bis Welimada und weiter südöstlich bis Bandarawela (1230 m). Bei Welimada können wir während einer weiteren Fotopause ein sehr romantisches Bergpanorama genießen: vor unseren Füßen liegen Teeplantagen, und etwas tiefer in der Ferne mehrere Gebirgszüge, die vom morgendlichen Nebel umhüllt sind. Nur die Bergrücken kommen schemenhaft zum Vorschein. Etwas später machen wir in einer kleinen Ortschaft noch eine Pause an malerischen Reis-Terrassenfeldern.
Im Luftkurort Bandarawela biegen wir nach Nordosten ab und kommen bald nach Ella (1100 m) am Südostrand des Hochplateaus, wo wir im Grand Ella Motel eine halbstündige Pause einlegen. Der Garten des Motels bietet einen herrlichen Ausblick auf die Ella-Schlucht (Ella Gap). Hier teilt sich die 1000 m hohe Bergkette, das Tal dazwischen sackt in die Tiefebene ab und gibt den Blick frei bis zum Yala-Nationalpark, bei klarem Wetter sogar bis zum Indischen Ozean. Das Wetter in Ella ist schön - Quellwolken am blauen Himmel - aber die Sichtverhältnisse sind heute trotzdem nicht gut genug, um eine solche Fernsicht zu genießen. Von Ella geht es dann wieder über steile Serpentinen kontinuierlich bergab nach Wellawaya. Wenige Kilometer hinter Ella halten wir an einem sehenswerten Wasserfall an. Es sind die Rawana Ella Falls, die vom steilen Felsen etwa 100 m in die Tiefe fallen. Hier warten schon auf anhaltende Touristen mehrere fliegende Händler mit bläulichen, quarzähnlichen Steinen, die von benachbarten Steinbrüchen stammen. Kurz vor dieser Stadt erreichen wir die Ebene. Hinter uns, im Norden, ragt in die Höhe das Gebirge, das wir gerade verlassen haben. Die Gipfel sind schon wieder in tiefhängenden dunklen Wolken verdeckt. Bei uns in der Ebene scheint aber die Sonne. Wir fahren jetzt durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend mit Feldern und vielen Bäumen in allen Grünschattierungen dazwischen. Es tauchen auch schon wieder die ersten Kokospalmen auf.
Wir lassen Wellawaya hinter uns, und kurz danach biegen wir von der Hauptstraße nach Westen ab. Über eine Nebenstraße, die kaum befahren und um diese Zeit vor allem von den aus der Schule zurückkehrenden Kindern benutzt wird, fahren wir nach Buduruvagala. Die Fahrt über diesen später nur leicht befestigten Feldweg führt durch eine wunderschöne tropische und üppig grüne Landschaft mit vielen Palmen und alten Bäumen, Reisfeldern, Kanälen, einem See und immer näherrückenden Felsen. Hier sehen wir später einen wilden Pfau, einige Affen und Ziegen. Ella - Blick vom Grand Ella Motel aus nach Süden auf die das Tal Ella Gap begrenzenden Berge Wir fahren aber zu den berühmten Buddha-Reliefs, die ziemlich abgelegen liegen und deshalb nur selten von Touristen besucht werden. Die wahrscheinlich ca. 1000 Jahre alten sieben Felsenreliefs werden dem kaum bekannten Mahayana-Buddhismus zugerechnet. Vom Parkplatz müssen wir zu den Statuen noch einen ca. 15minutigen Spaziergang durch ein Wäldchen machen. Angeblich gibt es in dieser Gegend viele Schlangen, wir bekommen aber keine zu sehen. Sehen können wir aber gleich die aus dem schwarzen Granitfelsen geschlagenen Figuren. Beherrschend an der Felswand ist das ca. 16 m hohe Relief eines Buddhas (der größte stehende Buddha der Insel). Die flankierenden, etwas kleineren Figuren (ca. 12 m) stellen zukünftige Buddhas und daneben verschiedene weitere Gottheiten dar. Man erkennt auf den Reliefs noch Stuck- und Farbenreste, denn sie waren früher bunt bemalt. Es herrscht hier eine absolute Ruhe. Nur das Zwitschern der Vögel und das Summen der Insekte stört die Stille.
Nach der Besichtigung der Skulpturen fahren wir über den gleichen Feldweg zurück zur Hauptstraße. Dann geht es in nördlicher Richtung zurück nach Wellawaya, wo wir dann nach Osten abbiegen. Hinter Pelwatta zweigen wir auf eine Nebenstraße ab, die jetzt durch eine wenig bewohnte Gegend Richtung Süden bis nach Kataragama führt. Mehrere Kilometer weit führt die Straße entlang der Westgrenze des großen Yala-Nationalparks.
Gegen 14.00 Uhr kommen wir im Hotel Rosen Rennaissance in Kataragama an und beziehen gleich unsere Zimmer. Die Hotelanlage, deren Mitbesitzer wohl auch ein süddeutscher Apotheker ist, macht einen sehr guten Eindruck. An einem Pool vorbei gehen wir in unsere Zimmer, die sich in zwei zweistöckigen, an einem langgezogenen Innenhof stehenden Gebäuden befinden. Die Anordnung der Gebäude erinnert an ein Kloster. Die Zimmer erreicht man über eine offene Galerie. Sie sind unglaublich groß und besitzen einen ungewöhnlichen Grundriß. Abgerundet wir der sehr gute Eindruck durch ebenso große Balkone. In der ganzen Anlage sind aber nur wenige Touristen zu sehen. Nicht verwunderlich, denn das Hotel ist stundenweit vom nächsten Flughafen entfernt und auch nicht an der Küste gelegen.
