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b e s o n d e r e   O r t e   (Teil 2) :    g e o d ä t i s c h e   D e n k m a l e
Es gibt weltweit verschiedene Orte, die geographisch - und durch ihre vermessungstechnische Bestimmung auch geodätisch - eine besondere Bedeutung haben. Dazu zählen z.B. die beiden Pole, die Lage der Äquatorlinie, die Wendekreise, oder die gerne bestimmten Mittelpunkte eines Landes bzw. eines Kontinents. Auch die höhenmäßig herausragenden Orte gehören dazu (s. Teil 1).
An manchen Orten befinden sich auch interessante Denkmale, die an besondere geodätische Leistungen oder Ereignisse erinnern, die dort stattgefunden haben (Teil 2).


Vermessungspunkte des Struve-Bogens (UNESCO-Welterbe)

In den Jahren 1816-1852 wurde mittels Triangulation ein Meridianbogen zwischen Fuglenes in Hammerfest am Nordkap (70°40') und Staro-Nekrassowka bei Izmajil am schwarzen Meer (45°20') vermessen, um daraus die Größe und Gestalt der Erde zu bestimmen (sog. Gradmessung). Nach dem Namen des Leiters Struve-bogen genannt, verläuft die Dreieckskette in Nord-Süd-Richtung über insgesamt 2821,833 km (= ca. 25 Grad) und besteht aus insgesamt 265 Hauptvermessungspunkten in 259 Triangulationsdreiecken (225 in damaligen Rußland und 34 in skandinavischen Ländern). Mehr dazu sehe hier.
Im Jahre 2005 hat die UNESCO 34 von den noch verbliebenen Vermessungspunkten des Struve-Bogens, die gleichmäßig über denkompleten Bogen verteilt sind, in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen: 4 Messpunkte in Norwegen, 4 in Schweden, 6 in Finnland, 2 in Russland, 3 in Estland, 2 in Lettland, 3 in Litauen, 5 in Weißrussland, 4 in der Ukraine und 1 in Moldawien.
An vielen von diesen Messpunkten befinden sich heute Denkmale oder Gedenktafeln (z.T. erst vor kurzem errichtet), die an die großartige Vermessungsleistung der damaligen Zeit erinnern. Auch postalisch wurden einige dieser Vermessungspunkte gewürdigt:


Messpunkt Fuglenes in Hammerfest, Norwegen (70°40'12'' N, 23°39'48'' E) [Nr. 1]

In der heute ca. 10.000 Einwohner zählenden Stadt Hammerfest befand sich der Endpunkt des Struve-Meridianbogens (Triangulationspunkt Nr. 258, Struve-Nr.: XII 15). Der Punkt wurde im Jahre 1846 vermarkt und die endgültigen astronomischen Beobachtungen erfolgten hieer im Jahr 1850. Bereits kurz nach den Messungen, im Jahre 1854, wurde von Wilhelm von Hanno (1826-1882, deutsch-norwegischer Architekt, Bildhauer, Maler und Grafiker) ein Meridiandenkmal entworfen und 1856 auf der kleinen Halbinsel Fuglenes über dem Messpunkt aufgestellt. Das 4 Meter hohe Denkmal besteht aus einem Sockel aus Granit, einer Säule aus poliertem rötlichem Marmor und aus einer Kupferkugel, die den Globus symbolisiert. Ein Stift oben auf der Kugel markiert die Stadt Hammerfest. Auf dem Denkmal befindet sich eine vergoldete Inschrift in lateinischer und norwegischer Sprache:

"Det nordligste Endepunct af en Meridianbue paa 25° 20' fra det nordlige Ocean til Donau-Floden igjennem Norge, Sverige og Russland efter' Foranstaltning af Hans Majestaet Kong OSKAR I og Keiserene ALEXANDER I og NICOLAI I ved uufbrodt Arbeide fra MDCCCVI til MDCCCLII udmaalt af de tre Nationers Geometrer. Brede: 70° 40' 11,3''."