Nach einer kurzen Erfrischung gehen wir sofort zum kleinen Speiseraum am Hoteleingang. Das Mittagessen ist heute "a la carte". Wir bestellen eine interessante Zusammenstellung einheimischer Gerichte, anders als der Rest unserer Reisegruppe. Als der Kellner uns die Speisen auf dem Tisch aufstellt, sagt er nur ein Wort - "scharf". Und sogar der Koch kommt kurz aus der Küche heraus, um einen Blick auf uns zu werfen. Der Kellner hatte recht - es brennt wirklich!!! Gut, daß wir die Kokosraspeln auf dem Tisch haben, die etwas Abhilfe verschaffen. Trotzdem probieren wir alle uns angebotenen Speisen. Und sie schmecken trotz der Schärfe wirklich gut. Buduruwagala - vorne ein kleiner Tümpel in den Felsen, im Hintergrund die Felsenreliefs von Buddha und Bodhisattvas
Das Mittagessen dauert bis ca. 15.15 Uhr. Danach haben wir bis ca. 18.00 Uhr Zeit zur freien Verfügung. Ich will die Zeit nutzen, um die Hotelumgebung zu erkunden. Aber als ich mich im Hotelzimmer darauf vorbereite, fängt es plötzlich an, aus teilweise strahlend blauem Himmel heftig zu regnen. Es ist ein richtiger Regenguß, als ob man im Himmel Wasserhähne voll aufdrehen würde. Und parallel dazu scheint die Sonne. Da der Regen gar nicht aufhören will, bleibt es uns nichts anderes übrig, als die Zeit im Zimmer zu verbringen.
Glücklicherweise hört es kurz vor 18.00 Uhr auf zu regnen, es bleibt aber bewölkt. Wir fahren jetzt ins Zentrum des Städtchens Kataragama. Dieser Pilgerort ist die heiligste Kultstätte in Sri Lanka und für sein zweiwöchiges Pilgerfest jährlich zum Vollmond zwischen Juli und August berühmt. Zu dieser Zeit ist der Ort hoffnungslos mit Pilgern überlaufen. Die Pilgerfahrt ist dem Hauptheiligtum des Ortes, dem hinduistischen Kriegsgott Skanda gewidmet, der auf Sri Lanka eben Kataragama heißt. Außer dem großen jährlichen Perahera-Pilgerfest findet in dem Haupttempel auch dreimal täglich eine Puja-Opferzeremonie für den Kriegsgott statt. Eine solche Zeremonie sollen auch wir besuchen.
Die Überfahrt dauert etwa 15 Minuten. Bereits vor dem Gelände des Heiligen Bezirks befinden sich zahlreiche Händlerstände, wo man die Opfergaben kaufen kann. Es sind vor allem schön dekorierte, große Obstschalen. Das ganze Gelände ist sehr weitläufig und beherberg an die 40 verschiedene kleine Tempel, sowohl hinduistische, buddhistische als auch moslemische. Die meisten Einwohner Sri Lankas sind sowieso pragmatisch und gehen davon aus, daß die Verehrung mehrerer Götter, auch der von anderen Religionen, einem nur zugute kommen kann. Und so pilgern auch viele Buddhisten hierher und bringen dem Hindu-Gott Kataragama ihre Opfergaben. Auf dem Weg zum Haupttempel überqueren wir auf einer Brücke den heiligen Fluß Menik Ganga, in dem gerade viele Pilger ihr rituelles Bad nehmen. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Mauer, dekoriert mit Pfauen- und Elefantenskulpturen. Hier müssen wir unsere Schuhe ausziehen und abgeben. Über ein schönes Tor betreten wir das Hauptheiligtum Maha Devale mit drei Tempeln. Hier wird die Reliquie, ein Stück Stoff mit einem achteckigen magischen Zeichen, aufbewahrt und der Gott Kataragama verehrt. Von den Tempelgebäuden selbst bin ich enttäuscht. Es sind ganz schlichte, unscheinbare Gebäude ohne jeglichen Schmuck und Dekoration der Außenfassaden (entstanden erst in den 50er Jahren). Da die Gebäude noch geschlossen sind (die Puja beginnt erst gegen 19.00 Uhr) gehen wir gleich weiter, zur Milch-Dagoba (Kiri-Vihara), dem Pilgerziel der Buddhisten. Zu dieser Dagoba führt ein mehrere Hundert Meter langer, sandiger Weg. Für einen so ungeübten Barfußgänger wie ich, ist es gar nicht so einfach, barfuß über die kleinen Steinchen zu laufen. Aber die Schuhe haben wir ja schon vor langer Zeit abgegeben. Und anziehen dürfte man sie sowieso nicht. Sogar die hier patrouillierenden Polizisten laufen barfuß.