"Termius sepientrionalis Arcus meridiani 25°20' quem inde ab Oceano Arctico ad fluvium Danubium usque per Norvegiam, Sueciam et Rossiam jussu et auspiciis Regis Augustissimi OSCARIS I et Imperatorum Augustissimorum ALEXANDRI I atque NICOLAI I annis MDCCCVI ad MDCCCLII continuo labore emensi sunt Trium gentium geometrae. Latitudo: 70° 40' 11,3''."


(Der nördlichste Punkt auf einem Meridianbogen von 25°20' vom nördlichen Ozean bis zu den Donaufluten durch Norwegen, Schweden und Russland auf Veranlassung von Ihrer Majestät Oskar I. sowie der Kaiser Alexander I. und Nikolaus I. vermessen von den Geometern aus den drei Nationen. Breitengrad 70° 40' 11,3''.)

Im Jahre 1945, während des Zweiten Weltkriegs, wurde das Denkmal nach Trondheim gebracht, um seine Zerstörung zu vermeiden. Am 17. Mai 1949 ist es an den ursprünglichen Ort zurückgekehrt.
Auch später diente der Stationspunkt Fuglenes als ein Vermessungspunkt 1. Ordnung für die norwegische nationale Landesvermessung. Zuletzt wurde er im Jahre 1994 neuvermessen. Heute ist die Meridiansäule in Hammerfest ein Symbol der nördlichsten Stadt Norwegens und der Welt.

Der Struve-Bogen-Denkmal in Hammerfest (UNO-Postverwaltung [2011], Mi...)


Messpunkt Katko beim Dorf Simuna, Estland (59°02'54'' N, 26°24'51'' E) [Nr. 18]

Die Abbildung auf dem FDC zeigt den Messpunkt Katko, gelegen im Nordosten Estlands, ca, 1 km östlich vom kleinen Dorf Simuna (454 Einwohner), in der Mitte eines Feldes. Der Punkt zählt nicht zu den 265 Hauptpunkten der Dreieckskette, sondern es ist ein Zusatzpunkt: der SE-Endpunkt der Simonis-Basislinie, einer von 10 im Struve-Bogen gemessenen Basislinien. Der andere Endpunkt der Linie - der Messpunkt Woibifer bei Voivere - gehört auch zu den 34 Weltkulturerbe-Punkten. Beide Punkte wurden in 1827 vermarkt und im gleichen Jahr wurde die ca. 4,5 km lange Basislinie gemessen (bei einer von Struve gemessenen Länge von 4.512,279 Meter wurde durch aktuelle Mesungen nur ein winziger Unterschied von 14 Milimetern festgestellt, was von enormer Genauigkeit damaliger Messung zeugt).

Der eigentliche Messpunkt war mit einer Eisenstange im Granitblock vermarkt. Später, im Jahre 1849 wurde wurde an dieser Stelle von Struves Freunden, F.B. Lütke und F. Vrangels, ein 1,9 m hohes Granit-Denkmal errichtet, das bis heute überdauert hat. Das Denkmal besteht aus 4 Teilen: der unterste, unterirdische Teil ist ein 204 × 204 cm großer Kalkstein-Fundament. Auf dem Fundament befindet sich ein Granitsteinblock 64 × 64 × 32 cm. Der dritte Teil ist auch ein Granitblock 64 × 64 × 38 cm mit einer 10 cm langen Eisenstange in der Mitte zur Befestigung des oberen Teils - einer 1,20 m hohen Säule. Im Denkmal ist auch das Gründungsjahr 1849 eingraviert.

Der Struve-Bogen - UNESCO-Weltkulturerbe; (FDC Estland [2011])


Messpunkt am Tartu Observatorium, Estland (58°22'44'' N, 26°43'12'' E) [Nr. 19]

Tartu Observatorium; (Estland [2011])

200 Jahre Sternwarte in Tartu ; (Postkarte Estland [2010])


Messpunkt Sestukalns in Sausneja, Lettland (56°50'24'' N, 25°38'12'' E) [Nr. 20]

Messpunkt Sestukalns (Lettland [2011])


Messpunkt Jacobstadt in Jekabpils, Lettland (56°30'05'' N, 25°51'24'' E) [Nr. 21]

Messpunkt Jacobstadt (Lettland [2011])


Messpunkt Meschkanzi in Nemencine, Litauen (54°55'51'' N, 25°19'00'' E) [Nr. 23]

In Litauen wurden drei Punkte in die UNESCO-Liste aufgenommen - Karischki (Gireišiai), Meschkanzi (Meškonys) und Beresnäki (Paliepiukai). Ihre Lage in dem Dreiecksnetz wurde in der nachfolgenden Marke mit roten Punkten markiert. Daneben ist das Denkmal im Punkt Meschkanzi dargestellt.

Messpunkt Meschkanzi (Litauen [2009])


Messpunkt Tupischki (Tupiski) in der Grodno Region, Weißrussland (54°17'30'' N, 26°02'43'' E) [Nr. 25]
und
Messpunkt Lopaty (Lopati) in der Grodno Region, Weißrussland (53°33'38'' N, 24°52'11'' E) [Nr. 26]
und
Messpunkt Tchekuzk (Chekutsk) bei Iwanowo, Weißrussland (52°12'28'' N, 25°33'23'' E) [Nr. 28]

In Weißrussland wurden in die Liste der UNESCO fünf Punkte aufgenommen (aus 19 bis dahin gefundenen). In allen Punkten wurden fast identische Denkmäler errichtet, daneben steht jeweils ein hoher Dreibein mit einem Signalaufbau.
Der Sonderstempel, der am 20.11.2017 in Chisnau anläßlich des 25jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Moldawien und Weißrußland verwendet wurde, zeigt die typische Form der in den 5 Punkten errichteten Denkmäler (rechts neben dem moldawischen Punkt Rudi):

Die private Briefmarke Moldawiens zeigt das weißruschische Denkmal auf dem Struve-Punkt Nr. 25 in Tupischki.



Auf dem Block von Weißrussland aus dem Jahr 2017 wurde neben den Porträts von Verantwortlichen für die Messungen am Struve-Bogen - Struve, Tenner und Hodzko - u.a auch das Denkmal dargestellt, dass auf dem Punkt Nr. 26 in Lopaty (Lapaty) in der Grodno-Region errichtet wurde. Auf der Briefmarke ist außerdem ein Teil der Dreieckskette auf dem Gebiet von Weißrussland abgebildet. Mit blauen Dreiecken sind darin die fünf Messpunkte dargestellt, die in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen wurden (Tupiski, Lapaty, Asaunica, Cakuck und Lieskavicy). Auf dem Blockrand ist ferner ein Dreibein mit dem Signalaufbau zu sehen, der neben dem jeweiligen Denkmal auf den 5 Punkten errichtet wurde.

Struve-Bogen, rechts unten das Denkmal am Punkt Lopaty (Weißrussland [2017])


Die im Jahr 2014 herausgegebene Make zeigt das in einem Waldstück gelegene Denkmal am Punkt Nr. 28, Tchekuzk (Cakuck):
(Bildvorlage für die Markenabbildung des Denkmals)

links unten: Messpunkt Tchekuzk (Weißrussland [2014])


Messpunkt Rudi, Moldawien (48°19'08'' N, 27°52'36'' E) [Nr. 30]

Der Struve-Bogen - UNESCO-Weltkulturerbe - 160. Jahrestag der Messung in Moldawien (Moldawien [2008])


Der Struve-Bogen - UNESCO-Weltkulturerbe - 200. Jahrestag des Beginns von Messungsarbeiten (Moldawien [2016])