Es ist weiter bewölkt; zum Glück bleibt es trocken, und das Wasser vom letzten Regenguß ist schon längst eingesickert bzw. verdampft. Mittlerweile ist es düster geworden, es dämmert schon langsam. In den Bäumen entlang des Weges springen mehrere Affen. Unterwegs gibt es mehrere Stände mit Lotusblüten und die Verkäuferinnen preisen ihre Ware sehr lautstark an. Der Reiseleiter holt schließlich auch für uns Lotusblüten zum Opfern. Die legen wir dann vor der großen weißen Dagoba hin, während wir uns im Stillen einen Wunsch denken. Ob er je in Erfüllung gehen wird? Kataragama - Opferschalen mit Früchten für die Poja-Opferzeremonie auf einem Verkaufsstand vor dem Tempelbezirk Nach einem Rundgang um die Dagoba (sie besitzen ja keine Räume im Inneren) kehren wir auf gleichem Wege zum Maha Devale Tempel zurück. Es ist schon dunkel und die Puja-Zeremonie beginnt gleich. Vor dem Tempel warten schon zahlreiche Gläubige mit Körben und Schalen voller Obst und eingesteckten Geldscheinen. Wir mischen uns unter die Menge, und von den Massen fast getragen, betreten im dichten Gedränge den Tempel. Vor dem Altar mit dem zwölfarmigen Kriegsgott stehen mehrere Hindu-Priester und nehmen von den Gläubigen die Opfergaben ab. Das Obst wandert sofort im Abfall, die Geldscheine werden natürlich vorher sorgfältig aussortiert. Danach geht es sofort zum Nebenausgang, denn der Raum ist sehr klein, und weitere Pilger rücken über den Haupteingang nach. Sie kommen hierher mit ihren Problemen und Wünschen manchmal von ganz weit und warten stundenlang auf die Opferzeremonie. Häufig sind es sehr arme Leute, die für die Anreise lange sparen müssen - vor allem die hinduistischen Tamilen aus dem armen Nordosten.
Der Innenhof vor den Haupttempeln ist mittlerweile voller Leute. Wir gehen in den benachbarten Hindu-Tempel herein, aber gleich müssen wir ihn wieder verlassen, denn auch hier beginnt eine Zeremonie, zelebriert von einen halbnackten, bärtigen Hindu-Priester bei schrillen Klängen der Musik und lautem, monotonen Trommeln. Diese Trommelklänge, aber auch die gesamte Atmosphäre - exotisch aussehende Pilger mit ihren Obstschalen, der lauwarme Abend, die gesehenen Rituale - führt bei uns zu einer besonderen, mystischen Stimmung, weit weg von unseren Alltagsproblemen. Auch einige Pilger erleben mittlerweile Trance-Zustände. Auf dem Hof tanzen sich jetzt mehrere Frauen hemmungslos in wilden Bewegungen in Extase. Sie wissen wirklich nicht, was um sie geschieht, und die sie umringenden Zuschauer müssen ständig Platz machen, um sie nicht dabei zu behindern. Aufmerksame Ordnungskräfte sperren gleich eine Tanzfläche um sie mit Seilen ab. Vom Reiseleiter hören wir, daß es Voodoo-Tänze sind, eine magische Dämonenvertreibung, die nichts mit den Religionen dieses Ortes zu tun hat. An einer anderen Stelle zerschmettern die Gläubigen Kokosnüsse in einem besonderen, abgesperrten Viereck, und opfern anschließend einen Teil der so geweihten Frucht. Wenn dabei die Schale in zwei gleiche Hälften zerbricht, erfüllen sich die Wünsche des Gläubigen.
Wir könnten hier lange noch bleiben, um die Leute und ihre für uns sehr exotischen Bräuche zu beobachten, und um die mit tiefer Religiosität gesättigte Atmosphäre hautnah mitzuerleben, aber die Zeit drängt. Wir holen also unsere Schuhe ab, und gehen in voller Dunkelheit auf dem gleichen Wege zum auf dem Parkplatz wartenden Bus. Unterwegs schaue ich noch in einen kleinen buddhistischen Tempel mit einem schönen Altar herein. Kurz vor dem Verlassen des Geländes biegen wir noch zu einer Moschee ab. Hier ist es aber wenig los. Der vor der Moschee stehende Imam lädt uns ins Innere herein und zeigt einige alte und wertvolle islamische Schriften, die hier aufbewahrt werden.
Ziemlich müde aber voll ungewöhnlicher Eindrücke erreichen wir mit dem Bus unser Hotel und gehen gleich zum Abendessen. Danach gehen wir relativ zeitig schlafen, denn morgen heißt es wieder, sehr früh aufstehen.


8. Tag: Do, 13.03.2003
- Kataragama - Udawalawe Nationalpark - Südwestküste - Beruwala -

Der letzte Tag unserer Rundreise beginnt bereits sehr früh morgens, denn heute steht noch ein weiterer wichtiger Höhepunkt auf dem Programm - eine Safari im Udawalawe Nationalpark. Gegen 7.30 Uhr verlassen wir das schöne Hotel in Kataragama und fahren zunächst über den südlich gelegenen Ort Tissamaharama, dann weiter Richtung Norden und später nach Westen zum großen Udawalawe Wasserreservoir, an dem sich der Eingang zum gleichnamigen Nationalpark befindet. Udawalawe Nationalpark - ein Elefant Die Strecke verläuft über eine landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Wir sehen viele grüne Reisfelder und schöne Palmenhaine. Das Gelände ist flach, aber im Norden sieht man am Horizont Bergketten des Hochgebirges, das wir gestern verlassen haben. In der Nähe von Tissamaharama sehen wir im Vorbeifahren einige ca. 2000 Jahre alte weiße Dagobas, die teilweise noch nicht vollständig erforscht sind. Weiter geht die Fahrt durch einige kleinere Ortschaften. Auf und an der Straße herrscht viel Verkehr. Zu dieser frühen Stunde sind noch sehr viele Kinder unterwegs zur Schule - wie überall, auch hier alle einheitlich in weißer oder weiß-blauer Kleidung. Kurz nachdem wir von der Hauptstraße nach Westen abbiegen, geht es durch eine einsame Gegend am Rande des Nationalparks. Entlang der Straße verläuft ein Elektrozaun, damit die wilden Tiere den geschützten Bereich nicht verlassen. Bald sehen wir schon vom Kleinbus aus einige Elefanten in der weiten offenen Steppe des Nationalparks.