Null-Kilometer-Marken

In vielen Ländern de Welt werden besondere Punkte markiert, die als Anfangspunkte (Nullpunkte) für die Streckenangaben zu anderen Orten dienen. Sie werden z.B. als Kilometer Null (Kilometre Zero) oder als Null-Meile Markierung bezeichnet und befinden sich oft an einer prominenten Stelle i.d.R. in den Landeshauptstädten. An diesen Stellen befinden sich häufig besondere Bauten, wie z.B. Säulen, die den Nullpunkt markieren und die Kilometerentfernungen zu den wichtigsten Städten im Land und in der Welt angeben.
Der wohl berühmteste Nullmarkierung, von der einige Teile seit der Antike erhalten geblieben sind, ist die Milliarium Aureum ("Goldener Meilenstein") des römischen Reiches. Es war eine vergoldete Säule aus Bronze, die auf Befehl des Augustus 20 v. Chr. an der östlichen Ecke der Rostra auf dem Forum Romanum in Rom angelegt wurde. Ursprünglich standen auf der Säule die Namen der Hauptstädte der Provinzen des römischen Reichs und ihre jeweiligen Entfernungen von Rom. Sie galt als ideelles Zentrum des Reiches, von der die wichtigsten Römerstraßen abgingen. Bis heute sind nur Reste des Sockels erhalten geblieben. Aufgrund dieser Säule entstand auch das Sprichwort „Alle Wege führen nach Rom“.

Chisinau, Moldawien (47°01'22,4" N, 28°50'08" E):

Am 22. November 2012 wurde im Zentrum der Hauptstadt Moldawiens, Chisinau, eine "Kilometer Null"-Metallplakette mit den eingravierten Namen der europäischen und asiatischen Hauptstädte eingebracht. Auf dieser Marmor- und Bronzeplatte werden Entfernungen in Kilometern zu mehreren Landeshauptstädten auf der ganzen Welt gezeigt. Die Bodenplakette befindet sich in dem Bürgersteig direkt vor dem Hauptgebäude der Moldawischen Post an der Kreuzung der Strada Vlaicu Pircalab und Boulevard Stefan cel Mare si Sfint.
Die Einbringung dieser Marke sollte eine symbolische Geste sein, die Mehrwerte für europäische Traditionen in der Republik Moldawien bringen wird. Sie sollte auch ein Wahrzeichen und eine Touristenattraktion für alle sein. Man plant Karten von Chisinau und dem ganzen Land zu entwickeln, die Enfernungsangaben von diesem "Null-Kilometer Posta Moldova" enthalten.
Aus diesem Anlaß hat die Moldawische Post 2012 eine Briefmarke herausgegeben:




Kiew, Ukraine (50°27'00,4" N, 30°31'24,4" E):

Am südlichen Rand des berühmten Platzes der Unabhängigkeit (Majdan) in Kiew, direkt vor dem Gebäude der Ukrainischen Post (Ukrposta), befindet sich eine Säule, die als "Postzentrum der Ukraine" bezeichnet wird. Sie wurde im Jahre 1996 aus der Initiative der Ukrposta errichtet und 2001-2002 renoviert bzw. neu gestaltet. Auf der Spitze der Säule befindet sich eine blaue Weltkugel, umgeben von fünf Tauben, die die fünf Kontinente symbolisieren (in Anlehnung an das Symbol des Weltpostvereins UPU). Am Fuß der Säule und darüber hnaus auf dem Platz sind Richtungen zu den regionalen Zentren der Ukraine und zu Hauptstädten anderer Staaten mit ihren Km-Enfernungen markiert.
Dieser Punkt dient für die Post als Referenzpunkt für die Entfernungsangaben, u.a. zu den Hauptpostämtern im Land. Im Jahr 2014 wurde eine Briefmarke zum 20jährigen Jubiläum der Gründung der Ukrposta herausgegeben, die den oberen Teil der Säule mit der Weltkugel darstellt.




Madrid, Spanien (40°24'59.9"N 3°42'13.7"W):

Die Puerta del Sol (deutsch: „Tor der Sonne“) ist einer der bekanntesten und meistbesuchten Plätze Madrids. Hier befindet sich seit 1950 unter anderem der Null-Kilometerstein der sechs Hauptnationalstraßen Spaniens, die sich sternförmig von Madrid aus über das gesamte spanische Festland erstrecken.