Das in den 60er Jahren gegründete Udawalawe-Nationalpark ist der Jüngste der Insel und berühmt vor allem für seine großen Elefantenherden. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt erreichen wir schließlich den Eingang zum Nationalpark. Hier steigen wir gleich in zwei offene Jeeps um, in denen wir gut stehen können, um besser die Umgebung zu beobachten. In jeden der Jeeps steigt auch ein Ranger ein, der uns später auf die Tiere aufmerksam macht, die wir ohne sein geübtes Auge in der Landschaft nie entdeckt hätten. Außer unserer Gruppe sind hier kaum Touristen zu sehen.
Kurz nach 9.00 Uhr beginnt unsere ca. 2stündige Safari durch den Nationalpark. Er liegt in der Trockenzone der Insel und erinnert landschaftlich sehr stark an afrikanische Savannen. Ein hoher Grasbewuchs dominiert in der Landschaft, nur vereinzelt wachsen hier Bäume - viele davon sind ausgetrocknet. Im Norden und Nordwesten ragen am Horizont große Bergketten hoch und verschwinden teilweise in den Wolken. Wir haben ein herrliches Wetter. Es ist nicht zu warm und nur einzelne Quellwolken ziehen durch den ansonsten strahlend blauen Himmel.
Schon kurz nach Beginn unserer Fahrt müssen wir anhalten. Eine kleine Elefantenherde mit ca. 6-7 Tieren steht mitten auf unserem Weg, und hat nicht vor ihn zu verlassen. Es ist aber gut so. Wir können auf diese Weise die Tiere aus der nächsten Nähe beobachten. Sie haben eindeutig eine dunklere Haut, als die Tiere, die wir im Elefantenweisenhaus in Pinawella gesehen haben. Dies ist ein Unterscheidungsmerkmal zwischen den wilden und den als Arbeitstiere gehaltenen Elefanten, und liegt an der vielseitigeren Ernährung der ersten. Mich überrascht es, daß die Tiere gar nicht scheu sind. Nur langsam und gemächlich gehen sie schließlich ins Gras herein, so daß wir die Fahrt fortsetzen können. Udawalawe Nationalpark - ein Wassertümpel, im Hintergrund Bergketten im Norden
Jetzt fahren wir zu einem kleinen Wassertümpel, von dem die Ranger vermuten, daß es sich dort ein Krokodil aufhält. Und tatsächlich erspähen sie dort das Reptil im Wasser. Nur seine Augen ragen aus dem Tümpel heraus. Auf diese Entfernung müssen wir aber den Rangern eher Glauben schenken, als daß wir selbst das Tier erkennen können. Dann geht unsere angenehme Fahrt durch diese wirklich einmalig schöne Gras- und Savannenlandschaft weiter. Unterwegs können wir immer wieder verschiedene Vogelarten beobachten, u.a. wilde Pfauen, zwei große Nashornvögel auf einen Baum, einen grünen Papagei mit rotem Schnabel, einige Adler sowie weitere Vögel, deren Namen ich nicht kenne.
Nach etwa einer Stunde Fahrt legen wir auf einem offenen, felsigen Plateau eine Pause ein. Wir können jetzt unsere Beine etwas vertreten, aber wegen der Gefahr eines Schlangenbisses sollen wir uns nicht allzu sehr von dem Felsen entfernen, warnen die Ranger. Und schon gar nicht ins Gras gehen. Von hier aus haben wir einen guten Überblick über die Umgebung. Im Norden und Nordwesten sehen wir in der weiten Landschaft hohe Bergketten, die immer mehr von den Wolken umhüllt werden. Trotz der Entfernung kann man an den südlichen Hängen einen riesigen Wasserfall erkennen, der wie ein breiter weißer Strich auf dem Berg aussieht. Weiter im Westen liegt der östliche Rand des Udawalawe Stausees. Viele abgestorbene Bäume stehen hier im Wasser. In der Nähe befindet sich eine Holzhütte, in der man mitten im Nationalpark auch übernachten kann.
Unsere Safari geht bald weiter. Ab und zu lassen sich in den Bäumen Affen blicken. Unsere Ranger erspähen auch einen Waran, der in einer Baumhöhle sitzt und nur seinen Kopf heraussteckt. Wir sehen noch eine kleine Büffelherde sowie mehrere einzelne Elefanten aus größerer Entfernung. Während der Rückfahrt vergraben sich plötzlich unsere Jeeps in der vom Wasser aufgeweihten und ausgespülten Piste. Der Jeep vor uns gerät in eine bedrohliche Schräglage und die Insassen müssen aussteigen. Aber die guten Jeepfahrer bewältigen auch dieses Hindernis. Gegen Ende der Pirschfahrt begegnen wir noch zweimal einsamen Elefanten aus nächster Nähe.
Kurz nach 11.00 Uhr ist die fantastische Safari leider schon zu Ende und wir steigen wieder in unseren Kleinbus um. Die Fahrt geht jetzt über die kilometerlange Krone der Staumauer, die den Udawalawe See im Süden staut, nach Westen bis zur Ortschaft Timbolketiya. Hier erreichen wir wieder eine Hauptstraße und biegen nach Südosten ab. Im nächsten größeren Ort - Embilpitiya - machen wir bereits kurz vor 12.00 Uhr unsere Mittagspause. Wir essen in einem Hotel, das malerisch an einem großen Stausee gelegen ist. Dies ist unsere letzte gemeinsame Mahlzeit auf der Rundreise. Weligama - Stelzenfischer
Anschließend folgen wir der Hauptstraße weiter bis zur Südküste der Insel, die wir westlich von Ambalatota erreichen. Jetzt geht es über die Küstenstraße nach Westen und später nach Norden zu unseren Badehotels. Die Landschaft ist hier anders als wir sie die letzten Tage gesehen haben. Viele Kokospalmen, einige Felder und eine relativ hohe Wohndichte. Bald erblicken wir auch die ersten Strände und das blaue Wasser des Indischen Ozeans. Bei Dondra kommen wir an der südlichsten Stelle der Insel. Von hier aus gibt es bis zur Antarktis kein Land mehr, nur Wasser, Wasser, Wasser. Kurz vor Matara machen wir noch eine kurze Kaffeepause. Wir spazieren aber etwas über den menschenleeren Strand und freuen uns schon auf die nächsten Tage an der Westküste. Auf einer großen Agave-Pflanze am Rande des Strandes entdecken wir einen Leguan, der sich schön vor der Kameralinse präsentiert.
Die Straße führt weiter durch das alte Zentrum von Matara mit Bauwerken noch aus der Kolonialzeit. In dieser Stadt endet die Bahnstrecke, die von Colombo entlang der Küste verläuft. Einen kurzen Fotostopp legen wir noch bei Weligama an. Die Gegend ist wegen ihrer Stelzenfischer sehr berühmt. Diese traditionelle Art des Fischens ist ziemlich anstrengend, denn die Fischer müssen auf den schmalen Astgabeln sitzen und Balance halten können, während sie mit Angeln die Fische fangen. Heutzutage bringt der Fischfang auf diese Weise nur sehr wenig Gewinn, so daß die Pfähle, von denen wir sehr viele im küstennahen Wasser sehen, fast ausnahmslos verweist sind. Nur wenn die Fischer vorbeifahrende Touristen sehen, klettern sie auf ihre Hochsitze und lassen sich gegen Gebühr fotografieren.
Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die alte Hafenstadt Galle, die am südwestlichen Küstenabschnitt der Insel liegt. Hier halten wir nicht an, sondern fahren nur durch das Zentrum und an einem alten Fort vorbei. Von Galle aus führt dann die Hauptstraße Richtung Norden nach Colombo. Sie verläuft durch zahlreiche touristisch geprägte Badeorte. Hier befindet sich die wichtigste Urlaubsregion Sri Lankas, die zahlreich von ausländischen Touristen besucht wird. Etwa 1,5 Stunden später, gegen 18.30 Uhr kommen wir an unserem Hotel Swanee in Beruwala an, und verabschieden uns von unseren Mitreisenden, die noch weiter zu ihren Hotels fahren müssen. Dann folgt das Übliche: Einchecken, Begrüßungscoctail, Bezug der Zimmer, kurze Erkundung der Hotelanlage und Abendessen. Vor dem Schlafengehen lassen wir unsere Rundreise nochmals Revue passieren.


9.-12. Tag:
Fr-Mo, 14.-17.03.2003
- Beruwala -

Der erste Tag unseres stationären Aufenthalts in Beruwala beginnt für mich denkbar schlecht. Ich wache morgens auf mit einem sehr hohen Fieber und einem starken Husten. Bereits während unserer Rundreise waren nach und nach fast alle Teilnehmer von ähnlichen Symptomen betroffen und mußten teilweise einzelne Tage aussetzen. Sogar unseren Reiseleiter hat es am letzten Tag erwischt. Da war scheinbar irgendein Virus unterwegs. Ich bin daher froh, daß es mich erst heute, nach der Rundreise erwischt hat.
Ich bin so schwach, daß ich die ganze Zeit in meinem Bett unter dem Moskitonetz liegen bleibe und die meiste Zeit schlafe. Auch zum Mittagessen bin ich nicht in der Lage, in den Speisesaal zu gehen. Nachmittags wird es nicht viel besser, obwohl ich verschiedene Tabletten nehme. Auch das Abendessen kriege ich ans Bett gebracht. Von unserer Hotelanlage bekomme ich so zunächst nichts mit, aber dies interessiert mich im Moment auch nicht. Ich schwitze sehr stark, was beim Fieber sehr gut ist, und habe immer noch Lust, weiter zu schlafen. ein buddhistischer Tempel an der Straße Beruwala - Alutgama

Als ich am nächsten Morgen aufwache, habe ich immer noch Fieber, aber schon weniger als gestern. Ich zwinge mich, das Bett zu verlassen und zum Frühstück zu gehen. Auch kann ich mich ein bißchen in der Hotelanlage umschauen und die ersten Eindrücke mit Agnes und Chris austauschen. Wir wohnen in einem eingeschossigen Gebäude, das in etwa wie ein Reihenhaus mit ebenerdigen, bungalowähnlichen Zimmern aussieht. Zwei solche Gebäude sind an den Seiten der Hotelanlage um einen großen Garten angeordnet. Am Kopf der Anlage befindet sich das Hauptgebäude mit der Rezeption, Eingangsbereich, Bar, Fernsehecke und dem Speiseraum im ersten Geschoß. Ihm gegenüber, hinter der Gartenanlage, liegt der breite Strand und das Meer.
Unsere Zimmer werden von einem zur einen Seite offenen Flur betreten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers kann man auf eine kleine Terrasse und in den Hotelgarten ausgehen. Am Anfang sind wir von unseren Zimmern etwas enttäuscht, denn sie sind ziemlich dunkel (in dunklen Farben gestrichen und ziemlich lichtarm) und recht spartanisch ausgestattet. Aber mit der Zeit gewöhnen wir uns daran. Es ist eben kein 4 Sterne Luxushotel. Und schließlich wollen wir unseren Urlaub auch nicht in Hotelzimmern verbringen.
Agnes und Chris hatten auch schon ein erstes "harrsträubendes" Erlebnis in ihrem Zimmer. Ein ungebetener Gast hat ihnen die ganze Nacht Gesellschaft geleistet. Es war eine riesengroße Spinne, die gemütlich an der Zimmerdecke saß. Erst am nächsten Morgen wurde sie nach unserer zweimaligen Aufforderung vom Zimmerservice verjagt. Auf den Flurwänden vor den Zimmern sehen wir in den nächsten Tagen zahlreiche Geckos, die Abends sehr aktiv sind. Trotzdem gibt es in den Zimmern immer wieder Moskitos, so daß wir unter Moskitonetzen schlaffen müssen. In den nächsten Tagen werden wir noch weitere Vertreter der heimischen Fauna entdecken.
Nach dem Frühstück gehe ich nochmals ins Bett. Aber trotz des Fiebers halte ich dort nicht lange aus. Draußen scheint die Sonne und ich bin gespannt auf die Umgebung. Also nehme ich mich am späten Vormittag zusammen und gehe ein wenig an den Strand spazieren. Ich bin von der Breite des Strandes und den wenigen Leuten dort sehr überrascht. Zunächst gehe ich einige Hundert Meter nach Süden bis zur Einmündung des Flußes Bentota Ganga, der die Strände von Bentota und Beruwala voneinander trennt. Dann erkunde ich noch den Strand in die andere Richtung bis zu einem Felsabriss, der den Strand im Norden unterbricht. Da ich aber noch sehr schwach bin und das Fieber deutlich spüre, kehre ich anschließend ins Hotel zurück.
Nachmittags geht es mir schon viel besser, und ich will mal auch die andere Seite der Hotelzone kennenlernen. Von unserem Hotel aus kommt man zur Hauptstraße über einen Stichweg. Er führt - wie eine Dorfstraße - an einigen Häusern der Einheimischen vorbei. Im Vorbeigehen sehe ich dort wohnende Singhalesen, die ihren Arbeiten im Haus und Garten nachgehen. Die Hauptstraße, die Colombo mit Galle verbindet, führt parallel zur Küstenlinie in einem Abstand von einigen Dutzend bis zu einigen Hundert Metern vom Meer. Dazwischen befinden sich meistens die Hotelanlagen. Ich folge der Straße Richtung Bentota, also nach Süden. Sie ist sehr stark befahren und man muß unheimlich aufpassen, obwohl teilweise sogar Bürgersteige oder breite Randstreifen vorhanden sind. Unterwegs beobachte ich ein bißchen den Verkehr. Neben den allgegenwärtigen Tuk-Tuks, die wohl das Hauptverkehrsmittel auf der Insel sind, fallen insbesondere die indischen TATA-LKWs ins Auge. Wir haben sie auf der Rundreise auch überall auf der Insel gesehen. Diese LKWs haben eine hölzerne Ladefläche und sehen wie Zirkuswagen im Westernlook aus. Die Bretter sind häufig bunt bemalt oder dekorativ verziert. Alles in allem, etwas ungewöhnlich für unsere Augen. Ebenso, wie die meistens vollen Linienbusse, die immer mit offenen Türen fahren, und für die wohl keine Tempolimits gelten. Ich bewundere die Gelassenheit der Passagiere, die an den offenen Türen stehen oder manchmal sogar wie Trauben heraushängen. Und dabei erreichen die Busse manchmal eine gefährliche Linksneigung. Beruwala - Kachchimalai-Moschee
Ich folge der Straße weiter. Hier irgendwo geht das Dorf Beruwala ins Dorf Alutgama über, aber ich sehe immer noch kein richtiges Ortszentrum. Nur einzelne Gebäude, Kiosks bzw. Läden, zwei Tempelanlagen etc. Es ist heute sehr heiß. Insbesondere hier an der Straße, wo der heiße Asphalt strahlt und sich mit den Abgasen der vorbeifahrenden Autos vermischt, ist es kaum auszuhalten. Es fehlt hier die frische Meeresbrise, die am Strand für etwas Luftzug sorgt. Ich merke, daß ich die heutige Hitze und die stinkende Luft an der Straße nicht mehr lange aushalten kann, und nach etwa 30 Minuten drehe ich zurück. Fast mit den letzten Kräften erreiche ich unser Hotel. Den Rest des Nachmittags und den Abend verbringen wir dann gemeinsam im Garten, auf der Zimmerterrasse und im Hotel. Gegen 19.30 Uhr gehen wir noch zum Strand, um einen der schönen Sonnenuntergänge zu bewundern.

Der heutige Tag beginnt wieder sonnig und wolkenlos. Wir lassen ihn gemütlich angehen und nach einem ausgiebigen Frühstück, gegen 10.00 Uhr, unternehmen wir zu dritt einen Spaziergang nach Norden zum alten Zentrum von Beruwala. Zunächst können wir gemütlich entlang des Strandes und der Hotelzone gehen. Je weiter wir nach Norden kommen, wird der Strand immer schmaler und ab und zu von Kokospalmen gesäumt. Es ist sehr heiß, aber die schönen Landschaften - immer wieder tauchen neue kleine Buchten vor uns auf, das Rauschen des Meeres und eine leichte Brise lassen die sengende Sonne etwas vergessen. Das Einzige, das etwas stört sind die zahlreichen Schlepper und selbsternannten Reiseführer, die besonders in der Hotelzone eine Plage sind. Fast alle verwenden die gleichen Maschen: sie rufen schon aus der Ferne "Hello, my friend" oder passen sich unserem Gehtempo an, begleiten uns zunächst in einem gewissen Abstand, dann sprechen sie uns sehr höfflich an mit Fragen wie z.B. "aus welchem Land kommen Sie?", "wie lange schon in Sri Lanka?", "wie gefällt es Ihnen hier?", "In welchem Hotel wohnen Sie?", "Ist es heiß heute, nicht?" o.ä., meist auch schon sofort auf Deutsch. Dann geben sie sich als Koch, Barmann oder Kellner aus unserem Hotel aus, der gerade frei hat, und fangen an zu erzählen. Ziel ist es natürlich, irgendwann uns zu überreden, mit ihnen mitzukommen, da sie uns etwas ganz besonderes zeigen oder verkaufen möchten. Dabei folgen sie einem auf Schritt und Tritt. Und wenn man sich einmal in ein Gespräch verwickeln läßt, wird man sie kaum los. Auf höffliche Bitten, uns alleine zu lassen, reagieren sie auch meistens nicht. Das Einzige was noch hilft, ist einfach sie konsequent zu ignorieren und als Luft zu betrachten. Mit der Zeit lernen wir auch, sie von Anfang an zu ignorieren und uns gar nicht in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Es fällt uns aber nicht leicht, jemanden zu ignorieren, der uns nur sehr höfflich anspricht oder etwas fragt. Dabei leiden natürlich diejenigen Singhalesen, die keine Hintergedanken haben und einfach nur ein paar Worte mit den Touristen wechseln möchten.
Das gleiche Problem wie die Schlepper stellen an den Stränden in den Hotelzonen auch die sog. "Beach Boys" dar. Das sind junge Männer, mit durchtrainierten, gestylten Traumkörpern und überwiegend langen Haaren im Rasterlook, die meistens auf alleinreisende Frauen absehen und der eigenen Wirkung auf sie bewußt sind. Man sieht viele von ihnen auch an unserem Strand. Auch aus diesem Grunde sind alle Hotelanlagen mit Zäunen, auch zum Strand hin, umgeben und vom Wachpersonal rund um die Uhr bewacht. Die fliegenden Händler versuchen trotzdem nicht selten noch vom Zaun aus Geschäfte mit den Hotelgästen zu machen. Etwas Erstaunliches sehen wir jeden Tag vor den teureren Hotels. Da haben sich die Schlepper und "Beach Boys" direkt am Zaun einige erhöhte Hügel gebaut, stehen stundenweise dicht gedrängt darauf und gaffen ununterbrochen in die Gartenanlagen der Hotels hinein, als ob es dort weiß Gott was interessantes zu sehen gäbe. Was der Sinn dieser Aktion ist, bleibt uns bis zum Urlaubsende ein Rätsel. Beruwala - eine Traumpalme am Strand
Nach etwa 30 Minuten Strandspaziergang, mehr oder weniger in der Begleitung verschiedener Schlepper, kommen wir zu der Stelle, wo die Hotelzone endet und der Strand durch einen abgerutschten Steilhang unterbrochen wird, und biegen landeinwärts ab. Wir gehen jetzt parallel zur Küstenlinie durch Dorfstraßen, an den Häusern der Einheimischen vorbei, bis wir wieder einen Teil des Strandes erblicken und ihm weiter folgen können. Hier sieht man keine Touristen mehr, höchstens ein paar Einheimische baden im Wasser. In Beruwala wohnt überwiegend moslemische Bevölkerung und hier befindet sich auch die älteste und berühmteste Moschee des Landes, die wir heute finden wollen. Die Leute hier reagieren sehr freundlich auf unsere Blicke. Alle grüßen uns, Kinder laufen in unsere Richtung, folgen uns, winken oder gucken neugierig zu. Vor einer Traumpalme am Strand stellen sich ein paar Kinder aus dem Nachbarhaus lächelnd vor meine Kamera und möchten, daß ich sie fotografiere. Ich will schon abdrücken, aber da erblickt ein Erwachsener (der Vater?) die Kids und verjagt sie, laut schreiend, in der letzten Sekunde weg. Die Moslems lassen sich halt nicht gerne fotografieren, ansonsten sind sie aber sehr freundlich zu uns. Aber auch hier finden sich schon einige Jugendliche, die mit der Schleppermasche anfangen.
Nach etwa einer guten Stunde erblicken wir endlich das Ziel unseres Ausfluges - die Kachchimalai-Moschee auf einem Felsvorsprung an der Küste. Noch eine kleine Bucht mit badenden singhalesischen Jungs vor uns, noch eine kleine Trauminsel mit im Wind wedelnden Palmen am Horizont, und wir sind an der Moschee. Über Treppen kommen wir auf die felsige Landspitze hoch, auf der die strahlend weiße Moschee errichtet wurde. Von hier oben aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Küste, auf die erwähnte Trauminsel und Richtung Nordosten auf einen großen natürlichen Hafen von Beruwala mit unzähligen bunten Kuttern.
Beruwala gilt als die erste maurische Siedlung Sri Lankas, sie wurde von arabischen Händlern im 8. Jh. n. Chr. gegründet. Die Kachchimalai-Moschee wurde wahrscheinlich vor rund 500 Jahren errichtet. Am Ende des Fastenmonats Ramadan findet hier jährlich ein großes Fest statt.
Wegen der großen Hitze verzichten wir auf die Besichtigung des Hafenviertels. Stattdessen gehen wir jetzt "der Nase nach" durch die Gassen der Ortschaft zurück. Schmale Dorfstraßen führen uns an schönen kleinen Häuschen und Gärten vorbei, im Schatten der Palmen und anderer Bäume. Zwischen den Häusern sehen wir einen kleinen Familienbetrieb, in dem aus Holz große Fischerkutter gebaut werden. Einige dieser großen bunt bemahlten Fischerboote stehen in den benachbarten Gärten und auf den Freiflächen unter den Palmen. Auf den ersten Blick sieht alles hier so ruhig und idyllisch aus und scheint, ihren gewohnten Gang zu gehen. In der Wirklichkeit ist das Leben hier aber mit Sicherheit nicht so einfach. Unterwegs gesellt sich wieder ein junger Mann zu uns, und führt uns zu einer anderen schönen Moschee hin, die an einer Nebenstraße an einem künstlichen Wasserbecken malerisch gelegen ist. Alleine hätten wir diese Moschee hier nicht vermutet und nicht gefunden. Als er dann aber unbedingt weiter zu einem Bekannten führen will, der uns ein paar schöne Edelsteine zeigen möchte ("nur gucken") und wir kategorisch ablehnen, reagiert er ziemlich erbost und beleidigt.
Etwas später treffen wir auf einen kleinen Markt auf einigen benachbarten Dorfstraßen, mit Verkaufsständen für Obst, Gemüse, Fleisch u.a. Mit ein bißchen Glück kommen wir zurück zur Küste just an dieser Stelle, wo wir sie heute zum ersten Mal verlassen haben, kurz vor Beginn der Hotelzone. Wir folgen also dem uns schon bekannten Weg zum Strand, und über den schönen feinkörnigen Sand kommen wir ins Hotel zurück. Gegen 12.30 Uhr sind wir wieder da.
Beruwala - Sonnenuntergang Nach einer kurzen Erfrischung in unseren Zimmern gehen wir zum Mittagessen. Wie an den meisten Tagen genießen wir das Essen im Freien, am Pool, wo täglich ein Büfett aufgebaut wird. Hier, im Schatten der Bäume und Schirme, schmeckt das sehr gute Essen noch viel besser als im Speisesaal des Hotels. Den Nachmittag und Abend verbringen wir dann mit Nichtstun am Pool, Strand und auf den Liegen im Garten. Abends folgt noch der obligatorische Spaziergang am Strand beim wie immer einmaligen Sonnenuntergang am Wasser.

Für den heutigen Montag haben wir nichts besonderes geplant. Es ist einfach nur Erholung angesagt. Nach dem Frühstück gehen wir zum benachbarten Hotel "Riverina", wo ein Gästebetreuer unseres Reiseveranstalters seine Sprechstunde hat. Wir möchten dort für die nächsten Tage noch einige Ausflüge buchen. Außerdem kaufen wir in diesem Hotel einige Postkarten ein, denn dort ist die Auswahl größer als bei uns. Nach der Rückkehr in unser Hotel stellen wir im Hotelgarten unter kleinen schattenspendenden Bäumchen die Liegen auf und lassen unsere Seelen baumeln. Mit Sonnen, Lesen und Faulenzen verbringen wir die Zeit bis zum Mittagessen. Gut, daß wir all-inclusive gebucht haben, denn die Mengen der Getränke, die wir uns bei der herrschenden Hitze an der Poolbar holen, könnte man wohl kaum extra bezahlen. Und auch die Königs-Kokosnüsse werden von den hoteleigenen Kokospalmen im Garten heruntergeholt, so daß wir auch ab und zu deren leckeres, durstlöschendes Wasser mit den Strohhalmen schlürfen können.
In unserem Hotel gastieren fast nur Engländer. Während unseres Aufenthaltes entdecken wir kaum einen Deutschen, sie ziehen wohl mehr den Luxus in den 4- und 5-Sterne-Hotels vor. Manche der Engländer gehören wohl schon zu den Stammgästen in "Swanee" und kennen sich mit allen Hotelbediensteten. Die Hotelbedienung ist aber zu allen Gästen sehr freundlich, aufmerksam und hilfsbereit. Manche Kellner nehmen sich gerne Zeit, mit uns zu plaudern und zu scherzen. Dies erzeugt eine angenehme, häusliche Atmosphäre, die es wohl in den größeren Hotels nicht gibt.
Kurz nach dem Mittagessen am Hotelpool ziehen dicke Wolken auf und um ca. 13.30 Uhr beginnt es heftig zu regnen. Wir bleiben noch unter der Überdachung am Hotelpool sitzen, spielen ein wenig und schreiben einige Postkarten nach Hause. Der Regen verliert aber nichts an Intensität. Im Gegenteil, es gibt ein heftiges Gewitter und einige Blitze schlagen irgendwo direkt in der Nähe ein. Es kühlt sich sehr stark ab. Bei diesem Wetter macht es keinen Sinn mehr, hier weiter sitzen zu bleiben, zumal der Ort so direkt am Pool und unter den Palmen beim Gewitter wahrscheinlich auch nicht der sicherste ist. Wir warten also, bis der Regen etwas nachläßt und ziehen uns auf unsere Zimmer zurück. Heute gibt es wirklich einen Dauerregen. Ich beobachte die Uhr: um 16.15 Uhr ist keine Wetteränderung festzustellen, um 18.30 Uhr regnet es immer noch. Gegen 19.30 Uhr wird es dunkel und es gibt heute keinen schönen Sonnenuntergang, nur Regen, Regen, Regen. Das Hotel verlassen wir heute also nicht mehr.



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